Ein Liebestraum auf den Bahamas
nie gekannte Gefühle geweckt. Sein Betrug hatte sie wie ein Hieb in die Magengrube getroffen. Nein, schlimmer, es tat immer noch weh. Und sie war nicht bereit, ihm in irgendeiner Weise entgegenzukommen. Cassie beschloss, sich anzuhören, was er ihr so unbedingt sagen wollte. Mehr würde sie nicht tun.
Also ignorierte sie seine Hand. „Du kannst dich auf das Sofa setzen. Ich nehme den Sessel.“ Ohne ein weiteres Wort nahm sie Platz.
Er presste die Lippen aufeinander. Offensichtlich wollte sie es ihm nicht leicht machen, was er sogar verstand. Entschlossen kämpfte er gegen die Nervosität an, die ihn erfasste. Irgendwie würde er Cassie dazu bewegen, ihm zumindest zuzuhören. Er musste es einfach schaffen.
Sobald er sich gesetzt hatte, sah er sie an. Anscheinend fand sie plötzlich ihre Wohnzimmereinrichtung viel interessanter als ihn, denn Cassie wandte den Blick ab. Trotz der angespannten Atmosphäre konnte Brandon sie nicht betrachten, ohne sie zu begehren. Unwillkürlich erinnerte er sich an ihre gemeinsam verbrachte Nacht und rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. Er musste sich in den Griff bekommen und durfte ausgerechnet jetzt nicht an Sex denken. Wenn Cassie merkte, wie es um ihn stand, würde sie garantiert nicht besonders begeistert reagieren.
„Bevor du anfängst“, brach sie plötzlich das Schweigen. „Möchtest du etwas trinken?“
Überrascht nickte er. Mit so viel Freundlichkeit hatte er nicht mehr gerechnet. „Ja, gern. Danke.“
Sie ging hinaus. Dadurch gewann er einige Minuten Zeit. In gewisser Hinsicht hielt er es für einen Wink des Schicksals, dass er und Cassie sich gefunden hatten. Ihre Väter waren ein Leben lang Freunde gewesen. Und falls es Brandon nun nicht gelang, alles in Ordnung zu bringen, könnten Cassie und er für den Rest ihres Lebens Feinde sein. Diese Vorstellung war ihm unerträglich.
Kurz darauf trat sie, zwei Gläser Wein in Händen, wieder ins Wohnzimmer. Statt Brandon ein Glas zu reichen, stellte sie es auf den Tisch neben ihm. Sie machte keinen Hehl daraus, dass ihr seine Nähe unangenehm war. Zweifellos vermied Cassie bewusst, ihn auch nur versehentlich zu berühren. Brandon trank einen Schluck, um Mut zu fassen.
„Du wolltest mir doch etwas sagen. Fang an.“
Ihr eisiger Tonfall trug nicht gerade dazu bei, dass sich seine Stimmung besserte. Brandon nippte noch einmal an dem Wein und räusperte sich. „Wie du weißt, haben die Garrisons erst bei der Verlesung von Johns Testament von deiner Existenz erfahren. Das heißt nicht, dass niemand darauf hätte kommen können. Zumindest die Affäre hätte man ahnen können. Aber eines kann ich wohl mit Sicherheit sagen: Niemand kam auf die Idee, dass er noch ein Kind hatte. Es war für alle eine große Überraschung.“
Da Cassie weder etwas sagte noch sonst eine Reaktion zeigte, fuhr er fort: „Noch größer war der Schock allerdings, als alle erfuhren, dass du zusammen mit Parker eine maßgebende Aktienmehrheit am Familienunternehmen geerbt hast. Besonders Parker, der älteste und wohl ehrgeizigste von Johns Söhnen, hat es sehr getroffen. Bis zu dem Tag waren alle davon ausgegangen, dass Parker die Mehrheit erbte. Es erschien logisch, da John ihm an seinem einunddreißigsten Geburtstag die Leitung der ‚Garrison Incorporated‘ überlassen und Parker sich bewährt hatte. Vor diesem Hintergrund kannst du vielleicht verstehen, warum er nicht nur verwirrt und verletzt, sondern auch sehr aufgebracht war.“
An Cassie Miene las er ab, dass sie ganz und gar nicht verstand – oder sich schlichtweg weigerte. „Wie ich dir vorhin schon erzählt habe“, fügte Brandon hinzu, „war mein Vater derjenige, der das Testament aufgesetzt hatte. Und ich wusste nichts über dich, das änderte sich erst ein paar Tage vor der Verlesung. Nachdem ich die Wahrheit erfahren hatte, war mir natürlich klar, dass es kein Vergnügen sein würde, es den anderen mitzuteilen.“
Er holte tief Luft. „Wir unternahmen die üblichen rechtlichen Schritte in solchen Situationen, ohne Erfolg. Und …“
„Ich nehme an, Parker hat daraus gelernt und verzichtete danach wohlweislich auf einen DNA-Test“, unterbrach sie ihn barsch.
Brandon nickte. „Ja, ich habe ihm erklärt, dass er so nichts erreicht. John hatte dich als sein Kind anerkannt, und das genügte. Außerdem gab es keinen echten Grund, seine Vaterschaft anzuzweifeln. Du und Parker habt dann miteinander gesprochen, und er bot an, dir deine Anteile abzukaufen. Du hast
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