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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Erwägung, ihm eine repräsentative Uniform zu kaufen, hatte sie schnell verworfen. Es war schlicht zu teuer. Außerdem war Jonas Dlamini kein Lakai.
    Jonas nahm Platz hinter seinem schönen neuen Tresen, der einer schwungvollen Brücke nicht unähnlich war, legte Schreibutensilien, Anmeldeformulare zurecht, ordnete die verschiedenen Prospekte, darunter einen von Angelicas Restaurant. Einer der Gäste, eine grauhaarige Frau in Wanderschuhen, kam aus dem Esszimmer, stutzte, als sie den neuen Empfang sah, und trat dann erfreut lächelnd heran. »Könnten Sie mir eine Route ausarbeiten, wo ich die meisten Vögel sehen werde? Ich gebe Ihnen eine Liste von denen, die ich bereits abgehakt habe.«
    »Oh ja, Madam, mit Vergnügen«, antwortete Jonas und strahlte Jill über den runden Rücken der Frau an.
    Aufs Höchste zufrieden ließ sie ihn allein und erlaubte sich einen kurzen Gedanken daran, dass sie ihn zum Manager ausbilden könnte, der ihr eines Tages den Großteil des Papierkrieges abnehmen würde. Der Regen hatte aufgehört, Nässe tropfte noch von den Blättern, rann aus dem Rieddach, aber die Sonne war durch die Wolken gebrochen, und die Feuchtigkeit verdampfte rasch. Sie sah auf die Uhr. Kurz nach elf. Durch Jonas hatte sie unerwartet freie Zeit, genug, um Lorraine die Dokumentation zu bringen, die ihr Tita vor zwei Tagen geschickt hatte. Ihre Schwägerin konnte die Papiere dann mit ins Gefängnis nehmen, um sie Leon zu geben.
    Sie hatte ganz sicher nicht die Absicht, ihren Schwager im Gefängnis zu besuchen. Schon allein aus dem Grund, weil sie nicht garantieren konnte, dass sie sich beherrschen könnte. Jedes Mal, wenn ihre Gedanken wegliefen, von Tommy zu Mama, dem Flugzeugabsturz, und dann von Christina zu Leon sprangen, überfiel sie archaische Wut, durch keinen Zivilisationsanstrich gemildert. Dann wollte sie nur eins. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Auch jetzt kochte es wieder in ihr hoch, aber sie zwang sich zur Ruhe. Kurz entschlossen holte sie die Dokumente aus dem Büro, um sie Nils zu zeigen. Vielleicht würde er sie begleiten.
    Höchst interessiert blätterte er sie durch. »Natürlich komme ich mit. Vielleicht erfahren wir da Näheres, was mit Len Pienaar und Leon passieren wird.« Schnell trank er seine vierte Tasse Kaffee, ohne die er angeblich seinen Kreislauf nicht in Gang bekam, und stand auf. Er sah an sich herunter. Seine ausgewaschenen Jeans waren nass und schlammbespritzt. »Ich glaube, ich muss mir andere Hosen anziehen. Kommst du mit rüber in den Bungalow?«
    »Nein, nein«, antwortete sie hastig, »nein, jetzt nicht.« Auf keinen Fall wollte sie Thandi begegnen. Die Gefahr, dass sie wie wütende Raubkatzen übereinander herfallen würden, war zu groß. Die Sonnenbrille ins Haar geschoben, das schwarze T-Shirt in ihre langen Leinenhosen gesteckt, lehnte sie am Wagen und wartete.
    Kurz darauf erschien er wieder, und sie fuhren vom Hof. Ein paar Kilometer schaffte sie es, die Frage herunterzuschlucken, die ihr ständig wie Galle hochkam, dann aber stellte sie sie doch. »Was geht zwischen Thandi und Axel vor? Ich hab sie zusammen im Bungalow gesehen.«
    Er grinste. »Was wohl! Der gute Axel ist vernarrt in die Frau. Er redet nur noch von ihren Brüsten, ihrem knackigen Hintern und ähnlich gelagerten Qualitäten. Er zappelt hilflos in der Venusfalle, aber es bereitet ihm ganz offensichtlich größtes Vergnügen.«
    »Die wird ihn verschlingen und dann ausspucken wie eine Würgeschlange ihre Beute«, prophezeite sie, »ohne darüber nachzudenken.«
    »Würgeschlange?« Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ach, den Eindruck habe ich aber gar nicht«, ein sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen, »nein, ganz und gar nicht.«
    »Du kannst doch nicht vergessen haben, dass sie und ihr Bruder mich von meinem Land vertreiben wollen. Es sind Verbrecher, Nils, mit Sicherheit auch für den Überfall auf die Farrington-Farm verantwortlich. Meine Güte, denk doch an Angelica und die Kinder.« Aufgewühlt drehte sie sich zu ihm, der Wagen schlingerte quer über die Fahrbahn. In den nächsten Sekunden war sie damit beschäftigt, ihn wieder in die Fahrspur zu bringen.
    Nils’ Antwort kam ganz ruhig. »Ich glaube nicht, dass die Kunene-Zwillinge den Überfall angezettelt haben. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es so nicht abgelaufen ist.«
    »Und woher nimmst du diese Sicherheit?«, fragte sie aufgebracht.
    Schulterzuckend blickte er aus dem Seitenfenster. »Ich habe noch nichts

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