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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ja glücklich verheiratet waren …«
    »Ja, ich war so glücklich verheiratet«, erwidert Zoe, »dass ich mich habe scheiden lassen.«
    »Da hast du recht«, stimme ich ihr zu. »Als du mich gebraucht hast, war ich nicht für dich da, Zoe, und das kann ich nie wiedergutmachen. Aber ich kann dafür sorgen, dass ich den gleichen Fehler nicht zweimal begehe. Ich kann dich mit Menschen zusammenbringen, die dich verstehen, die dich nicht verurteilen und die dich als das lieben werden, was du bist, nicht für das, was du tust.«
    Zoe hakt sich bei Vanessa unter. »So einen Menschen habe ich schon gefunden.«
    »Du kannst doch nicht … Ich meine …« Ich stolpere über meine eigenen Worte. »Du bist doch nicht lesbisch, Zoe. Das bist du nicht.«
    »Vielleicht stimmt das ja«, sagt Zoe. »Vielleicht bin ich nicht lesbisch. Vielleicht ist das ja eine einmalige Sache. Aber weißt du was? Ich will, dass diese einmalige Sache ein ganzes Leben lang hält. Ich liebe Vanessa. Und sie ist zufälligerweise eine Frau. Wenn mich das zu einer Lesbe macht … Nun, dann bin ich eben eine.«
    Ich beginne stumm zu beten. Ich bete, dass ich nicht aufspringe und schreie. Ich bete, dass Zoe so schnell wie möglich unglücklich wird, damit sie endlich Christus erkennt.
    »Ich bin auch kein Fan von Schubladen«, sagt Pauline. »Himmel, schauen Sie mich doch mal an. Ich bezeichne mich noch nicht einmal als Ex-Lesbe, weil das suggerieren würde, dass ich homosexuell geboren worden bin. Aber das ist nicht so! Ich bin eine heterosexuelle, evangelikale Frau – das ist alles. Ich trage öfter Röcke als Hosen. Ich verlasse das Haus nie ohne Make-up. Und sollte Ihnen je Hugh Jackman auf der Straße begegnen, würden Sie ihn dann bitte festhalten, damit ich …«
    »Haben Sie je mit einem Mann geschlafen?« Vanessas Stimme klingt wie ein Schuss.
    »Nein«, gibt Pauline zu und läuft rot an. »Das würde gegen einen unserer Glaubensgrundsätze verstoßen, da ich nicht verheiratet bin.«
    »Wie unglaublich angenehm.« Vanessa dreht sich zu Zoe um. »Ich wette zwanzig Dollar darauf, dass Megan Fox sie schneller verführen könnte, als sie ›Vater unser‹ sagen kann.«
    Pauline springt nicht auf den Köder an. Sie schaut Vanessa an, und ihre Augen sind voller Mitgefühl. »Sie können über mich sagen, was Sie wollen. Ich weiß, wo die Wut herkommt. Ich war genau wie Sie, wissen Sie? Ich weiß, was es heißt, so zu leben wie Sie und eine Frau wie mich für vollkommen übergeschnappt zu halten. Glauben Sie mir, mir wurden Bücher auf meine Kommode gestellt und Zeitungsartikel unter den Teller gelegt … Meine Eltern haben alles getan, um mich dazu zu bewegen, meine Homosexualität aufzugeben, doch das hat mich nur in dem Glauben bestärkt, recht zu haben. Aber Vanessa, ich bin nicht hier, um es genauso zu machen. Ich werde Ihnen keine Literatur geben oder Sie ständig anrufen und so tun, als wäre ich Ihre beste Freundin. Ich bin nur hier, um Ihnen Folgendes zu sagen: Wenn Sie und Zoe bereit sind – und ich bin fest davon überzeugt, dass Sie das eines Tages sein werden –, dann kann ich Ihnen helfen, die Wünsche des Herrn über Ihre eigenen zu stellen.«
    »Nur damit ich das richtig verstehe«, sagt Zoe. »Ich muss mich nicht sofort ändern. Ich bekomme einen K…«
    »Genau«, erwidere ich. Ich meine, das ist doch ein Schritt in die richtige Richtung … oder?
    »… aber ihr glaubt immer noch, dass unsere Beziehung falsch ist.«
    »Jesus glaubt das«, sagt Pauline. »Wenn Sie in die Schrift schauen und zu einem anderen Ergebnis kommen, dann haben Sie sie falsch verstanden.«
    »Wissen Sie, ich bin zehn Jahre lang zum Katechismus-Unterricht gegangen«, sagt Vanessa. »Wenn ich mich nicht vollkommen irre, hält die Bibel auch Polygamie für eine gute Idee. Und sie sagt, dass wir keine Muscheln essen sollen.«
    »Nur weil etwas in der Bibel steht, heißt das nicht, dass Gott das auch so beabsichtigt hat …«
    »Sie haben doch gerade gesagt: Wenn etwas in der Heiligen Schrift steht, dann ist das Fakt!«, argumentiert Vanessa.
    Pauline hebt das Kinn ein Stück. »Ich bin nicht hier, um mich über Semantik zu streiten. Das Gegenteil von Homosexualität ist Heterosexualität. Und Heterosexualität ist heilig. Deshalb bin ich hier: Um Ihnen zu zeigen, dass es auch einen anderen Weg gibt. Einen besseren Weg.«
    »Und wie genau steht das mit der Forderung im Einklang, dass man auch die andere Wange hinhalten soll?«
    »Ich verurteile Sie

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