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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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suchten sie dort Erleuchtung. Der Polizist, der gefragt hatte, rief den Polizeifotografen, machte eine Handbewegung, die die gesamte Umgebung einschloss. »Mach Fotos, von allem«, befahl er. Der Fotograf begann seine Arbeit. Die Blitze wurden von etwas Glänzendem, das unter dem Brustkorb lag, reflektiert. Jill sah es als Erste. »Was ist das?« Nachdem der Fotograf die Lage des Gegenstandes eingehend dokumentiert hatte, bückte sich der weiße Polizist und klaubte ihn mit spitzen Fingern heraus. Er trug weiße Handschuhe, der Gegenstand rollte auf seiner Handfläche. Es war ein Knopf.
    »Eine Art von Uniformknopf, würde ich sagen«, er rollte den Knopf herum, und ein Wappen wurde sichtbar, »aber von welcher, da hab ich keine Ahnung. Wir müssen es herausfinden. Wer kann diesen Ring getragen haben?«, fragte er Jill, die nur mit den Schultern zuckte.
    Er steckte den Knopf ein. »Ehe ich glaube, dass der Tote hier seit hundertfünfzig Jahren liegt, muss ich mehr wissen. Es ist ja durchaus möglich, dass jemand erst heute verbrannt ist, der diesen Ring nur getragen hat. Besonders will ich wissen, ob er wirklich nur verbrannt ist oder ob bei seinem Tod nachgeholfen wurde. Ab mit ihm in die Gerichtsmedizin.« Grimmig stapfte er durch den Matsch aus Asche, Erde und Pflanzenresten davon.
    Drei weitere, identische Knöpfe fanden sie noch. Jemand meinte, Jill solle besser nach Hause fahren, sie sähe aus, als bräuchte sie Ruhe. Erst dann merkte sie, wie müde und hungrig sie war. Gehorsam stieg sie in ihr Auto. Eine Stunde später stand sie unter der Dusche, wusch sich den Brandgestank und den Ruß vom Körper. Die Bedeutung der Inschrift in dem Ring und des Wappens auf den Uniformknöpfen beherrschte ihre Überlegungen.
    Ein Gedanke schwirrte in ihrem Kopf umher, dessen sie einfach nicht habhaft werden konnte. Irgendetwas, das mit dem Ring zu tun hatte. Konstantin und Catherine. Ring. Sie lehnte an der Duschwand, hielt das Gesicht ins Wasser und durchwühlte ihre Erinnerung. Endlich erwischte sie einen Zipfel, wusste, wo sie zu suchen hatte. Sie drehte das Wasser ab, trocknete sich flüchtig ab, schlang ein Handtuch um ihren Körper und verknotete es über der Brust. Dann eilte sie in ihr Büro, schaltete das Licht ein und nahm die Kopie von Catherines Brief aus ihren Unterlagen. Sie überflog die kreuzweise geschriebenen Zeilen. Da stand es.
    »Unsere Ringe werden uns ewig verbinden.«
    Sie hatten heimlich Ringe getauscht. Erschüttert sank sie auf ihren Schreibtischstuhl. Die Möglichkeit, dass der Tote Konstantin von Bernitt war, war zumindest eine, die sie nicht außer Acht lassen durfte. Die zweite Möglichkeit war, dass Konstantin diesen Ring verkauft hatte. Das tat sie gleich als vollkommen unwahrscheinlich ab. Doch jemand konnte ihn gestohlen haben. Die Frage war, wann. Vor hundertfünfzig Jahren? Oder erst kürzlich? Wenn das der Fall war, wem hatte er zuletzt gehört? Langsam stand sie auf, schaltete das Licht wieder aus und ging zurück ins Schlafzimmer, war plötzlich zum Umfallen müde. Rasch warf sie sich ein Hemd über, schlüpfte in ein Paar Shorts. Jonas war nicht mehr da, auch die Küche war schon dunkel. Sie strich sich drei Brote, nahm eine Flasche Wein und setzte sich in ihr kleines Wohnzimmer. Hungrig schlang sie das Brot hinunter, leerte die halbe Flasche und fiel ins Bett.   

20
    J onas reichte ihr die Morgenzeitung, als sie nach dem Frühstück an die Rezeption kam. »Danke, Jonas. Hast du schon Neues über den Zustand der Verletzten gehört? Thandile? Nein? Gut, ich werde gleich im Krankenhaus anrufen. Ich werde dich auf dem Laufenden halten.«
    Stumm deutete er mit dem Zeigefinger auf einen Artikel auf der ersten Seite des
Natal Mercury
. Sie beugte sich vor und las.
    Der Artikel berichtete, dass Christopher Williams und zwei seiner Mitarbeiter trotz ihrer vehementen Proteste festgenommen und ins Zentralgefängnis von Durban gebracht worden waren. Man hatte Spuren des Brandes und Schnipsel benzingetränkten Strohs auf ihrer Kleidung entdeckt. Sie behaupteten, dass sie versucht hatten, zu helfen. Als das nicht möglich war, wären sie weggefahren, um Hilfe zu holen.
    »Hilfe, ha!«, knurrte sie, als sie weiterlas. »Mir ist kein Mensch begegnet, und einen anderen Weg dorthin gibt es nicht, es sei denn, sie sind geflogen.« Im letzten Absatz stand, dass der Amnestieantrag von Len Pienaar abgelehnt worden war, da man Hinweise hatte, dass er etwas mit dem Brand zu tun hatte. Amnestie, so

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