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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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braune Maske mit brennenden schwarzen Augenlöchern. Was hatte sie nur? Wartete sie auf Popi?
    Jills Herz fing an zu hämmern. Sollte er mit seinen Zulus hier auftauchen und womöglich auch Irma noch, versessen, die Männer mit dem Gewehr von der Farm zu jagen, würde es ein Blutbad geben, davon war sie überzeugt. Für keine Sekunde gab sie sich der Illusion hin, dass Leon, Len und seine zwei Männer unbewaffnet waren. Außerdem war sie sich sicher, dass noch eine beachtliche Anzahl von Anwesenden eine verborgene Waffe trugen, und Leon hatte mit seinen Ansichten sicher einige Sympathisanten unter ihnen. Len Pienaar bewachte einen Großteil der umliegenden Farmen mit seiner Schutztruppe. Sie kannten ihn ohne Zweifel als aggressiven, gefährlichen Mann. Keiner würde sich mit ihm anlegen. Sie fühlte, wie ihr der Schweiß in den Ausschnitt lief.
    »Scheiße«, hörte sie Alastair sagen, »Neil, Marius, wir müssen die Frauen hier rausbringen, hier geht’s gleich rund.«
    »He, Leon! Ärger, Mann?« Ein-Arm-Len ging mit breitem Grinsen auf seinen Freund zu, seine Männer deckten ihm mit professionellem Gehabe den Rücken. Trotz des Ernstes der Situation wirkte es ziemlich albern. Leon riss sich in einem Augenblick der Unaufmerksamkeit von Marius und Alastair los, die zwei Begleiter von Len nahmen ihn in die Mitte, hastig konferierten sie miteinander.
    Jill wurde gewahr, dass ein gewisser Geräuschpegel wieder eingesetzt hatte. Hier und da tuschelten einige miteinander, Füße scharrten, jemand nieste. Wie eine rückflutende Welle hatten sich die Gäste langsam ins Haus zurückgezogen, und sie wie Strandgut auf der Terrasse zurückgelassen. Wie befürchtet, tauchte jetzt Irma im Zelteingang auf, das Gewehr an der Hüfte im Anschlag, den Finger am Abzug. Zischend sog Jill den Atem durch die Zähne, wollte Irma warnen, aber alles passierte so schnell, dass sie der verwischten Bewegung nicht folgen konnte. Als das Bild wieder klar war, waren Lens Männer in die Knie gegangen, hatten die Waffen gezogen. Sie hielten sie mit beiden Händen und ausgestreckten Armen und zielten genau auf Irmas Kopf. Jill stand in der Mitte zwischen Irma und den vier Männern. Wie ein Knochen zwischen zwei Hunden. Sie unterdrückte eine Art wahnsinniges Kichern, das ihre Kehle kitzelte. Ihr war weiß Gott nicht nach Lachen zu Mute.
    »Waffe runter, du alte Hexe«, befahl Len Pienaar.
    Alastair machte einen Schritt auf ihn zu. »Was fällt Ihnen ein, Pienaar? Sie befinden sich hier auf der privaten Feier einer Lady, und soweit ich weiß, sind Sie nicht eingeladen. Verschwinden Sie.« Seine tiefe Abneigung gegen den Ex-Polizisten spiegelte sich in seinem abschätzigen Ausdruck wider.
    Len Pienaar würdigte ihn nicht einmal eines Blickes.
    Trotz der angespannten Situation musste Jill ein Schmunzeln unterdrücken. Alastair hegte sehr altmodische Ansichten über gute Manieren, ganz besonders den Damen gegenüber.
    Irma rührte sich nicht, ihr Finger lag am Abzug.
    »Nicht, Irma«, sagte Jill mit normaler Lautstärke, »nicht.«
    Aber diese senkte den Lauf ihres Gewehrs um keinen Millimeter. Die Steinach-Frauen waren eben eigensinnig. Rasch warf Jill einen Blick in die Runde. Nils und Axel hatten sich in die Ecke bei der kleinen Treppe, die zum Weg hinunterführte, zurückgezogen. Nils machte unentwegt Notizen, Axel filmte. Sie war beruhigt. Solange diese beiden Reporter die ganze Szene für die Nachwelt aufnahmen, würde es wohl keiner wagen, den Krieg zu beginnen. Doch als sie sich umwandte, bemerkte sie, dass Neil, Alastair und Marius sich fast unmerklich langsam an die vier Männer heranschoben. Sie verständigten sich untereinander nur durch Blicke, und ihr war sofort klar, was sie vorhatten. Entsetzt hielt sie den Atem an. Neil war Ende fünfzig, Marius und Alastair waren zwar jünger, aber nicht so durchtrainiert wie Len und seine Männer.
    Bevor sie sich einmischen konnte, warfen sich die drei von hinten auf Leon, Len und die beiden anderen. Leiber, Arme, Beine verknäulten sich ineinander, jemand grunzte, und in der nächsten Sekunde wälzten sich Alastair, Marius und Neil am Boden. Dann knallte ein Schuss, eine Lampe zersplitterte, und Leon wurde von Len und seinen Leuten in rasender Eile wie ein Sack Mehl aus dem Haus gezerrt.
    Irma stand da, das Gewehr lässig in der Armbeuge, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. »Die sind wir los«, verkündete sie fröhlich, »habt ihr gesehen, wie die gerannt sind?« Sie piekte Alastair mit dem

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