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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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dann reden wir über die Finanzen, und versuch erst gar nicht, uns davon abzuhalten. Wir haben Nelly, Ben und Dabulamanzi einen Abschlag auf ihren Lohn gegeben, sie werden also vorerst für dich sorgen. Ich komme morgen wieder, und übermorgen wird Lina nach dir sehen, und ansonsten haben wir beide unser Telefon am Bett. Du musst versprechen, uns anzurufen, wenn du nicht klarkommst, hörst du?«
    Sie versprach es, und dann war sie mit Irma allein und konnte mit ihr, die so viel älter war als sie, die so viel mehr vom Leben gesehen hatte und Zusammenhänge begriff, wo sie selbst keine sah, die Beweggründe verstand, die ihr unbegreiflich waren, reden. Erst kamen ihr die Worte stockend, dann wurden sie zu einem Fluss, der, immer reißender werdend, viele Steine einfach wegstrudelte, und nachdem sich der aufgewühlte Schlamm gesetzt hatte, war das Wasser klar. Alles breitete sie vor Irma aus, ließ nichts weg und lauschte dann, wie Irma Begebenheit für Begebenheit nahm, umdrehte, dahinter sah, die Zusammenhänge aufspürte, und begann allmählich zu verstehen.
    Irma gab ihr Martin wieder. Sie vermochte Jill verständlich zu machen, dass ihr Mann nicht aus Gewinnsucht oder Bösartigkeit gehandelt hatte, sondern weil er sie liebte, weil er endlich nicht mehr als Versager vor ihr dastehen wollte. »Und der Ferrari?«, warf Jill ein, noch immer zweifelnd.
    »Das klassische Symbol!«, rief Irma aus. »Siehst du das nicht? Dafür hätte er keine Worte gebraucht. In einem einzigen Gegenstand wäre sein Erfolg mit einem Paukenschlag jedem offenkundig geworden. Du hättest seinen Vater kennen sollen, ihm hätte so ein knallrotes Ungetüm ungeheuer imponiert.«
    *
    An einem der nächsten Werktage kehrte Irma von einer Vertrags-besprechung aus der Stadt zurück. Sie trug ein todschick tailliertes schwarzes Kostüm, das ihre schlanke Figur betonte, hauchzarte schwarze Strümpfe und hohe Absätze. »Mein Kampfanzug, dann wissen die gleich, dass ich es ernst meine«, hatte sie ironisch gelächelt, als sie sich morgens verabschiedete. Sie setzten sich mit einem Drink ins Wohnzimmer, und Irma berichtete über den Ausgang der Verhandlungen. Das Geräusch eines Autos drängte sich in ihre Unterhaltung. Beide hoben den Kopf. Kurz darauf knallte eine Wagentür. Dary fing an, in der Küche zu toben, und die beiden jungen Rottweiler, die Neil und Tita ihr geschenkt hatten, fielen mit hohem Welpengekläff ein. Irma drückte Jill, die aufstehen wollte, zurück in den Sessel und ging nachsehen.
    Jill hörte eine tiefe männliche Stimme, kühl und bestimmt, dann Irmas, laut, protestierend. Sekunden später erschien Leon im Wohnzimmer. Mit wenigen Schritten war er neben ihr, zog sie hoch, und bevor sie es verhindern konnte, küsste er sie auf die Wange. »Jill, wie geht es dir? Wir haben uns große Sorgen gemacht.« Er drehte sich zu Irma um, den Arm noch um Jill gelegt. »Ich möchte mit der Witwe meines Bruders allein sprechen«, sagte er.
    Jill, die bei dem Wort Witwe heftigst zusammengezuckt war, begehrte auf. »Alles, was du zu sagen hast, kann Irma hören. Sie ist meine nächste Angehörige, stellvertretend für meine Familie.«
    Leon zog die Brauen zusammen, zuckte dann die Schultern. »Gut, wie du willst. Ist auch egal. Deine Leute machen Ärger, hab ich gehört, und deine finanzielle Situation ist eine Katastrophe. Ich bin bereit, Vergangenes vergangen sein zu lassen, und möchte dir helfen …« Er machte eine Pause, schien auf ihre Reaktion zu warten, doch Jill verzog keine Miene, wartete auf den Hammer, der mit Sicherheit auf sie hinuntersausen würde. »Du brauchst jetzt einen Mann im Haus, Jill. Ich habe das mit Lorraine besprochen, und sie ist der gleichen Meinung. Du ziehst zu uns, wir haben noch ein hübsches Zimmer frei. Stell dir vor, du könntest dich von alldem hier erholen. Lorraine freut sich schon, sie will dich mit in ihren Gartenclub nehmen und zu ihrem Frauenkreis. Sie machen da Seidenmalerei und tauschen Kochrezepte aus. Das wird dir doch sicher gefallen, nicht?« Sein Arm lag noch immer um ihre Schultern, er drückte sie an sich.
    Jill sah ihn nur an, konnte sich kaum etwas Grässlicheres vorstellen, als mit Lorraine Kochrezepte und Intimitäten auszutauschen, sagte aber nichts. Wartete.
    Ein Schatten huschte über Leons braun gebranntes Gesicht. Er ließ seinen Arm von ihrer Schulter fallen, trat einen Schritt zurück. »Nun, du kommst also zu uns, und mein Freund Len schmeißt Inqaba, bringt deinen Leuten mal

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