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Ein Macho auf Abwegen

Ein Macho auf Abwegen

Titel: Ein Macho auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hitzblech
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nicht viel“, klagte Christina. Die Käfige waren mit armen Kreaturen
wie Vögeln, Hamstern und Meerschweinchen vollgestopft und standen kaum
geschützt in der prallen Sonne. „Gehen wir weiter“, meinte Marc, dem der
Anblick der Tiere auch ein wenig unter die Haut ging.
    Christina ging energisch auf ein Gebäude zu, welches etwas
zurückgesetzt an der Straße lag. „Ich zeige Ihnen jetzt meinen Lieblingsplatz!“
Sie lief zielstrebig in eine Markthalle, wo es lebhaft und geschäftig zuging.
„Die „Boquería“ ist eine der ältesten und schönsten Markthallen Spaniens. Es
gibt hier alles, was das Herz begehrt! Auch einiges, was wir niemals
herunterbringen würden.“
    Sie schlenderten durch die Gänge. Links und rechts waren die
großartigsten Marktstände, mit den delikatesten Waren, die wahrhaft kunstvoll
aufgetürmt waren, zu bestaunen. Sie hatte Recht. Soviel Exotisches hatte selbst
Marc Stevens noch nicht gesehen. Sie kauften eine Tüte mit prallen, herrlich
roten Erdbeeren. „Bevor wir die essen, zeige ich Ihnen erst noch etwas.“
Christina steuerte zielsicher auf eine kleine Imbissbude zu, die in einem
abgelegenen Winkel der Halle stand.  „Haben Sie Hunger?“, fragte sie ihren
Chef. Stevens schaute auffallend misstrauisch daher. „Ja, schon“, erwiderte er
zögerlich, „aber meinen Sie denn im Ernst, dass man hier etwas essen kann?
Schauen Sie doch mal um, wie schmuddelig es hier überall aussieht. Sogar der
Fußboden ist vollgemüllt!“
    Überall lagen benutzte Servietten und Zigarettenstummel
herum. „Also, Herr Stevens. Ich würde Sie bestimmt nicht hier herführen, wenn
ich Ihnen nicht ein wahrhaft fürstliches Mittagessen garantieren könnte! Hier
in Spanien isst man dort am besten, wo der meiste Abfall auf dem Boden
herumliegt. Die Wirte fegen nicht, weil die benutzten Servietten ein Signal
dafür sind, dass hier schon eine Menge Kunden geschmaust haben. Und da, wo
viele Leute schlemmen, ist das Essen logischerweise auch gut.“
    „Na gut, wenn Sie das sagen ...“ Marc setzte sich immer noch
ein wenig zaudernd zu Christina auf die primitiven Barhocker, mitten in das
laute Durcheinander der anderen Imbissgäste. Die Speisen, es handelte sich
hauptsächlich um „Tapas“, sahen wirklich frisch und appetitlich aus. Christina
bestellte einige kleine Leckereien, die einfach köstlich waren. Es gab Muscheln
in den verschiedensten Varianten, gegrillte Gambas in Knoblauch oder
Tintenfische in feuriger Soße. Selbst den typisch katalonischen schwarzen Reis,
der mit der Tinte der vielbeinigen Polypen zubereitet war, kosteten sie. Von
jedem Gaumenschmaus gab es eine kleine Portion, und zu jeder der Köstlichkeiten
servierte der Imbissbesitzer Wein aus dem nahegelegenen „Penedés“ in
Wassergläsern. „Das ist wirklich ein Geheimtipp hier!“, musste Marc am Ende
zugeben.
    „Ja, schauen Sie nur, wie die Leute hier Schlange stehen!“
    „Frau Klasen, darf ich Sie einmal etwas Persönliches
fragen?“ Christina war heute so entkrampft, formlos und gutgelaunt. Sie hatten
sich heute so gut unterhalten, und sie hatte nicht ein einziges Mal zornig
geschaut oder ihr Gift versprüht. Marc wagte diesen vorsichtigen Versuch, um
sein Gegenüber besser kennen zu lernen.
    „Kommt darauf an“, knurrte sie auch schon los. Einmal das
Wort „persönlich“ ins Spiel gebracht, und schon schien ihre gute Laune wie
weggeblasen zu sein. „Ja, sehen Sie! Jetzt schauen Sie wieder so.“ Er sah ihr
fest in die Augen. „Was bekümmert Sie so sehr? Ja, ich möchte gerne wissen, was
Sie so traurig gemacht hat.“
    Was sollte denn das nun wieder? Stevens war nicht nur
kulturinteressiert. Nein, er war auch noch einfühlsam. Ihr Chef war immer für
eine Überraschung gut. Er fragte nicht: „Warum sind Sie immer so mies drauf?“
Er hatte gefragt, warum sie traurig ist.
    Sie tippte mit dem Finger entrüstet auf ihre Brust. „Ich? 
... Ich bin nicht traurig. Da täuschen Sie sich. Mir geht es gut, Herr Stevens.
Mir geht es echt super! Ich habe Freundinnen, eine schöne Arbeit, eine kleine,
nette Wohnung und meinen Nebenjob. – Was will ich denn mehr?“
    Hatte er da richtig gehört? Die Klasen arbeitete noch
nebenbei? „Was für ein Job ist das? – Davon wusste ich ja gar nichts!“, empörte
er sich.
    Was geht dich das auch an?, schrie Christina im Innern. Sie
hatte sich verplappert. „Scheiß Wein!“, zischte sie.
    „Also, mir schmeckt er!“, sagte Stevens und nahm noch einen
Schluck. Sie musste ihm

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