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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Frau
    Hansen, vorausgesetzt, daß sie uns begleiten will. Ach, da
    fällt mir noch ein, daß wir auch Kate, meine alte, treue
    — 118 —
    Haushälterin, und Fink, meinen alten Diener in Christia-
    nia, mit einigen Worten benachrichtigen müssen. Sie wür-
    den sehr unruhig werden, wenn sie von mir gar nichts hör-
    ten, und mir mit Recht böse sein. Nun aber muß ich Ihnen
    ein Geständnis ablegen. Die Erdbeeren, die schöne Milch –
    die sind recht angenehm, recht erquickend; als Nahrung
    reichen sie allein aber doch nicht aus, da ich mich nicht
    gern auf Krankendiät gesetzt sähe. Ist es für Sie bald Zeit,
    zu speisen?«
    »O, darauf kommt’s ja nicht an, Herr Sylvius.«
    »Im Gegenteil, darauf kommt sehr viel an! Glauben Sie
    denn, ich wollte mich während meines Aufenthalts in Dal
    am Tisch und in meinem Zimmer allein langweilen? Nein,
    ich will mit Euch und mit Eurer Mutter essen, wenn Frau
    Hansen nichts dagegen hat.«
    Frau Hansen mußte, als man ihr diesen Wunsch des
    Professors mitteilte, wenn sie auch vielleicht lieber für sich
    allein geblieben wäre, ihm doch nachgeben; sie und die
    ihrigen konnten es sich ja als eine Ehre anrechnen, einen
    Abgeordneten des Storthing mit am Tisch zu haben.
    »Es ist also abgemacht«, erklärte Sylvius Hog, »wir wer-
    den alle zusammen im großen Zimmer speisen . . .«
    »Gewiß, Herr Sylvius«, bestätigte Joel, »und wenn das
    Essen bereit ist, werd’ ich Sie gleich auf dem Lehnstuhl da-
    hin bringen.«
    »Gut, gut, lieber Joel; aber warum denn nicht gleich mit-
    tels Schuß? Nein, wenn ich einen Arm aufstützen kann,
    — 119 —
    komme ich schon dahin. So viel ich weiß, bin ich doch nicht
    amputiert worden.«
    »Wie Sie wünschen, Herr Sylvius«, antwortete Hulda,
    »begehen Sie aber keine neue Unvorsichtigkeit, sonst müßte
    Joel doch noch den Arzt herbeiholen.«
    »Was? Drohungen . . .? Nun ja, ich werde schon vernünf-
    tig und ganz artig sein; und solange ich nicht auf zu knappe
    Diät gesetzt bin, sollt ihr an mir den folgsamsten Patienten
    haben. – Aber, liebe Freunde, habt ihr denn noch gar kei-
    nen Hunger?«
    »Es bedarf nur noch einer Viertelstunde«, erwiderte
    Hulda, »dann ist alles fertig und wir können Ihnen mit ei-
    ner Johannisbeersuppe, einer Forelle aus dem Maan, einem
    Feldhuhn, das Joel gestern aus Hardanger mitgebracht hat,
    und mit einer guten Flasche Wein aufwarten.«
    »Schön, mein liebes Kind, ich danke im voraus!«
    Hulda verließ ihn nun, um sich mit dem Essen zu be-
    schäftigen und den Tisch im großen Zimmer zurechtzuma-
    chen, während Joel den Schußkarren wieder zum Werkfüh-
    rer Lengling schaffte.
    Sylvius Hog blieb allein. Woran hätte er da anders denken
    sollen, als an die ehrbare Familie, deren Gast und Schuld-
    ner er gleichzeitig geworden war? Was konnte er tun, um
    die Dienstleistungen, die Pflege, die Hulda und Joel ihm ge-
    widmet, zu vergelten? Vorläufig hatte er jedoch keine Zeit,
    sich längeren Betrachtungen hinzugeben, denn 10 Minuten
    später saß er schon auf dem Ehrenplatz am großen Tisch.
    Das Essen war vortrefflich. Es rechtfertigte nach allen Sei-
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    ten den guten Ruf des Gasthauses, und der Professor aß mit
    dem größten Appetit.
    Der Abend verging nachher unter gemütlichem Plau-
    dern, an dem Sylvius Hog sehr regen Anteil nahm. An Stelle
    von Frau Hansen, die sich nur sehr selten mit einmischte,
    veranlaßte er den Bruder und die Schwester zum Sprechen.
    Die warme Teilnahme, die er für sie empfand, konnte da-
    bei nur noch zunehmen. Die beiden Geschwister vereinigte
    eine so zärtliche Freundschaft, daß der Professor davon
    wirklich gerührt wurde.
    Als die Nacht herankam, begab er sich mit Hilfe Hul-
    das und Joels wieder nach seinem Zimmer, sagte den neuen
    Freunden, ebenso wie diese ihm, herzlich gute Nacht, und
    kaum hatte er sich in dem sauberen Bett mit den Sinnsprü-
    chen ausgestreckt, da lag er auch schon in sanftem Schlum-
    mer.Als Sylvius Hog am folgenden Morgen mit Tagesanbruch
    aufwachte, überließ er sich wieder seinem Nachdenken, ehe
    jemand an die Tür klopfte.
    »Nein«, sagte er, »ich weiß wahrlich nicht, wie ich mich
    abfinden soll. Man kann sich doch nicht retten, pflegen und
    heilen lassen, um das alles mit einem ›Schön Dank!‹ auszu-
    gleichen. Ich bin Hulda und Joel tief verpflichtet, das ist un-
    bestreitbar, und doch sind das keine Dienste, die man mit
    Geld belohnen könnte! Pfui doch! Andererseits scheint mir
    die ganze, aus so wackeren Leuten

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