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Ein Kuss von dir

Ein Kuss von dir

Titel: Ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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über den Arm. Mr. Knight hatte Lady Gertrude und ihr heute Morgen nach der Kirche in die Kutsche geholfen, dann hatte er sein Pferd bestiegen und sie zu seinem Stadthaus eskortiert. Sie war verängstigt gewesen und hatte vorgehabt, ihm ihre Missetaten zu erklären. Aber er hatte nur abgewartet, bis sie die Vordertür erreicht hatten, und war dann, ohne sich noch einmal umzudrehen, fortgeritten.
    Eleanor sah immer wieder hoffnungsvoll hinaus, konnte ihn aber nirgends entdecken. »Was hilft mir mein gelassenes, liebenswertes Selbst, wenn Mr. Knight eine andere will?«
    Lady Gertrude strich über das weinrote Schultertuch aus Kaschmir, das sie über die Füße drapiert hatte. »Ich habe Sie beide zusammen erlebt. Er möchte eventuell eine Duchess besitzen , aber im Bett haben will er Sie.«
    Sie wirbelte herum und sah Lady Gertrude in die Augen. »Ich bin an meinem Hochzeitstag von meinem Ehemann sitzen gelassen worden. Ich möchte doch betonen, dass das für unsere Ehe nichts Gutes verheißt.« Sie war sich vage der Tatsache bewusst, dass sie eine Schmierenkomödie aufführte. Aber wenn sie nach den Ereignissen des heutigen Tages schon nicht dramatisch sein durfte, wann dann?
    »Unsinn.« Lady Gertrude verwarf Eleanors Sorge mit einer hochmütigen Handbewegung. »Er kommt zurück.«
    Eleanor streifte abermals durch den Raum. Sie hatte sich zum Mittagessen umgezogen, das sie, in kläglicher Verfassung, zusammen mit Lady Gertrude und Clark Oxnard eingenommen hatte. Sie hatten sich angeregt über vielerlei Themen unterhalten und waren nur einmal ins Stocken gekommen, als Clark gesagt hatte, wie enttäuscht seine Frau sein würde, das Ereignis verpasst zu haben. Er war unmittelbar danach verschwunden, und den ganzen langen Nachmittag über war Eleanor auf und ab gelaufen – und hatte an Mr. Knight gedacht. Dann hatte sie sich zum Dinner umgezogen und verzweifelt gehofft, dass Mr. Knight zum Abendessen auftauchen würde.
    Er war es nicht, und langsam verlor sie die Hoffnung. Sie sah zu, wie Bridgeport Lady Gertrude ein neues Glas Brandy brachte und einen kühlen Lappen, den Lady Gertrude sich auf die Stirn legte.
    Eleanor begutachtete das seltsame Ritual, und die Erinnerung kehrte zurück. Sie glaubte vage, gesehen zu haben, wie Lady Gertrude neben Lady Shapster stand, die neben ihr auf dem Boden gelegen hatte. »Madam? Habe ich das richtig in Erinnerung? Haben Sie Lady Shapster niedergeschlagen?«
    Bridgeport kämpfte mit einem Lächeln.
    »Ich habe ihr einen Stoß mit dem Kopf versetzt – wenn man so klein ist wie ich, muss man sich mit dem Wenigen behelfen, das man hat.« Lady Gertrude rieb sich den Scheitel. »Trotzdem bin ich froh, es getan zu haben. Eine grässliche, bösartige Frau.«
    »Ja. Danke. Das war vermutlich das Wagemutigste, das je ein Mensch getan hat.« Im Geiste sah Eleanor, wie Hochwürden Gilbert und Clark Lady Shapster auf die Beine halfen. Lady Shapster hatte ihre Fürsorge zurückgewiesen und sich den Rock abgeklopft. Aber eingeschüchtert war sie nicht. Sie war wütend, und sie war skrupellos. Eleanor bezweifelte nicht, dass Lady Shapster ihr die Schuld für diese Demütigung gab. Lady Shapster würde Rache nehmen.
    »Möchten Madam eine erfrischende Tasse Tee?«, fragte Bridgeport.
    Eleanor stellte verblüfft fest, dass er zu ihr sprach. Sie war jetzt die Hausherrin, und sämtliche Dienstboten wussten über die Begleitumstände der Eheschließung Bescheid. In den Dienstbotenquartieren – ja, in ganz London – kursierten jetzt die Klatschgeschichten. »Danke, Bridgeport, lieber nicht. Ich denke, ich sollte ein wenig sticken.«
    Bridgeport warf einen missgünstigen Blick auf Lizzie, die sich mittlerweile auf Eleanors Füßen rekelte. »Wünschen Madam, dass ich das Hundetier entferne?«
    »Nein.« Eleanor bückte sich und rieb Lizzie die Nase. »Sie macht mich glücklich.«
    Bridgeport unterdrückte ein Seufzen. »Gewiss, Madam, aber ich möchte Ihnen nochmals versichern, dass ich das Tier heute Nacht zu mir nehme, falls Mr. Knight zurückkommt. Dann brauchen Sie sich des Hundes wegen keine Sorgen zu machen.«
    »Danke, Bridgeport, das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Eleanor.
    Bridgeport zögerte. »Ihre Stickarbeit liegt hier, Madam, auf diesem Tisch. Ich schicke einen Lakaien mit einem weiteren Kandelaber.«
    Eleanor vermutete, dass er genau wie Lady Gertrude wünschte, sie möge wieder sie selbst sein. Sogar der Hund schaute sie sonderbar an, die Stirn ausdrucksvoll in Falten gelegt.

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