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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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zurück. «Mir macht es nichts aus.»
    «Natürlich gehe ich nicht ran», entgegnete Marek streng. Er brachte das Maschinchen zum Schweigen.
    «Du bist also kein Sklave deines Handys?», lächelte Orla. Es gefiel ihr, dass zumindest ein moderner Mensch auf der Welt die psychische Stärke hatte, einen Anruf unbeantwortet zu lassen. Sim war praktisch mit seinem iPhone verwachsen gewesen. Er hatte Gott und der Welt Zugang zu allen Bereichen seines Lebens gewährt.
    «Nein. Sonst wedelt der Schwanz mit dem Hund, und das ganze Leben wird auf den Kopf gestellt.»
    «Ist ja auch nur ein Stück Metall», sagte Orla unbestimmt und wurde rot, als sie bemerkte, dass sie Sim mit diesem Fremden verglichen hatte und er nicht gut dabei wegkam. Ihr Sprung nach vorn ging gerade vielleicht doch ein bisschen zu weit und zu schnell.
    «Sieht aus, als würde es gleich regnen. Ich sollte zurückgehen.»
    «Ja.» Marek stand auf. Sein Stuhl scharrte über den Linoleumboden.
    «Wie viel schulde ich dir?» Wenn sie die Rechnung teilten, würde das diesem Treffen die mögliche Bedeutung einer ersten Verabredung nehmen. Sie hätten dann einfach nur gemeinsam einen Kaffee getrunken.
    «Nichts.» Offenbar bemerkte er ihre Verstimmung und lächelte endlich. «Du schuldest mir gar nichts. Ich habe schon bezahlt.» Sein Lächeln war breit, ungekünstelt und verwandelte sein Gesicht vollkommen. «Danke. Das war schön. Vielen Dank.» Orla tadelte sich innerlich für ihre Überschwänglichkeit.
Es war verdammt noch mal nur ein Kaffee mit einem beschissenen, weichen Hörnchen. Jetzt geh einfach!
    Marek erreichte die Tür als Erster und hielt sie ihr auf. Er blinzelte zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. «Es wird gleich schütten.»
    Orla duckte sich unter seinem Arm hindurch und trat auf die Straße. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn freundlich an, um sich zu verabschieden. Aber sie kam nicht dazu, denn er begann plötzlich hastig und ohne Punkt und Komma zu reden.
    «Wir geben aber auch ein albernes Bild ab. Jetzt stehen wir hier und reden über das Wetter wie alte Leute. Ich weiß, dass das hier nicht gut gelaufen ist. Es war öde. Ich war langweilig. Aber ich finde, wir sollten uns noch einmal sehen. Ich weiß, was in deinem Leben geschehen ist und dass es dich sehr traurig gemacht hat. Es tut mir so leid. Ich habe auch Menschen verloren. Du kommst ganz gut damit zurecht, glaube ich. Ich werde nicht nachlassen, Orla, ich warne dich. Ich werde dich nicht drängen, aber ich sehe etwas in deinem Gesicht, etwas, das mir bekannt vorkommt, und ich kann es nicht ignorieren.»
    Orla blinzelte verwirrt.
    Ohne ihr Zeit zu lassen, etwas zu sagen, fuhr Marek fort: «Hier, nimm das hier», und legte seinen Schal, grau und weich und nach Moschus duftend, um ihren Hals. «Es ist kalt geworden, du bist viel zu dünn angezogen.
Do widzenia
, Orla Cassidy.» Damit wandte er sich um und ging.
    Ein erster dicker Tropfen fiel auf den Bürgersteig. Orla hielt sich den Schal an die Nase. Kaschmir, nahm sie an. Sie wandte sich um und rannte zurück zu Maudes Buchladen.
    Mit jedem Schritt fiel der Regen heftiger. Er peitschte sie die Straße hinunter. Als sie in ihre Straße einbog, klebte ihr schon das Haar am Kopf, und ihre Sandalen waren ruiniert.
    Plötzlich blieb sie mitten in einer Pfütze stehen.
    Auf der anderen Straßenseite wankte ein Mann auf einer Leiter, die an eine Plakatwand gelehnt stand. Er klebte gerade die letzte Ecke eines riesigen Posters fest. Darauf prangte ein sechs Meter großer Sim im Gehrock. Sein Gesicht war mit dem Computer bearbeitet worden, sodass es vollkommen glatt und perfekt wirkte. Direkt über der Oberlippe sah man einen herzförmigen Schönheitsfleck. Seine Augen waren grüner, als sie sie in Erinnerung hatte, und sie schauten direkt auf sie herunter. Lausbübisch, sexy und kein bisschen tot.
    Sims Tagebuch
    11 . Dezember 2011
     
    Meiner Meinung nach war es nur eine kleine Flunkerei, aber Orla würde es sicher unter «Lüge» verbuchen. Egal.
    Mit meiner besten «Mein Hündchen ist überfahren worden»-Stimme habe ich ihr erzählt, die Skype-Kamera sei kaputt. Also. Keine Skype-Sauereien heute Abend. Sie war am Boden zerstört. Wer hätte gedacht, dass sie es so schwer nimmt? Aber wenn wir geskypt hätten, wenn sie mein Gesicht gesehen hätte, hätte sie sofort alles gewusst.
    So ist das nämlich immer mit Feen.
    «Du findest das ganz toll, oder?» Orla war wütend auf die Valentinskarte. Sie hockte am Fenster im dunklen

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