Ein Land, das Himmel heißt
konfrontierte Popi Kunene mit der Anschuldigung der Farmer, dass er und seine Zulus diese und andere Überfälle verübt hätten.
Popi sah sie direkt an, zerpflückte Stück für Stück mit Hilfe des Films diese Vorwürfe. Trotz der flackernden Flammen, tanzenden Schatten und des unsicheren Lichts gelang es ihm, Einstellung für Einstellung die Gesichter der Gangster mit denen seiner Leute zu vergleichen. Nicht eines stimmte überein. Außerdem war da noch etwas, was Nils nicht wissen konnte.
»Ich hab ein bisschen Umhlakuva zugesetzt«, hatte Nelly gesagt, »der Teufel wird in ihrem Bauch rumoren, und sie werden glauben, dass Würmer ihre Eingeweide fressen. Dann wird ihr Inneres flüssig werden.« Sie hatte ihnen so viel zerriebene Rizinussamen ins Bier gestreut, dass sie mindestens zwei bis drei Tage außer Gefecht sein würden. Jill musste sich angesichts der Bilder eingestehen, dass Popis Zulus zwar von den Auswirkungen des Brandes mitgenommen wirkten, aber ansonsten einen sehr gesunden Eindruck machten. Angespannt verfolgte sie den Film weiter.
»Die Lösung des Widerspruchs liegt bei diesem Mann«, sagte Nils. Auf dem Bildschirm erschien ein Bild Len Pienaars. Nils stellte ihn und seinen Sicherheitsdienst vor, allerdings nicht im persönlichen Gespräch. Kurz umriss er die Sicherheitsvorkehrungen, die von diesem Unternehmen bei vielen Farmen in Zululand eingeführt worden waren. Mit kühler Stimme berichtete er, wer Len Pienaar unter dem Apartheid-Regime gewesen war, welche Gräueltaten er zugegeben hatte und dass Pienaar und einigen anderen seiner ehemaligen Komplizen jetzt ein Amnestieverfahren bei der Wahrheitskommission gewährt worden war.
»Len Pienaar wird wohl mit einer Entschuldigung davonkommen und als freier Mann leben können,« sagte Nils, seine Miene neutral, und ließ die nächsten Bilder ohne Kommentar laufen.
Len Pienaar erschien hoch zu Ross im Bild, in stilisierter Schutztruppenuniform, Pistole in der Hand. Den Hut mit der hochgeschlagenen Krempe, die das Emblem des gebrochenen Hakenkreuzes zierte, hatte er ins Gesicht gedrückt. Sie erkannte sofort, dass es der Film über den Vorfall am Grillplatz von Inqaba war, erinnerte sich, wie lächerlich ihr Pienaar da vorgekommen war. Doch durch das, was Nils vorher über ihn ausgeführt hatte, verlor das Auftreten Len Pienaars alles Lächerliche.
Sie hatte uSathane vor sich, die Verkörperung des Bösen. Ihr wurde kalt.
Dann präsentierte Nils seine These und untermauerte sie mit handfesten Beweisen. Auf einer Karte Zululands hatte er die Farmen rot markiert, die überfallen worden waren. Auf einer zweiten Karte waren die Farmen gelb eingezeichnet, bei denen Len Pienaar mit seinem Sicherheitsdienst unter Kontrakt stand. Langsam schob er die Karten übereinander. Bis auf drei Ausnahmen waren sie deckungsgleich.
Sie stöhnte auf. Ben Dlamini hatte Recht. Len Pienaar steckte hinter den Überfällen.
Dann plötzlich füllte Nils’ Gesicht den Bildschirm, er sah sie direkt an, war nur einen Meter von ihr entfernt. Er zog sie in seinen Bann, wie ein kraftvoller Magnet Eisenspäne anzieht. Nur mit Mühe gelang es ihr, diesem Sog zu widerstehen. Wie in Trance legte sie einen Finger auf seine Lippen, aber sie berührte nur kaltes Glas und zuckte zurück.
»… durch gezielte Panikmache nutzt er die Angst der weißen Farmer vor den Überfällen illegaler Landbesetzer brutal aus, um den Ausgang der Parlamentswahl im Juni nächsten Jahres zu beeinflussen. Er will verhindern, dass der ANC den überwältigenden Sieg feiert, der erwartet wird, will verhindern, dass Tom Mbeki der Nachfolger von Nelson Mandela wird.« Er drehte sich halb, ließ der Kamera freien Blick auf Inqaba.
»Er wird ihn nicht umbringen, er hat nicht den Menschen Tom Mbeki im Visier. Er ist subtiler. Er überfällt Farmen, tötet Menschen, verbreitet Schrecken und Terror, und er tut es so, dass der Verdacht auf Popi Kunene und seine Zulus fällt. Er schürt den Hass, bis das Feuer das Land verbrennt. Die verbrannte Erde wird er dann bestellen, er und seine Mordgesellen.« Nils’ Stimme hatte an Schärfe gewonnen. »Popi Kunene ist ein intelligenter junger Mann. Dieses Land hier«, die Kamera schwenkte über die grünen Hügel Zululands, bis in den Perldunst der Ferne, der im frühen Morgenlicht glitzerte, »dieses Land ist das Land seiner Vorfahren, sein Land. Er beansprucht ein Stück davon für sich und seine Leute, aber er weiß, dass er das nur durch Verhandlungen erreichen
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