Ein Leben voller Liebe
er sie in die Enge treiben könnte. »Erstens sind Sie mein Patient.«
»Dann bin ich eben Ihr Patient. Ich bin aber auch der Bruder Ihrer Freunde. Darum ist dagegen, dass Sie in dem Haus wohnen, so wenig einzuwenden wie gegen einen Patienten, der bei Ihnen wohnt.«
Es war klar, dass er Brent meinte. Alex hielt die Arme verschränkt, um nicht mit der Perle zu spielen.
»Ich werde nicht einmal im Haus sein«, fuhr Chase fort und stellte damit klar, dass er den Hauptgrund für ihre Ablehnung kannte.
Er nahm etwas vom Tablett und griff nach Alex’ Hand.
Dabei strich er flüchtig über ihre Brust.
Bei der intimen Berührung sah er ihr in die Augen. Spannung knisterte zwischen ihnen, und Alex stockte der Atem.
Chase presste die Lippen aufeinander und zog sie zu sich heran.
Alex zuckte zusammen, als er die Kratzer berührte.
Chase vergaß, was er eigentlich wollte, und schob ihren Jackenärmel höher. Drei feine rote Linien verliefen auf ihrem Unterarm.
»Was haben Sie da gemacht?«
»Ich gar nichts. Tom hatte etwas gegen eine Autofahrt einzuwenden.«
»Tom?«
»Der Kater.«
»Haben Sie die Kratzer desinfiziert?«
»Natürlich… nicht«, gestand sie. »Aber ich mache es noch.
Ich hatte bisher keine Zeit.«
Sie dachte, er würde sie jetzt loslassen. Stattdessen berührte er den Rand eines besonders tiefen Kratzers. In seiner schön geformten Hand fühlte sie unglaubliche Kraft, und doch war er so sanft, dass es ihr den Atem raubte.
Mit einer schlichten Berührung brachte er sie förmlich zum Erstarren. Alex wagte nicht sich vorzustellen, wie es war, wenn er sie in die Arme zog.
»Sie haben mir bei Ryan und Tanner geholfen.« Seine Stimme klang rauer als vorhin. »Ich stehe in Ihrer Schuld.«
Er sah ihr in die Augen, als er ihr einen Schlüssel in die Hand drückte. »Ich mag keine Schulden. Jetzt sind wir quitt. Sagen Sie nichts«, verlangte er, als sie schon den Mund öffnete. »Sie haben keinen einzigen vernünftigen Grund, nicht in das Haus zu ziehen.«
Dieser Mann war daran gewöhnt, seinen Willen durchzusetzen, ob es für ihn gut war oder nicht. Alex selbst hatte mehr als ein Mal nachgegeben. Auch jetzt konnte sie ihm nicht widersprechen.
Die Jungen und der Kater warteten auf sie, und dann musste sie noch die Maus füttern und Kleidung holen. Da blieb ihr keine Zeit, um darüber nachzudenken, wie Chase sich auf ihren Herzrhythmus auswirkte.
Er griff nach einem Zettel auf dem Tablett.
»Das ist der Sicherheitscode«, erklärte er. »Der Öffner für die Garagentür fehlt. Vermutlich hat Pembroke ihn mitgenommen, und niemand hat für Ersatz gesorgt. Ich werde mich von einem Limousinen-Fahrdienst zur Therapie bringen lassen. Darum habe ich mich auch nicht um die Garage gekümmert. Lassen Sie Ihren Wagen einfach in der Einfahrt stehen. Finden Sie den Weg zum Haus?«
»Es steht auf der West Side, aber ich habe die Adresse nicht.«
»Sechsunddreißig Ridge Commons. In meiner Aktentasche steckt ein Stadtplan, falls Sie einen brauchen. Gwen wird sich häufig im Haus zeigen«, fuhr er fort. »Sie hat dort für mich ein Büro eingerichtet und meine Sachen ins Schlafzimmer gebracht. Von den anderen Zimmern können Sie so viele belegen, wie Sie wollen.«
»Wohnt Gwen im Haus?«
»In einem Hotel, und sie kehrt in zwei Tagen nach Seattle zurück. Ich lasse sie jeweils herkommen, wenn ich sie brauche.«
Alex steckte Schlüssel und Zettel ein. »Warum machen Sie das nicht auch? In einem Hotel wohnen, meine ich.
Das neue Hotel am Fluss hat einige sehr schöne Zimmer.
Sie hätten dann auch gleich den vollen Service.«
»Nicht genug Platz. Für eine Woche würde ein Hotel reichen, aber nicht für drei Monate. Ich würde mich eingesperrt fühlen.«
Erneut dachte sie an einen Panter im Käfig, ein dunkles Raubtier voll unterdrückter Energie.
Die Vorstellung störte sie genauso wie Chases Pläne. »Ihr Therapeut berichtete mir, dass Sie sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus von niemandem helfen lassen wollen. Ich weiß, wie Sie über Abhängigkeit denken«, fügte sie hastig hinzu, bevor darüber wieder eine Diskussion losbrach. »Aber es wäre besser, Sie hätten jemanden um sich. Sie stellen vermutlich eine Haushälterin ein?«
»Ich werde in dem Haus allein wohnen, und ich sagte doch schon, dass ich zurechtkomme. Im Moment sprechen wir darüber, was Sie brauchen, und nicht über meine Bedürfnisse.«
»Es spielt keine Rolle, was ich brauche.« Alex verschränkte erneut die Arme. »Chase, ich
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