Ein Maerchenprinz aus dem Orient
sich vor wie im Märchen, in dem ein attraktiver Scheich, ein wunderschönes Anwesen und elegante Kleider eine Rolle spielten. Und sie hatte nichts zu tun, als den Privatjet des Scheichs zu fliegen. Das Leben zeigte sich von seiner besten Seite.
Völlig entspannt schlief sie beim sanften Rauschen des Meeres ein. Ihr letzter Gedanke war, dass sie am nächsten Tag ganz sicher mit der Suche nach ihrem Vater beginnen würde. Doch dieser Abend hatte nur ihr und dem Scheich gehört.
Als Bethanne am nächsten Morgen den Flughafen betrat, hatte sie sich wieder in die seriöse Pilotin verwandelt und unterhielt sich mit dem Bodenpersonal. Rashid hatte ihr zu diesem Zweck einen Dolmetscher zur Verfügung gestellt. Sie kontrollierte, ob die Maschine aufgetankt war, und führte die Vorflugkontrolle durch. Der Scheich hatte sich nicht genau festgelegt, wann er starten wollte. Der Jet stand jedenfalls bereit, und Bethanne hatte bis zu Rashids Ankunft nichts mehr zu tun.
âKönnen Sie sich bei den Leuten erkundigen, ob einer von ihnen Hank Pendarvis gekannt hat?â, bat sie den Ãbersetzer. âEr war Pilot und ist mit groÃer Wahrscheinlichkeit öfter von hier aus gestartet.â
Er nickte und ging zu einer Gruppe von Männern.
Zwei von ihnen blickten daraufhin zu Bethanne hinüber und kamen dann zusammen mit dem Dolmetscher auf sie zu.
âDiese beiden haben ihn gekannt. Er war der Pilot von Scheich Rabid al Harum, des Vaters seiner Hoheit.â
âIst er tot?â, wollte sie ohne Umschweife wissen und betrachtete die beiden aufmerksam.
Einer wandte den Blick ab, nachdem ihm die Frage übersetzt worden war. Der andere sah Bethanne traurig an und schüttelte den Kopf, ehe er mit einem Wortschwall antwortete.
âAllem Anschein nach handelte es sich um einen Unglücksfall. Jedenfalls ist er verschwunden. War er ein Freund von Ihnen?â
âEin Bekannter. Ich habe gehört, dass er in Quishari arbeitet, und hätte mich gern mit ihm getroffen.â
Die drei Männer diskutierten daraufhin lebhaft miteinander. Besonders der eine reagierte sehr hitzig und warf Bethanne immer wieder einen kurzen Blick zu.
Endlich wandte sich der Dolmetscher wieder an Bethanne. âPendarvis flog eines Tages ohne Erlaubnis und kehrte nicht mehr zurück. Man nimmt an, dass er entweder in einem anderen Land gelandet oder abgestürzt ist. Seit drei Jahren hat man nichts mehr von ihm gehört, und auch die Maschine wurde nie mehr im Luftraum von Quishari gesichtet.â
Mein Vater ist kein Dieb, hätte sie am liebsten ausgerufen. Doch leider hatten die Männer genau das bestätigt, was Rashid ihr bereits mitgeteilt hatte. Sie wusste, dass es sich nicht so abgespielt haben konnte. Ihr Vater war seinem Arbeitgeber gegenüber absolut loyal gewesen. Er hatte seinen Job geliebt. Niemals hätte er ein Flugzeug gestohlen.
âHat man denn nach ihm gesucht?â Sie bemühte sich, Haltung zu bewahren. Ihr Vater musste tot sein. Eine andere Erklärung gab es nicht.
Wieder kam es zu einem lebhaften Wortwechsel. Bethanne erfuhr, dass eine Suchaktion in der riesigen, gröÃtenteils unbewohnten Wüste unmöglich sei, da man nicht wusste, welches Ziel der Pilot angesteuert hatte.
Sie rang sich ein Lächeln ab. Ohne sich ihre Niedergeschlagenheit anmerken zu lassen, ging sie zurück zum Jet.
Tief in Gedanken versunken stieg sie in die Maschine und lieà sich dort auf ein bequemes Sofa sinken. Wie hatte ihr Vater spurlos verschwinden können? Sie selbst hatte an diesem Morgen bereits Unmengen von Formularen ausfüllen müssen, um den Flug genehmigt zu bekommen.
Gedankenverloren lieà sie die Hand über das weiche Polster gleiten, das sich wie Samt anfühlte. Ihre FüÃe versanken so tief in dem dicken Perserteppich, dass sie am liebsten die Schuhe ausgezogen hätte. Sie stellte sich vor, wie es wäre, hier neben dem Scheich zu sitzen, von ihm etwas zu trinken angeboten zu bekommen und ihm dabei so nahe zu kommen, dass sie sich fast berührten. Dabei würde er ihr zu verstehen geben, dass sie immer die Einzige für ihn sein würde.
Während sie sich noch ihren Träumen hingab, erschien plötzlich Rashid al Harum. Er zog beim Betreten des Flugzeugs den Kopf ein, um sich nicht zu stoÃen, und wirkte überrascht, sie zu sehen.
Sofort sprang sie auf und spürte, wie sie vor Verlegenheit errötete. Schlimm genug,
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