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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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wurden die Leser unterrichtet, konnte nur für politisch motivierte Untaten während des Apartheid-Regimes gewährt werden. Auch Pienaar saß wieder im Durbaner Zentralgefängnis.
    »Heureka«, flüsterte sie, ballte die Faust, »der kommt nicht wieder raus, hoffe ich.« Sie suchte den Rest der Zeitung ab. Kein Wort von Leon. Offenbar brachte man ihn nicht mit dem Brandanschlag in Verbindung. Insgeheim hatte sie darauf gebaut. Die Vorstellung, wie er auf die Nachricht reagieren würde, dass der Tote, den man auf Inqaba gefunden hatte, Konstantins Ring getragen hatte, verdrängte sie. Das würde sie für sich behalten. Sollte die Polizei doch ihre Tests machen, hoffte sie, dass die Wissenschaft auch heute noch die Identität des Toten nicht so genau feststellen konnte.
    Denn Leon, dessen war sie sich bombensicher, würde jeden Stein umdrehen, um zu beweisen, dass der Tote Konstantin war und dass Johann ihn ermordet hatte. Würde sie für das Verbrechen ihres Vorfahren büßen müssen? Würde Leon durchsetzen können, dass sie das Land, das Konstantin einmal gehört hatte, zurückgeben musste? Diese Fragen hatten sie die Nacht über wach gehalten. Vor allen Dingen die Tatsache, dass sie keine Antwort darauf wusste.
    Jonas legte die Post auf den Tresen. Ein rechteckiges, flaches Päckchen, vier Briefe. Rechnungen vermutlich, dachte sie, als sie damit in ihr Büro ging. Mit einem Taschenmesser schlitzte sie die Umschläge auf und entdeckte zu ihrem Vergnügen nur eine Rechnung, aber drei Buchungsanfragen. Sofort machte sie sich daran, Prospekte von Inqaba zusammenzustellen und eine Antwort zu schreiben. Das Päckchen rutschte unter einen Stapel. Sie vergaß es. Später brachte sie Jonas die Antwortbriefe und bat ihn, sie mit der nächsten Post abzuschicken.
    Dann rief sie im Krankenhaus an. Als Erstes sprach sie mit Angelica, sagte ihr aber nichts von dem Brand, dann erkundigte sie sich nach Irma. Sie schlief noch immer. Der Dienst habende Stationsarzt versicherte ihr jedoch, dass die Aussichten gut seien. Sie atmete auf, schwor sich, alles zu tun, um Irma etwas von der unerschütterlichen Liebe wiederzugeben, die sie ihr in den letzten, harten Jahren geschenkt hatte. Und ihre Schuld abzutragen. Zutiefst erleichtert ließ sie sich zur Unfallstation durchstellen. Dieses Krankenhaus hatte die meisten Betten für Brandopfer in der weiteren Umgebung. »Ist Dr. Kunene wach?«, fragte sie die Stationsschwester. »Ich möchte mit ihr sprechen.«
    Kurz darauf hörte Jill Thandis Stimme, klein und piepsig und fast ohne jeglichen amerikanischen Akzent. »Jill?«
    Gegen ihren Willen spürte sie Mitleid. »Thandi, tut es sehr weh?«
    »Nicht nur das, all meine Haare sind weg. Ich sehe grauenvoll aus …« Thandis Stimme war kraftlos.
    »Und dein Gesicht?« Ihr wunderschönes, ebenmäßiges Gesicht, das auf so vielen internationalen Modezeitschriften geprangt hatte.
    Thandi antwortete nicht gleich, dann hörte Jill fast so etwas wie ein Auflachen. »Vielleicht ist es ohnehin an der Zeit, zum Schönheitschirurgen zu gehen, ich bin ja auch schon fast dreißig.«
    Kurz erzählte Jill ihr von der Verhaftung Christopher Williams’ und Len Pienaars. »Man hat sie ins Durban Central gebracht.«
    »Steht irgendetwas da von … unserem … diesem Bernitt?« Als Jill das verneinte, war einige Sekunden nur Thandis rauer Atem hörbar. »Den kriegen wir auch noch«, flüsterte die Zulu.
    Unerklärlicherweise sah Jill plötzlich Lenas aufglühende Augen vor sich. Sie schob das Bild weg. »Ich komme heute Nachmittag«, versprach sie und legte erleichtert auf. Es war zwar deutlich, dass es Thandi sehr anstrengte, aber weder war ihr loses Mundwerk beeinträchtigt noch ihr Kampfgeist. Sie spielte mit einem Bleistift, dachte über die Kunenes nach. Der Brandunfall änderte nichts an der Tatsache, dass es eine unerledigte Angelegenheit zwischen ihnen gab. Seltsamerweise hatte sie ein gutes Gefühl.
    Sie wählte Alastairs Nummer. Schweigend lauschte er, was sie ihm zu sagen hatte. »Wer hat einen Schlüssel zu deiner Farm«, fragte sie dann, »und wer hat die Zäune gebaut?«
    Er sog zischend die Luft ein. »Verflucht«, murmelte er, wohl mehr zu sich selbst, »Len Pienaar hat die Sicherheitsanlage gebaut, nicht nur bei mir, übrigens. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sich einen Schlüssel machen zu lassen. Sicher hat er uns von Anfang an nicht alle ausgehändigt … Jill, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe Pienaar und Christopher

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