Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
Wo wären wir denn sonst? Nein, nein, bestimmt irrt sich Amelia nicht. Sie ist für eine großartige Verbindung geboren, und sie wird es schaffen.“
„Mama!“ Rapide verlor Clarissa die Geduld. Tief atmete sie ein, um sich zu zügeln, denn sie wusste, dass grobe Worte bei ihrer Mutter nur einen ihrer Anfälle auslösen würden. „Mama, was immer Amelia sagt, glaub mir, Lord Rasenbys Absichten sind alles andere als ehrenhaft. Ich bin mir dessen sicher. Wir müssen Amelia dazu bringen, ihn aufzugeben, sonst richtet sie uns alle drei zugrunde.“
„Nun, Kind, wenn du es sagst“, murmelte Lady Maria unschlüssig, hin- und hergerissen zwischen Zweifeln und der Vorstellung von Lord Rasenby als ihrem Heilsbringer. „Vielleicht … vielleicht carte blanche … ich meine, als vorübergehende Maßnahme, wäre das nichts? Dann könnten wir uns von den Schulden befreien, und später könnte Amelia schließlich immer noch eine gute Partie machen. Was meinst du?“
„Was ich meine? Bin ich hier die einzige normale Person in diesem Hause? Tante Constance hat recht. Wir werden alle ruiniert sein.“
„Oh, sprich mir nicht von deiner teuren Tante Constance! Sie ist ganz lächerlich sittenstreng, nachgerade altmodisch! Und außerdem hat sie nie knausern müssen, also was weiß sie schon? Clarissa, du schlägst ganz diesem Zweig der Familie nach, wie ich schon immer sagte. Amelia ist mir viel ähnlicher, das liebe Kind.“
„Danke, Mama, aber wenn es bedeutet, Moralgefühl zu besitzen, komme ich gern nach Tante Constance! Mama, bitte, unternimm nur nichts mehr, sonst geraten wir nur tiefer in Schulden. Und schlag dir aus dem Kopf, dass Amelia von Lord Rasenby einen Heiratsantrag bekommt. Bitte, überlass das alles mir!“
Viel zu sehr daran gewöhnt, dass Clarissa stets alle Probleme löste, zweifelte Lady Maria deren Fähigkeit, auch mit einem solchen Schuldenberg fertig zu werden, nicht im Mindesten an. Sie seufzte einmal auf, mehr erleichtert als besorgt, hüllte sich ein wenig gemütlicher in ihren warmen Schal und sank für den Rest des Vormittags in sanftes Dösen.
Clarissa zog sich in die Stille ihres Zimmers zurück und versuchte, ihrer durcheinanderwirbelnden Gedanken Herr zu werden.
Geraume Zeit später fl atterte Amelia zu ihr herein und unterbrach ihre Grübeleien. „Was bist du so trübsinnig, Clarrie? Ich hoffe, du zerbrichst dir nicht immer noch den Kopf über meine Tugend. Sie ist sicher genug – jedenfalls vorerst noch.“
„Hast du dich gestern gut vergnügt?“
„Ja, danke, und wie versprochen habe ich Rasenby nicht gesehen. Aber Mr. Brompton war außerordentlich aufmerksam. Ich mag ihn wirklich sehr.“
„So sehr, dass du ihn heiraten würdest?“ Angestellter, er kann kaum den Unterhalt für sich selbst bestreiten, geschweige denn für mich, wenn er mich heiratete. Obwohl – so als letzte Liebelei, bevor ich mich an Rasenby binde, käme er mir gerade recht.“ Amelia lachte verächtlich, als sie Clarissas Miene sah. „Ach, Schwester, man kann dich so leicht schockieren. Warum soll ich mich nicht zuerst mit Edward einlassen? Hauptsache Rasenby erfährt nichts davon. Es ist ja nicht so, als ob Rasenby jungfräulich rein ins Ehebett stiege.“ Amelia unterbrach sich und versank in Gedanken. Es war wirklich gar zu gemein von Edward, so arm zu sein, und obendrein hochanständig. Es stand nicht zu vermuten, dass er mit ihr schlafen würde, solange sie nicht vermählt waren – nicht einmal, wenn sie nackt vor ihm herumspazierte. Er hatte von Chloe Andeutungen über sie und Rasenby gehört und tatsächlich die Frechheit besessen, ihr eine Predigt zu halten. Trübsinn erfasste sie ob ihrer ungewohnt zärtlichen Emp fi ndungen für Edward und weil sie es für unumgänglich hielt, ihn zu hintergehen. Schließlich sagte sie: „Ja, ich mag Edward tatsächlich genug, um ihn zu heiraten. Aber er besitzt nicht die nötigen Mittel. Es heißt also Rasenby oder das Armenhaus.“
Clarissa war wirklich empört. Offensichtlich hatte ihre Schwester in letzter Zeit höchst befremdliche Ansichten entwickelt. Wie sie sich gegenüber Rasenby verhalten wollte, war einfach abscheulich. Wäre sie nicht schon längst entschlossen gewesen, Amelia aus seinem Dunstkreis zu entfernen, hätte sie sich nachgerade verp fl ichtet gesehen, den Mann zu warnen. „Meinst du nicht, wenn dieser Edward dir so sehr gefällt, dass du dich vielleicht doch für ihn entscheiden könntest?“
„Nein, ich werde mir Rasenby einfangen.
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