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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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direkt aus einem Märchenbuch entsprungen! Oh, auch noch Sommersprossen, wir müssen sie unbedingt zählen, wenn wir mal an einem Abend nichts Besseres zu tun haben.»
    Maudes Gesicht unter ihrem Belle-Époque-Haarturm war schmal und braun und schön geschnitten. Ihre klugen Augen hatten die Farbe feuchter Hyazinthen. Die welke Schönheit dieser Frau schüchterte Orla ein. Maude trug ein Leinenkleid und einen verwegenen Samtschal. Irgendwie schien sie gealtert zu sein, ohne auch nur das geringste bisschen an Saft zu verlieren.
    «Danke, dass ich bei Ihnen bleiben darf», sagte Orla.
    «Aber, Schätzchen, die Leute vom Fernsehen haben die Miete ohnehin bis Ende April bezahlt.» Maude berührte ihren Arm, und es fühlte sich an, als sei ein Vögelchen auf ihrem Ärmel gelandet.
    «Ich sortiere nur Sims Sachen aus, und dann fahre ich wieder nach Hause. Eine Nacht reicht sicher. Dann falle ich Ihnen nicht weiter zur Last.»
    «Nein, nein, nein», sagte Maude mit gespielter Strenge. «Jetzt reden wir erst einmal. Bei einer schönen Flasche Wein. Wir werden ein paar Tränen vergießen. Wahrscheinlich. Und dann erholst du dich erst mal von der Reise. Vor morgen kannst du auf keinen Fall mit den Sachen des armen Teufels anfangen. Also. Mindestens zwei Nächte, ja? Abgemacht?» Maude hielt plötzlich inne und hob ein Buch auf. «Magst du W.B. Yeats?»
    «Ja, sehr.» Orla hätte schwören können, dass sich die Valentinskarte in ihrem Büchernest tief in ihrem Gepäck sträubte.
    «Nimm das hier.» Maude drückte ihr ein kleines, leinengebundenes Bändchen in die Hand. «Yeats konnte manchmal ein schlimmer alter Schwindler sein, aber seine Gedichte über die Qualen der Liebe treffen den Nagel auf den Kopf. Hier entlang!»
    Maude war schon durch einen Türbogen getreten und hatte einen Fuß auf die Stufen gesetzt. Sie rief über ihre Schulter nach ihr, und Orla raffte ihr Gepäck zusammen, um ihr zu folgen. «Ich nehme mal an, du brauchst jetzt ein Klo. Erst mal in Ruhe Pipi machen tut immer gut, wenn man irgendwo neu ankommt.»
    Nach dem empfohlenen Pipimachen führte Maude Orla in eine helle, moderne Mansarde mit Kalksteinboden, die mit kantigen Teakmöbeln ausgestattet war. Es war friedlich hier und sehr geschmackvoll eingerichtet, und jetzt verstand sie langsam Sims Begeisterung für seine zweite Heimat.
    «Was für ein wunderschöner Raum.» Es sah genauso aus wie die Wohnungen auf den Fotos, die Orla aus Wohnzeitschriften riss.
    «Ich habe es vor einem Jahr renovieren lassen, als ich die tolle Idee hatte, Untermieter aufzunehmen. Ich wollte Künstlertypen, weißt du, also dachte ich, solche könnte ich mit klaren, modernen Linien anlocken. Hier, trink das. Hab noch nie einen Kelten getroffen, der keinen gesteigerten Wert auf Tee gelegt hätte.»
    Orla nahm den Becher, den Maude ihr reichte, und lächelte das erste aufrichtige Lächeln ihrer Reise. «Danke schön.» Kleine Freundlichkeiten nahm Orla in letzter Zeit viel intensiver wahr. «Das ist genau, was ich jetzt brauche.»
    «Setz dich. Setz dich. Setz dich.» Maude wedelte mit der Hand. Der Duft von Patschuli strömte durch den Raum.
    «Du meine Güte. Weiße Sofas.»
    «Vollkommen unpraktisch, aber sehr schön. Und morgen könnte ich schon tot sein, also bestehe ich darauf, dass die Dinge um mich herum schön sind.»
    Das Wort
tot
glitzerte zwischen ihnen wie Stacheldraht.
    «Danke übrigens für den Kranz. Er war prachtvoll.»
    «Ich gehe nicht mehr zu Beerdigungen. Aber an dem Tag habe ich an ihn gedacht. Und die Flamingoblumen und Helikonien waren ganz bestimmt kein Kranz.» Maude hielt einen knochigen Zeigefinger hoch und schauderte. «So ein grauenvolles Wort. Sim war überhaupt kein Kranz-Junge. Das war ein
Arrangement
. Ah, du lächelst, Liebes, warum?»
    «Weil Sie ihn Junge genannt haben. Er war immerhin schon fünfunddreißig.»
    «Glaub mir, dieser Bursche wäre noch ein Junge gewesen, wenn er, nun ja, mein Alter erreicht hätte.»
    «Stimmt.» Orla dachte an den federnden Schritt ihres Freundes. Seine Haare waren so golden gewesen, die Augen leuchtend, und ja, er war ein schöner Junge gewesen.
Ihr
schöner Junge.
    «Nun ja.» Orla strich ihren Rock glatt und räusperte sich. In letzter Zeit konnte sie andere Menschen nur noch kurz ertragen, dann sehnte sie sich wieder nach Einsamkeit. Und dann, kaum dass sie allein war, drängte es sie wieder hinaus, und sie wollte Gesellschaft. Es war nicht leicht, diese elende Trauerei.
    Maude verstand den Wink. «Du

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