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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Jill boshaft und stellte nach Luft ringend fest, dass ihre Schwägerin von »Poison« auf »Eternity« umgestiegen war und vermutlich eine ganze Flasche über sich ausgegossen hatte.
    »… ich hab zu Leon gesagt«, plapperte Lorraine weiter, »Jill hat bestimmt in all dem Wirbel vergessen, unsere Einladung abzuschicken, oder sie ist verloren gegangen. Bei dieser Post ist das ja heute gar kein Wunder, nicht? Die Kaffern sind hoffnungslos. Nun, das hab ich gesagt und dass wir dir nicht böse sein und deswegen zu Hause in unserem Schmollwinkel sitzen bleiben dürfen, anstatt dich hier zu unterstützen. Schließlich gehörst du zur Familie, bist ja auch eine von Bernitt, auch wenn Martin tot ist … Also wirklich, nicht schlecht, deine Party … oh, sogar die Reporterin der Gesellschaftsseite ist hier, du musst mich einfach vorstellen..«, Lorraine sah sich mit glitzernden Augen um und redete und redete.
    Wie ein Wasserfall rauschten die Worte an Jill vorbei, denn während der ganzen Zeit fixierte Leon sie mit einem sardonischen Grinsen, das ihr ein außerordentlich unbehagliches Gefühl in der Magengrube verursachte. »Warum bist du hier?«, fragte sie in eine Atempause Lorraines.
    »Na, um dich zu unterstützen, das hast du doch gehört.« Er trank grinsend einen großen Schluck Champagner, den ihm eine von Angelicas adretten Serviererinnen gebracht hatte. »Den Rest hat dir ja Len heute erklärt.«
    »Wenn du nicht auf der Stelle verschwindest, lass ich dich rauswerfen!« Wie oder von wem, wusste sie allerdings nicht, denn sie hatte nicht vor, noch einmal zur Waffe zu greifen. Aber vielleicht ließ er sich auch bluffen. Verstohlen sah sie sich nach Nils Rogge um, entdeckte ihn in einem angeregten Gespräch mit Marius Konning. Hilfe suchend sah sie zu ihm hinüber, erkannte in ihm die einzige Chance, dass Leon für heute Abend Ruhe geben würde, musste den Impuls unterdrücken, ihn zu rufen.
    »Du scheinst weder mir noch Len zugehört zu haben«, sagte Leon, ihre Aufmerksamkeit erzwingend, »ein Teil von Inqaba gehört mir, und du wirst mich nicht von hier verjagen. Ich habe die Angelegenheit schon meinen Anwälten übergeben.« Metallisch hart hallte seine Stimme in ihren Ohren.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie erleichtert, dass Nils jetzt ungeniert und mit großem Interesse ihrer Unterhaltung lauschte und sich dabei langsam zu ihr durchschlängelte. »Nils«, winkte sie ihn heran, »haben Sie alles, was Sie möchten? Kann ich Ihnen noch ein Glas Champagner bringen lassen?«
    Nils Rogge sah sie kurz an, dann sein frisches, volles Glas, dann Leon. Er musste gespürt haben, dass ihr Angebot eine Art Bitte um Hilfe war, denn er reagierte prompt. »Leider muss ich Ihnen unsere Gastgeberin kurz entführen«, lächelte er Leon an, und Jill fühlte sich an Dary erinnert, wenn er seine beeindruckenden Zähne fletschte. Dann nahm er sie am Ellenbogen und schob sie vor sich her, bis sie die gegenüberliegende Seite der Terrasse erreicht hatten. »Freund von Ihnen?«, fragte er in seiner lakonischen Art und reichte ihr sein noch unbenutztes Glas.
    Sie nahm einen tiefen Schluck von dem Champagner und lächelte schief. »Schwager, Bruder meines verstorbenen Mannes. Kein Freund. Ganz bestimmt nicht.«
    Er schwieg und wartete.
    Sie schwieg auch. »Er will mir meine Farm wegnehmen«, rutschte es ihr dann heraus, und sie biss sich auf die Lippen.
    »Kann er das?«
    Sie sah hoch zu ihm, fand, dass sie ihm am liebsten alles erzählen würde, aber ihre warnende innere Stimme hielt sie davon ab. »Nein, nein …« Aber selbst in ihren Ohren klang das lahm und unwahr. Sie räusperte sich. »Natürlich nicht!«
    Nils Rogge studierte ihr Gesicht eingehend, tastete sie mit seinem Blick ab, bis ihr die Haut kribbelte. »Soso«, sagte er leise, »Sie brauchen also keine Hilfe?«
    »Nein.« Sie senkte ihren Blick, spürte genau, dass sie ihm nicht viel länger widerstehen konnte, kurz davor war, alles vor ihm auszubreiten, was sie quälte. Jetzt verstand sie, warum er als ein so herausragender Reporter galt. Auch er war ein Verführer von Menschen, ein Rattenfänger, und im Moment erprobte er seine Kunst an ihr.
    »Es hat auch nichts mit diesem anderen Herrn zu tun, den Sie etwas drastisch mit dem Gewehr von der Farm gejagt haben?« Wieder dieser zupackende Blick, das Lächeln, das diese unvorhergesehene Wirkung bei ihr hatte. Offenbar war sie so allein innerlich, so hungrig nach Wärme, dass sie Gefahr lief, auf den erstbesten

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