Ein Lotterielos. Nr. 9672
von
Neufundland in Bergen schon angekommen waren. Diese
Schiffe hatten sie unterwegs nicht angetroffen, auch sie hat-
ten in der Gegend von Island sehr schweres Wetter zu über-
stehen gehabt, sich aber daraus, ohne Schaden zu nehmen,
zu retten vermocht.
Warum sollte das der ›Viken‹ nicht ebenso gelungen
sein? Vielleicht war sie nur ein Stück zurückgeblieben. Sie
war übrigens ein ganz vorzügliches, sehr fest gebautes Schiff
unter der Führung von Kapitän Frikel aus Hammerfest, und
hatte eine kräftige Besatzung, die schon genügende Proben
ihrer Seetüchtigkeit abgelegt hatte. Immerhin sei dieses
Ausbleiben der ›Viken‹, wenn es sich noch weiter verlän-
gerte, einigermaßen beunruhigend, und dann doch viel-
leicht zu fürchten, daß sie mit Mann und Maus zugrunde
gegangen sei.
Help junior bedauerte, keine bessere Nachricht über den
jungen Verwandten der Familie Hansen geben zu können.
Betreffs Ole Kamps selbst sprach er von diesem als einem
vortrefflichen jungen Mann, welcher der Teilnahme, die
Sylvius Hog für ihn empfand, völlig würdig wäre.
Help junior schloß mit der Versicherung seiner aufrich-
tigen Hochachtung für den Professor und übermittelte ihm
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gleichzeitig herzliche Grüße von seiner Familie. Endlich
versprach er, ihm ohne Zögern jede weitere Nachricht zu-
gehen zu lassen, die von der ›Viken‹ aus irgendeinem Hafen
Norwegens eintreffen würde, und nannte sich in der Unter-
schrift als dessen »achtungsvoll ergebene« Gebrüder Help.
Halb ohnmächtig werdend, war die arme Hulda, wäh-
rend der Professor diesen Brief las, auf einen Stuhl nieder-
gesunken und schluchzte schmerzlich, als er damit zu Ende
war.Mit gekreuzten Armen, ohne ein Wort zu sagen, ja selbst
ohne daß er gewagt hätte, seine Schwester anzusehen, hatte
Joel zugehört.
Frau Hansen hatte sich, nachdem Sylvius Hog mit dem
Lesen aufgehört, nach ihrem Zimmer zurückgezogen; es
schien, als hätte sie diese Hiobspost ebenso sicher erwartet
hatte, wie sie manch anderes Unglück voraussah.
Der Professor bedeutete Hulda und Joel durch ein Zei-
chen, näher zu treten. Er wollte zu ihnen noch über Ole
Kamp reden, wollte ihnen alles sagen, was er nur immer an
Trost für sie erdenken konnte. Und er sprach sich nach die-
sem Brief von Help junior mit mindestens eigentümlicher
Zuversichtlichkeit aus. Er betonte ganz besonders eine
merkwürdige Ahnung zu haben, daß sie noch nicht zu ver-
zweifeln brauchten, dazu sei eine hinreichende Menge Bei-
spiele bekannt, daß Schiffe auf der Fahrt zwischen Norwe-
gen und Neufundland noch längere Verzögerungen erlitten
hätten, was unzweifelhaft nachgewiesen wäre. Die ›Viken‹
sei ja, wie sie nun bestimmt wüßten, ein gutes Fahrzeug mit
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verläßlichem Führer und erprobter Mannschaft, folglich
aber eher in günstigeren Verhältnissen als manche andere
Schiffe, die zufällig schon nach dem Heimathafen zurück-
gekehrt wären.
»Halten wir also die Hoffnung hoch, meine lieben Kin-
der, und fügen wir uns in Geduld! Hätte die ›Viken‹ zwi-
schen Island und Neufundland Schiffbruch erlitten, sollten
denn die zahlreichen, auf demselben Weg nach Europa be-
findlichen anderen Fahrzeuge keine einzige Spur von ihr
gefunden haben? – Doch nein! Nicht eine Planke ist in je-
nen zur Zeit der Hochseefischerei so belebten Gegenden
entdeckt worden! Nichtsdestoweniger dürfen wir natürlich
die Hände nicht in den Schoß legen und müssen unbedingt
erschöpfende Nachrichten zu erlangen suchen. Wenn wir
auch diese Woche ohne eine Meldung über die ›Viken‹ oder
einen Brief von Ole bleiben, werde ich nach Christiania zu-
rückkehren, mich an das Seeamt wenden, das umfassende
Nachforschungen anstellen und – das bin ich überzeugt –
damit Erfolge erzielen wird, die uns gewiß alle befriedi-
gen.«
Wie große Zuversicht der Professor auch zeigte, fühlten
Hulda und Joel doch heraus, daß er nicht mehr so sprach,
wie vor Empfang dieses Briefs aus Bergen – eines Briefs,
dessen Inhalt ihnen in der Tat nur wenig Hoffnung übrig-
ließ. Sylvius Hog wagte augenblicklich nicht mehr, eine An-
spielung auf Huldas in nächster Zeit bevorstehende Hoch-
zeit zu machen, wenn er auch mit eindringlichem Ton
wiederholte:
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»Nein, es ist ja gar nicht möglich! Ole – und nicht mehr
in das Haus von Frau Hansen zurückkehren! Ole sollte
seine Hulda nicht heiraten! Nein, an ein solches
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