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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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hätte. Zwei Meter vor ihm blieb sie stehen.
    »Nils?« Es war eine Frage, und die Antwort gab ihr das Aufleuchten seiner Augen, das sie wie ein Stromschlag durchfuhr.
    Er warf die Serviette hin und sprang auf. Sein Stuhl fiel polternd um. Hätten sie sich jetzt vorgelehnt, die Arme ausgestreckt, ihre Fingerspitzen hätten sich getroffen, aber sie berührten sich nur mit Blicken. Ihre Augen streichelten seinen Mund, der sie anlächelte, seine Augen, die sie liebkosten, wanderten Zentimeter für Zentimeter über sein Gesicht. Sie ließ sich Zeit, fühlte seine Anziehungskraft, das elektrische Knistern zwischen ihnen. Mit allen Sinnen nahm sie ihn in sich auf. Es war ein Augenblick reinster Sinnlichkeit, intimer, als sie ihn je vorher erlebt hatte.
    »Ich liebe dich«, flüsterte sie, »bitte bleib bei mir. Ich kann ohne dich nicht leben.« Jetzt hatte sie es gesagt, und auf einmal schien sie ohne Gewicht zu sein, von so unbeschreiblich köstlicher Leichtigkeit, dass sie schon der leiseste Lufthauch davongetragen hätte.
    Ohne ihren Blick loszulassen, streckte er ihr die Arme entgegen und machte den ersten Schritt auf sie zu. Ihr Atem ging schneller. Nur noch eine Armlänge trennte sie.
    Da griff die schwarze Kellnerin mit dem Zöpfchenkranz an ihm vorbei, blockierte seinen Weg und hob die herrenlose Aktentasche auf. »Jemand muss sie vergessen haben«, sagte sie zur Wirtin, die hinter dem Tresen stand. »Es tickt, was ist denn das?« Sie öffnete den Verschluss, spähte hinein. »Meine Güte, sieh doch … es sieht aus wie eine Bombe …«
    Als drehte sich die Welt plötzlich langsamer, lief alles in Zeitlupe ab, die bewegten Szenen um sie herum gefroren zu einem Standbild, nur die zwei kleinen blondschöpfigen Mädchen kicherten miteinander, stopften Pommes frites mit Tomatenketchup in ihre rosa Mündchen.
    »Eine Bombe? Unsinn …« Die Wirtin lachte.
    Dieses Lachen war das Letzte, was Jill hörte, dann warf sich Nils ihr entgegen. Er rammte sie mit seiner Schulter auf den Boden. Seine Arme fest um sie geschlungen, mit seinem Körper ihren schützend, rutschten sie gemeinsam ein paar Meter und blieben vor einem umgestürzten Tisch liegen. Schreie zerrissen die Luft, Krachen, Splittern, das Quietschen der Kleinen.
    Dann war absolute Stille. Bis auf dieses Ticken.
    Grelle Leere füllte ihren Kopf. Jedes Ticken traf sie mit der Wucht eines Vorschlaghammers. Seine Umarmung presste ihr den Atem aus dem Leib, rote Blitze flimmerten vor ihren Augen, in ihren Ohren war ein Dröhnen.
    Die Zeit setzte aus. Ihr Leben stand still.

[home]
    Das Ende
       

D ann lachte jemand. Laut und vergnügt. »Na, so was«, kiekste die Stimme der bezopften Kellnerin, »das ist bloß ein Wecker …«
    Langsam lockerten sich seine Arme, richtete er sich auf, zog sie mit sich hoch. Die Kellnerin stocherte neugierig in der offenen Tasche. Noch immer tickte es, doch jetzt erkannte Jill, was sie enthielt. Papiere, einen Kamm, Stifte, Krimskrams. Einen Reisewecker. Einen kleinen, eleganten Reisewecker aus schwarzem Leder.
    »Keine Bombe?«, flüsterte sie ungläubig. »Ein Wecker?« Mit einer Wucht, die ihr auf die Ohren drückte, setzten alle Außengeräusche wieder ein. Das Donnern der Brandung, Möwenschreie, das Kichern der beiden kleinen Mädchen, die sich unter ihren sie schützenden Eltern hervorwanden und vergnügt zwischen all den Erwachsenen herumkrabbelten. Die mitten in den Scherben von Geschirr und Ketchup-Flaschen auf dem Boden saßen und ihr Glück kaum fassen konnten, dass es nur ein Wecker gewesen war.
    Das Lachen begann in ihrem Bauch, es kitzelte ihre Kehle hoch, explodierte, und dann lagen sie sich in den Armen und lachten, als wollten sie ihr Inneres nach außen kehren, und sie glaubte noch nie etwas Süßeres geschmeckt zu haben als seinen mit Tomatenketchup verschmierten Mund.
    Auch als sie später Hand in Hand hinunter zum Meer liefen, sich in die Wellen warfen, in die weiß schäumende Brandung tauchten, bis das Wasser Ketchup-Spritzer und Geschirrsplitter aus ihrer Kleidung gespült, ihre Tränen und alle schrecklichen Ereignisse der letzten Tage abgewaschen hatte, ließen sie sich keine Sekunde los. Dann gingen sie zum Auto. Im stetigen Wind, der aus dem glutheißen Norden über die Hügel strich, trocknete ihre Kleidung schnell.
    »Wo ist Axel?«, fragte sie im Auto. »Auf dem Weg in den Kongo?«
    Er lachte. »Nein, bei Thandi im Krankenhaus. Als er von dem Brand las, war er nicht mehr zu halten.«
    *
    Auf

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