Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
reagieren würden. Sicher würden sie ihn nur als willkommenen Happen betrachten. Und ich möchte Velyne nicht in Gefahr bringen. Aber bei uns Lindwürmern ist eh nur alle acht Jahre für einen Monat lang Paarungszeit. Ich kann also noch mal drüber schlafen. Hihi.“
Nun staunte der Wolf noch mehr. Der Lindwurm musste wohl ein wirklich geduldiges Männchen sein. „Acht Jahre? Ist... ist das nicht zu lange... ich meine... das sind einige tausend Tage. Ich ... wow Respekt. Ich als Wolfsmännchen würde das nicht können, nein. Ich frage mich wie du das aushältst.“ Der Wolf war sichtlich überrascht, Velyne hätte den Lindwurm vermutlich nie darauf angesprochen. Da hätte er sich zu sehr geschämt.
Der Lindwurm lächelte. „Da könntest du Recht haben. Aber wir Lindwürmer haben unendlich viel Geduld. Und ich kann das schon aushalten. Mach dir da keine Gedanken. Vieles dauert bei uns länger als bei anderen Wesen. Das ist normal für uns. Zum Beispiel können wir im Notfall auch mal bis zu einem halben Jahr lang ohne Nahrung auskommen, ohne dass wir dabei nennenswert abnehmen. Wölfe könnten das sicher nicht. Und wir Lindwürmer haben eine fast unendliche Geduld. Wir könnten, wenn wir wollten, mehrere Tage lang völlig regungslos an ein und demselben Platz verharren, ohne, dass uns dabei langweilig wird,“ meinte der Lindwurm grinsend.
„Dann könntest du ja ganz viele Lebewesen verschonen, oder?. Das wäre doch bestimmt gut“, sagte der Wolf. Vorstellen konnte er es sich nicht wie man so lange ohne Nahrung auskommen sollte, oder wie man sich so lange still verhalten konnte, aber es wird schon stimmen, dachte er sich. Velyne drehte sich etwas und fing an zu schnurren.
„Könnte ich schon, aber in der Regel fressen wir etwa einmal die Woche etwas, was mindestens Wolfsgröße hat. Nur dann bleiben wir auf Dauer in Form. Aber es ist gut, dass wir auch mal längere Zeit ohne Nahrung auskommen können. Falls man mal in einer Gegend ist, in der es keine Beute gibt, dann verhungert man wenigstens nicht so schnell. Natürlich fressen wir auch gerne mal etwas Größeres als einen Wolf. Gelegentlich kann es auch mal ein Drache sein. Ein großes Opfer stillt meinen Hunger natürlich dann viel länger, als etwas Kleines“, erklärte der Lindwurm und schaute zu Velyne. Er schien wohl langsam doch munter zu werden.
„Verstehe. Irgendwie wirkst du auf uns Wölfe zwar immer etwas unheimlich, aber ich finde dich ganz nett. Danke, dass du meine Fragen beantwortest. Ich hoffe, sie stören dich nicht, aber du hast meine Neugier geweckt. Es kommt nicht alle Tage vor, dass ich ein so großes, schuppiges Wesen sehe und auch damit reden kann ohne gleich angegriffen zu werden.“
„Nein, das stört mich doch nicht. Ich mag es sogar, wenn sich andere für mich interessieren. Du darfst mich gerne alles fragen, was du wissen willst.“ Der Lindwurm streichelte dem Wolf über den Rücken. Er schnurrte dabei leise. „Es kommt nicht oft vor, dass mir Wölfe so nahe kommen. Außer Velyne macht das normalerweise keiner. Aber es freut mich, wenn du genug Vertrauen zu mir hast.“
„Vertrauen... ich weiß nicht. Ich würde trotzdem lieber einen Sicherheitsabstand einhalten. Nur zu meiner eigenen Sicherheit. Ihr seid doch bestimmt langsam, immerhin hast du ja nur zwei Pfoten und die Flügel, ich fragte mich oft, warum ihr Flügel habt. Ich habe ich dich noch nie fliegen sehen.“
„Hehe. Fliegen kann ich damit natürlich nicht. Dafür sind die Flügel zu klein. Im Grunde brauche ich diese Flügel gar nicht. Aber beim Schwimmen und tauchen kann ich sie wie Flossen benutzen. Da sind sie sehr nützlich. An Land bin ich aber nicht besonders schnell. Ihr Wölfe könnt viel schneller laufen als ich. Das stimmt. Aber wir sind gute Schwimmer. Manche Lindwürmer leben sogar lieber im Wasser als an Land.“
„Wow, dann sind vielleicht viele Seeungeheuer einfach nur hungrige Lindwürmer. Könnt ihr auch unter Wasser atmen?“, fragte der Wolf. Irgendwie schien er schon viel offener auf den Lindwurm zu wirken. Velyne gähnte einmal laut und öffnete etwas die Augen. Neben dem Lindwurm konnte er immer gut und tief schlafen.
„Ja, das können wir. Das kann sehr nützlich sein, wenn man Fische fangen will. Und wir können auch nicht ertrinken. Das ist auch sehr praktisch. Hehe“, erklärte der Lindwurm kichernd. Der Wolf konnte das ruhig alles erfahren, dachte er sich. Das kann nicht schaden. „Na, Velyne. Schon ausgeschlafen? Es ist
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