Ein Kuss von dir
wäre: Die Tiara zu verspielen, steht mir nicht zu.«
Wie konnte ein Mann, der am Spieltisch seine eigene Tochter verloren hatte, Skrupel haben, die geschichtsträchtige De-Lacy-Tiara zu verspielen? Es schien unlogisch, doch Eleanor zweifelte nicht an seinen Worten. Er war jeder Zoll ein Duke. Davon überzeugt, überall willkommen zu sein, laut und brüsk, mit rosigen Wangen und einer kräftigen Stimme, die er niemals dämpfte. Groß und breit, wie er war, hüpfte ihm beim Gehen der Bauch, und im Moment ging er auf Lady Gertrude zu und spähte in ihr Glas. »Brandy. Gut. Ich nehme auch einen.« Er ließ sich in einen Sessel fallen, der unter seinem Gewicht knarrte. Dann schnippte er mit den Fingern nach Lizzie und sagte: »Einen albern aussehenden Hund hast du da, Eleanor.« Lizzie kam vorsichtig näher, schnüffelte an seinen Fingern und ließ sich von ihm streicheln. »Taugt er zu irgendwas? Hirschjagd? Vogeljagd?«
Eleanor lächelte. »Das bezweifle ich, aber sie ist sehr lieb und betet Mr. Knight förmlich an.«
»Also zudem nicht sonderlich gescheit«, sagte Magnus.
Lizzie kehrte zu Eleanor zurück, als sei sie beleidigt.
»Gescheit genug.« Eleanor kraulte die Hündin hinter den Ohren.
Bridgeport reichte dem Duke seinen Brandy und entschied dann offenbar, dass Eleanor auch einen bekommen sollte, denn er servierte ihr ein geschliffenes Kristallglas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
Eleanor fragte sich, ob sie mitgenommen wirkte, und nahm dankend an. Dann entließ sie Bridgeport mit einem Handzeichen, und der Butler schloss die Tür hinter sich.
Magnus nahm einen kräftigen Schluck und wollte wissen: » Hat Madeline heute nun geheiratet?«
Bevor sie Antwort gab, nahm Eleanor gleichfalls einen Schluck. Sie hustete, räusperte sich und erwiderte: »Nicht wirklich, Onkel.«
»Nicht wirklich? So was wie nicht wirklich verheiratet, gibt es nicht. Entweder sie ist verheiratet oder sie ist es nicht.«
Lady Gertrude gackerte: »Wo du Recht hast, hast du Recht, Magnus.«
»Meines Wissens ist Madeline nicht verheiratet.« Eleanor befeuchtete die Lippen. »An ihrer Stelle habe ich Mr. Knight geheiratet.«
Magnus gaffte sie an. Ein Lächeln spielte um seine breiten Lippen. »Ganz prächtig von dir, mein liebes Mädchen! Ich wusste, dass du immer für deine Cousine da sein würdest, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass du die Courage hast, es mit einem Mann wie Knight aufzunehmen.«
Eleanor sagte trocken: »Ich bin genauso überrascht wie Sie, Onkel.«
»Wie hast du ihn dazu gebracht?« Er zwinkerte. »Oder darf man das nicht fragen?«
Lady Gertrude erklärte: »Magnus, du bist immer noch so grob wie früher.«
Zu Eleanors Verblüffung wurde er rot. »Das war nicht grob. Eleanor ist ein hübsches Ding, und Knight ist schließlich nicht blind.«
Eleanor schaltete sich ein, bevor das Gespräch noch peinlicher wurde. »Ich habe Mr. Knight nicht in der Weise eingefangen, wie Sie es unterstellen, Onkel. Er wusste nicht, dass ich es war.«
Magnus sah sie verständnislos an.
Eleanor setzte hinzu: »Er dachte, ich sei Madeline.«
Es dauerte einen Moment, doch dann hatte Magnus begriffen, wie die Dinge lagen. Er schlug sich aufs Knie und brüllte vor Lachen. »Ein guter Witz! Wusste es nicht, he? Hat das falsche Mädchen geheiratet! Oh, was werde ich Spaß haben, diese Geschichte zu erzählen!«
»Oh nein, Magnus!« Lady Gertrude setzte sich kerzengerade auf. »Mr. Knight ist sehr wütend auf Eleanor. Es ist schlimm genug zu wissen, dass die Geschichte in einer dieser grässlichen Zeitungen erscheinen wird. Lass uns seinen Zorn nicht weiter anfachen, indem ausgerechnet du ihn verspottest.«
»Er ist verrückt nach Eleanor, oder? Ja, ich sehe warum.« Magnus schlürfte sein Glas leer und stellte es auf den Tisch. »Ah, nun gut, selbst wenn es mich sehr reizen würde, aber ich muss London ohnehin wieder verlassen. Ich bin auf einer Mission, das Familienvermögen wiederherzustellen. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich herkommen konnte.« Er runzelte die Stirn. »Obwohl dank unserer lieben Eleanor das Familienvermögen, wie ich vermute, nach wie vor intakt ist.«
Er wirkte wieder munterer und sagte: »Trotzdem, die Verhandlungen laufen bereits, und ich lasse das jetzt nicht bleiben.«
Obwohl Magnus sie nicht ins Vertrauen gezogen hatte, wusste Eleanor doch, dass er einen Plan ausgeheckt hatte, um Madeline zu retten. Überzeugt, dass er ein kostbares Familienerbstück verspielen würde, hatten
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