Ein Leben als Geist (Romeo & Julian) (German Edition)
zubereitet.“ Sie schien einen Moment lang abgelenkt als sie zu Romeo sah. Julian konnte das Gefühl gut nachvollziehen.
Offenbar hatte Romeo beschlossen, seinen Charme anzuknipsen und strahlte Julians Mom an. Seine tadellosen Zähne und leuchtend blauen Augen schienen um die Wette zu funkeln und betonten sein glamouröses Erscheinungsbild. Oder vielleicht war es einfach die Tatsache, dass er so vollkommen fehl am Platz wirkte in diesem einfachen, kleinen Wohnzimmer das einfachen, gewöhnlich aussehenden Menschen gehörte, die Julian einmal mehr erkennen ließen, wie hübsch Romeo war.
Als ihm auffiel, dass er Romeo anstarrte und wahrscheinlich bald anfangen würde zu sabbern, nahm er rasch seine Tasse und versteckte sich dahinter während er beobachtete, wie seine Mom Romeo über ihre Schulter hinweg anblickte als sie hinausging. Sie war ihm erlegen. Definitiv.
Und sie war nicht die Einzige.
„Heilige Makrele!“ entfuhr es Hannah, Julians jüngerer Schwester, als sie den Raum betrat. Sie hätte beinahe die Tasche fallen gelassen, in der sie gerade herumkramte, und starrte Romeo in offener, unbekümmerter Bewunderung an.
„Bitte sag mir, dass du nicht der neue Macker meines Bruders bist!“ fügte sie nach einem Moment gespannter Stille hinzu. Romeo lächelte und erhob sich geschmeidig.
„Das hängt wohl von der Definition von Macker ab, aber ich nehme an, dass ich das wohl bin. Hallo, ich bin Paris und du musst Hannah sein. Es freut mich sehr, dich kennenzulernen. Julian hat mir schon so viel von dir erzählt.“
Hannah ließ sich offenbar weder von dem lockeren, verführerischen Lächeln noch von Romeos gewandten Worten beeindrucken, und selbst die Berührung seiner Hand konnte sie nicht ablenken. Ihre Augen verengten sich, dann breitete sich Ungläubigkeit auf ihrem Gesicht aus, und sie schüttelte den Kopf.
„Paris?“ wiederholte sie und grinste. „Du heißt doch nicht wirklich Paris, oder? Nur damit du es weißt, ich habe schon einige falsche Namen zu hören bekommen, aber der ist ja wirklich abgefahren. Wie ist denn dein Nachname? Rom?“
Romeo verzog das Gesicht. „Äh, naja, eigentlich ist es Moore.“ Er sah aus als könne er sich kaum das Lachen verbeißen und Julian musste sich ebenfalls sehr bemühen, wenigstens einen einigermaßen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren.
„Es ist nicht wirklich ein falscher Name, zumindest nicht alles davon, aber belassen wir’s dabei, okay? Paris ist schon richtig.“
„Okay.“ Sie grinste noch immer als sie ihren Blick von Romeo zu ihrem Bruder schweifen ließ, kurz verharrte und dann erneut kurz zu Romeo sah. „Jetzt erzähl mal, Bruderherz, wo hast du denn so was Leckeres aufgetrieben?“
„Tja, also, ehrlich gesagt habe ich ihn zu Weihnachten bekommen“, erwiderte Julian halb scherzend. Im nächsten Augenblick hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Mit der Bemerkung hatte er alles verraten. Hannah hatte genug von dem Fiasko mitbekommen um zwei und zwei zusammenzählen zu können. Mit einiger Beunruhigung beobachtete er, wie sich ihre Augen weiteten, ganz so wie er es befürchtet hatte.
„Das ist er?“ Sie starrte Romeo lange und genau an, und einen Moment lang fürchtete Julian, sie würde zu ihm gehen und ihn anstupsen um sich zu vergewissern, dass er echt war, doch dann zog sie nachdenklich die Nase kraus und nickte langsam.
„Naja, er sieht jedenfalls wirklich verdammt gut aus, das muss ich zugeben. Kein Wunder, dass du dich in ihn verknallt hast. Er ist genau dein Typ, bis hin zu den großen blauen Augen.“
Julian wand sich als er sah wie sich Romeos Lippen zu einem Lächeln verzogen. Es war etwas frech, ein wenig triumphierend und ziemlich selbstzufrieden.
„Hör auf zu grinsen“, grummelte er. „Ich habe nicht nur da rumgesessen und darauf gewartet, dass du hereinspazierst damit ich mich auf dich stürzen kann, weißt du.“
„Mm-hmm. Wirklich?“
„Ja, wirklich.“
„Okay. Also, nur damit ich es richtig verstehe—an jenem Heiligabend in den Bergen als du Stunden damit verbracht hast, in einem leeren Haus herumzulungern, hast du nicht darauf gewartet, dass ich auftauche und du hattest auch nicht vor, mich zu stellen sobald ich dort war?“
Julian sah ihn wütend an und verzichtete darauf, eine Antwort zu geben. Es wäre sowieso sinnlos gewesen, da Romeo und Hannah kicherten wie alberne Teenager während sie verschwörerische Blicke austauschten.
„Wieso besuchst du Mom eigentlich an einem gewöhnlichen
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