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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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interessant«, murmelte er, »sogar den Halbmond hat sie.« Mit dem Fingernagel kratzte er eine Schmutzflocke von dem Schloss und sah näher hin. »Das ist ja ein Ding!«, rief er plötzlich. »Das kann doch nicht sein!« Er hielt ihr die Pistole hin. »Hier, sieh einmal, kannst du diese Buchstaben erkennen?«
    Sie rieb mit dem Finger darüber, bis die Stelle blank war und die eingeritzten Buchstaben deutlich zu erkennen. »K. v. B.«, las sie laut und sah ihn fragend an.
    »Konstantin von Bernitt, mein Urururgroßvater«, antwortete er feierlich, »diese Pistole gehörte ihm, da gibt es gar keinen Zweifel. Er bekam sie von seinem Bruder, der zur Schutztruppe Otto von Bayerns gehörte, die diesen nach Griechenland begleitete. Otto bestieg 1833 den griechischen Thron.«
    »Wie kommt die dann hierher?« Ihre Finger glitten über die Silberverzierungen.
    »Das würde ich auch gern wissen. Es gibt ein Porträt meines Urahns Konstantin, auf dem er ebendiese Pistole in der Hand hält. Es wurde gemacht, kurz bevor er nach Afrika auswanderte. Hier muss sie dann verschwunden sein.«
    »Vielleicht hat er sie verkauft – ist sie wertvoll?«
    »Unmöglich«, unterbrach er sie, »sein Bruder hat sie von König Otto persönlich erhalten, Konstantin hätte sie nie verkauft. Außerdem waren die Dinger damals technisch schon völlig überholt. Habt ihr eine Familienchronik? Da könnten wir vielleicht eine Antwort finden.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Nein, eine Familienchronik haben wir nicht, jedenfalls nicht, soweit ich es weiß. Ich kenne die alten Geschichten aus den Erzählungen meiner Mutter und meiner Großmutter, die ist aber schon länger tot.« Ihr Blick wanderte über die Bücherwände. »Wer weiß, was hier noch alles versteckt ist. Wenn wir von der Hochzeitsreise zurückgekehrt sind, sollten wir einmal nachgraben.« Sie legte sich in seinen Armen zurück. »Wie ist es, willst du die Geschichte zu Ende hören?«
    Immer noch sehr nachdenklich, nickte er. Aber bevor sie weiterreden konnte, bellten Roly und Poly in der Nähe, und sie zuckte zusammen. Alltagsgeräusche gewannen wieder Oberhand. Das Hundegebell, die Stimmen ihrer Eltern, die verklingenden Töne von Mozarts Klarinettenkonzert. Mit einem Seufzer kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. »Ich erzähle dir unsere Familiengeschichte später, jetzt müssen wir aufhören.« Sie schalteten das Licht aus, verließen den Raum und gingen zurück auf die Terrasse.
    »Aber wie ist Johann Steinach nun an dieses Land gekommen? Das musst du mir noch sagen!«
    »Johann hat den ersten Sohn von Mpandes Lieblingsfrau aus den Pranken eines Leoparden gerettet. Mpande war König der Zulus, ein Halbbruder Shaka Zulus …«
    »Welch eine Geschichte. Du solltest sie für unsere Kinder aufschreiben, eine Familienchronik anlegen.« Er streichelte ihren flachen Bauch. »Lass uns mindestens vier haben …«
    Impulsiv öffnete sie den Mund, um es ihm zu erzählen, aber die Fliegentür klapperte, und sie fuhren auseinander.
    »Essen ist fertig!«, verkündete Nelly hinter ihnen.
    Wieder eine Gelegenheit verpasst, es ihm zu sagen, dachte Jill unglücklich. Vielleicht ergab sich nach dem Essen der richtige Moment. »Was gibt’s heute?«
    »Salat, kaltes Fleisch und frisches Brot«, antwortete die Zulu, zündete mehrere Kerzen an, über die sie Glaszylinder stülpte, und verteilte sie auf dem großen Tisch. Ihre dunkle Haut glänzte im flackernden Licht wie geschmolzene Schokolade. »Für mehr ist es zu heiß.« Sie wischte sich mit der Schürze die Stirn ab und sank stöhnend auf einen Stuhl. »Zu heiß heute«, wiederholte sie matt. Ihr blau geblümtes Kleid mit dem viereckigen Ausschnitt, dass stramm auf ihrer üppigen Figur saß, zeigte dunkle Flecken unter den Achseln.
    »Geht es dir nicht gut?« Jill legte besorgt den Arm um sie, atmete ihre samtige, dunkle Wärme, fühlte sich geborgen, fast wieder als Kind. In einer Gefühlsaufwallung presste sie sich an die weiche Brust, spürte eine zarte Erwiderung ihrer Nanny.
    »Ich werd alt«, brummelte Nelly, »unsere Ahnen haben Verlangen nach mir.«
    »Und wer passt dann auf unsere Kinder auf?«, sie biss sich auf die Lippen, warf Martin einen schuldbewussten Blick zu und funkelte Nelly an, dass diese das Geheimnis für sich behielt. »Es ist nicht heißer als sonst, du bist nur zu fett geworden, das kommt von der vielen Schokolade, die du naschst!«, lenkte sie schnell von ihren Worten ab. »Fett wie Imvubu, das

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