Ein Macho auf Abwegen
sich und fügte noch ein Christina-typisches „y
basta!“ hinzu. „Ach, und noch etwas, Peter. Ich werde in den nächsten Tagen
meine Firma in mein Haus verlegen. Wenn wir noch irgendetwas zu besprechen
haben sollten, musst du dich in Zukunft dorthin bemühen. Ansonsten tut es mir
jetzt schon leid, welchen dicken Batzen Kohle du aus dieser Produktion und ganz
speziell aus „You are the answer“ noch machen wirst, denn der Song wird alles,
was ich bisher gemacht habe, entschieden toppen. Das verspreche ich dir in die
Hand!“
Bereits zwei Wochen später erschien „You are the answer“ als
erstes Soloprojekt des gleichnamigen Albums, auch das Video wurde gleichzeitig
den Musiksendern zur Verfügung gestellt. „You are the answer“ war rasend
schnell in aller Munde und landete, genau wie Marc es vorhergesagt hatte, nach
kürzester Zeit in den Top-Ten.
„Was habe ich dir gesagt? Der Song hat das gewisse Etwas,
und die Leute da draußen spüren das auch.“ Christina musste ihm wieder einmal
zugeben, wie sehr er sein Geschäft verstand. Sie wunderte sich allerdings doch
ein wenig, dass das Publikum so gar nicht negativ auf sie als Duett-Partnerin
reagierte. Marc hatte eine recht simple Erklärung dafür: „Qualität setzt sich
durch – da spielt alles andere keine Rolle!“
Mit dem Erfolg der CD wurden auch die Anfragen nach
Interviews und Presseterminen immer größer. Christina hatte in diesen Tagen
alle Hände voll im Büro zu tun. Marc Stevens, und auch sie selber, wurden für
sämtliche Zeitungen, Radio- und Fernsehsender angefragt. Christina lehnte alle
Angebote für sich ab und musste Marcs Außentermine streng organisieren, denn er
wollte keine Nacht außer Haus verbringen.
Momentan stand das Telefon überhaupt nicht still. Christina
wusste überhaupt nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Hektisch nahm sie heute
wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal den Hörer ab. „Stevens Production,
Guten Tag!“, meldete sie sich hastig.
„Hola, Christina! Pili hier. Ich kann dir gar nicht
aufzählen, wie oft ich heute schon deine Nummer gewählt habe! Hast du den
ganzen Tag den Hörer daneben liegen? Es war ständig besetzt. – Wie geht es euch
denn? Immer noch Friede, Freude, Eierkuchen?“ Christina gefiel diese nette
Abwechslung, und sie lehnte sich entspannt zurück. „Ach, du glaubst ja gar
nicht, was hier im Moment los ist! Marc hat vor Kurzem eine neue CD
herausgebracht. Und sie ist ein Knaller, kann ich dir sagen. Er hat das erste
Mal ein Duett veröffentlicht, und jetzt rate mal mit wem!“
„Ay, Christina! Ich kenne doch keine deutschen Sänger, oder
singt er mit einem Spanier? Ist es gar ein Weltstar? Was weiß denn ich? – Tom
Jones, Placido Domingo, Celine Dion?“
„Alles falsch, Pili! Du kennst diese Sängerin, und sie heißt
– Christina Klasen! Das heißt, WIR singen ein Duett zusammen.“ Pilar lachte
laut auf. „Du bist jetzt Sängerin? Tu te crees! Ich glaub’s ja nicht!“
„Aber nur dieses eine Mal. Das ist wirklich nichts für mich.
Marc hatte die Idee. Wir haben es ausprobiert, und Dank der heutigen Technik,
hört es sich auch wunderschön an. Es ist ein Liebeslied, weißt du?“
„Und es ist ein Knaller, sagst du? So ein richtiger Hit –
obwohl DU mitträllerst? – Ay, chica! Um dich brauche ich mir ganz sicher keine
Sorgen mehr zu machen. Du scheinst im Moment eine wahre Glückssträhne zu haben,
denn der Grund für meinen Anruf wird deinen Glücksfall perfekt machen. – Wir
haben den Gerichtstermin! Morgen in zwei Wochen. Was sagst du dazu?“, freute
sich die Anwältin.
Christina schlug das Herz mindestens dreimal so schnell wie
sonst. Endlich konnte sie dieses dunkle Kapitel hinter sich lassen und ihren
neuen Lebensabschnitt mit Marc ganz unbelastet beginnen. „Dios mío! Pilar, das
ist ja mal eine gute Nachricht! Wir werden kommen! Besorgst du uns ein Hotel?“
„Wieso? Willst du denn nicht in deinem Hotel wohnen?“,
fragte Pilar nach.
„In meinem Hotel? Was soll das denn schon wieder heißen?“
Pilar erklärte ihr den Sachverhalt. „Durch einen Freispruch
bist du selbstverständlich die Alleinerbin, genau wie im Testament vorgesehen.
Comprendes?“
Christina dachte einen Moment nach. Das wollte sie auf
keinen Fall. Mit dem Hotel wollte sie nichts mehr zu tun haben. „Das möchte ich
nicht, Pili. Das Hotel gehört der Familie Moreno. Die Kinder sollen es
behalten.“
Darüber hatte Christina bislang noch keinen Gedanken
verschwendet.
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