Ein Leben voller Liebe
verstehe, wieso Sie eine Krankenschwester ablehnen, und ich bedränge Sie auch nicht. Ich kann Sie mir nur nicht in der Küche oder mit einem Putzlappen vorstellen, schon gar nicht auf Krücken.«
»Ich komme in der Küche klar. Ich mache Linguine mit Shrimps zum Niederknien. Ich mag es einfach nicht, dass bezahlte Fremde in meinem Haus wohnen. In Seattle habe ich meine Putzfrau nie zu Gesicht bekommen.
Sie putzt und geht wieder. Gwen hat sie mir besorgt. Das kann sie auch hier erledigen.«
Er lebte also völlig allein und nicht in einem Haus voller Personal. Sein öffentliches Image als arroganter und befehlsgewohnter Millionär verblasste immer mehr. Sicher, er konnte Befehle erteilen, aber er ließ sich nicht bedienen. Das nahmen die Leute von ihm nur an.
»Entschuldigen Sie, Frau Doktor.« Die blonde Schwester, die Alex wegen der Überschwemmung verständigt hatte, stand in der Tür. »Tut mir Leid, wenn ich störe, aber die Tagesstätte fragt an, ob Sie Tyler abholen oder ob er dort essen soll.«
Alex warf einen Blick auf die Uhr und schloss die Augen für einen Moment. »Richten Sie bitte aus, dass ich schon unterwegs bin.«
Chase war nicht entgangen, wie schwer die Last der Verantwortung auf ihren Schultern ruhte. »Keine ruhige Minute?« fragte er und hoffte, wieder dieses Lächeln zu sehen, das ihm so an ihr gefiel.
»So ungefähr«, erwiderte sie und wirkte bloß müde.
»Dann sollten Sie sich auf den Weg machen.«
Sie nickte.
»Und kommen Sie erst gar nicht auf die Idee, mein Angebot abzulehnen«, warnte er. Bisher hatte er niemanden drängen müssen, etwas von ihm anzunehmen. Die Leute waren normalerweise hinter allem her, was sie von ihm bekommen konnten.
Diese Frau nahm jedoch Hilfe für jedermann an, nur nicht für sich selbst. »Die Entscheidung wurde bereits getroffen.«
Ja, von dir und deinen Brüdern, dachte Alex, sagte jedoch nur leise: »Danke.« Und sie warf ihm einen Blick zu, der klarstellte, dass sie nur unter Zwang handelte.
Alex fand in so kurzer Zeit keine bessere Lösung. Darum war sie um neun Uhr abends im Pembroke-Haus.
Es war riesig und außerdem sehr… weiß.
Innen, außen, Decken, Wände, Fußböden, Möbel.
»Irre«, murmelte Brent. Er stand in der Diele und starrte auf den gewaltigen Kristall-Lüster, der in der Mitte des achteckigen, fußballfeldgroßen Wohnzimmers von der Decke hing.
»Sieht wie Eis aus«, bemerkte Tyler und betrachtete den weißen Marmorboden, der tatsächlich wirkte, als könnte man darauf Eislaufen.
»Fasst nichts an«, befahl Alex den beiden Jungen und stellte den Tragebehälter mitsamt Kater ab. »Und bleibt hier. Ich komme sofort zurück.«
Sie betrat den breiten Korridor auf der linken Seite, schaltete die Lichter ein und fand ein Büro, eine Bibliothek und vier Schlafzimmer. Das größte davon war halb so groß wie ihr Haus.
Die Jungen hatten sich in der Diele zu ihrer Erleichterung nicht von der Stelle gerührt. Sie ging nur am Rand des weißen Teppichs entlang, der wie Schnee den Boden im Wohnzimmer und im Speisezimmer bedeckte, und inspizierte auch den anderen Flügel.
In diesem Teil des Hauses war eine riesige Küche in Messing, Glas und Weiß untergebracht. Es gab zwei kleine Suiten, vermutlich für Kinder oder Dienstboten gedacht. Die Schlafzimmer mit jeweils eigenem Bad waren in Beige gehalten, was für die Jungen geeigneter war.
Alex holte die beiden her, bevor sie die hohen Türen schloss, die sich zwischen Küche und Speisezimmer sowie der Eisbahn in der Diele befanden. Und sie erlaubte den beiden nur, die Räume im Küchenflügel zu betreten.
Im Verlauf der Jahre hatte Alex sich daran gewöhnt, für ihren Jungen jede Menge Sachen mitzuschleppen, wenn er sich weiter als zehn Meter vom Haus entfernte. Ihre Energie ließ bereits nach, doch sie gönnte sich keine Ruhe.
Dann hätte sie vermutlich gemerkt, wie wenige Reserven sie noch besaß.
Sie ließ Tyler in Brents Obhut zurück und holte das Gepäck, die Maus und das Goldfischglas herein. Dann machte sie die Betten mit dem Bettzeug, das sie mitgebracht hatte.
Um halb elf schliefen die Jungen, und Alex zog im Bad das Nachthemd über den Kopf. Gleichzeitig wehrte sie sich gegen den völlig unsinnigen Wunsch, in Tränen auszubrechen.
Sie war nur müde, und der Tag war schrecklich lang gewesen.
Morgen wartete noch mehr auf sie.
Bloß nicht daran denken! Sie holte tief Atem, massierte die Schläfen und versuchte an etwas Schönes zu denken.
Normalerweise war das dieses
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