Ein Maerchenprinz aus dem Orient
Ehrgefühl wiederum verbot ihm, sie zu verführen. Also würden sie zusammen ausgehen, sich amüsieren und dann wieder getrennte Wege gehen.
Er betrachtete sie, wie sie an ihrem heiÃen Getränk nippte. Sie liebte ihren Beruf. Und für ihn war es eine völlig neue Erfahrung, neben ihr im Cockpit zu sitzen. Vielleicht sollte er sein Angebot, sie als seine Privatpilotin anzustellen, erneuern. Dann hätte er sie immer in seiner Nähe. Wenn er reisen musste, würde sie ihn begleiten.
âWir könnten von Marokko aus nach Paris weiterfliegen, wenn du Lust hastâ, schlug er vor. Alle Frauen liebten diese Stadt.
âDas wäre schön.â
âDu klingst nicht sonderlich begeistert.â
âMit dir zusammen Paris zu besichtigen wäre wirklich etwas Besonderesâ, sagte sie langsam. âMir hat aber auch unser Ausflug in den westlichen Teil deines Landes gefallen. Vielleicht könnten wir noch einmal dorthin fliegen?â
âNach Quraim Wadi Samil? Das ist nicht gerade eine Weltstadt. Ohne den Notfall wären wir dort nie gelandet.â
Sie sah ihn an. âDas Ziel ist doch überhaupt nicht wichtig, solange wir zusammen sind, oder?â
Nie zuvor hatte er eine Frau so sehr begehrt. Nicht einmal Marguerite. Eigentlich müsste er ihr es jetzt gestehen. Doch die Vorsicht hielt ihn zurück.
âWie du meinstâ, erwiderte er nur und fürchtete bereits den Tag, an dem sie abreisen würde.
7. KAPITEL
Rashids Assistent meldete ihm am nächsten Morgen einen Anruf seines Bruders.
âDer Vertrag ist also geschlossen. Haben schon alle unterschrieben?â, fragte Khalid ohne Umschweife.
âIch fliege am Freitag nach Marokko und unterzeichne ihn dort zusammen mit Benqura. Dann ist alles unter Dach und Fach. Es ist sogar besser für uns gelaufen, als ich zu hoffen gewagt hatte. Benqura will nach der Flucht seiner Tochter das Gesicht wahren, und ich habe ihm versprochen, dass keine Gerüchte in Umlauf kommen.â
âUnd wie erklärst du es dem Minister, wenn deine gute Freundin Bethanne plötzlich wieder von der Bildfläche verschwunden ist?â
âDafür gibt es keinen Anlass zur Eile.â
âNein?â
âIch habe sie gebeten, noch zu bleiben. Gut möglich, dass ich ihr die Stelle von Alexes anbiete, der nicht mehr fliegen darf, weil für ihn die Gefahr eines erneuten Schlaganfalls zu groà ist.â
âWir haben noch andere Piloten.â
âIch entscheide selbst, wer meine Flugzeuge lenkt.â
âUnd dein Bett wärmt.â
âWohl kaum. Zwischen Bethanne und mir läuft nichtsâ, erwiderte Rashid kalt.
âSie will irgendwas von dir. Sieh dich vor.â
âWas muss sie tun, um dich vom Gegenteil zu überzeugen? Mir fünfzig Jahre lang eine treue und loyale Freundin sein?â Er wusste, was sie sich wirklich wünschte. Und auch, dass es sich nicht erfüllen lieÃ.
âDas wäre ein guter Anfang.â
Rashid lachte. âGibâs auf, Khalid. Sie ist nicht wie die anderen.â
Er hörte seinen Bruder stöhnen. âDu bist nicht mehr zu retten. Alle Frauen sind gleich.â
âZyniker. Hast du mich deshalb angerufen? Um mich vor ihr zu warnen?â
âNein. Ich werde für einige Zeit in das zweite Haus von unserer GroÃmutter ziehen, ehe ich mich entscheide, ob ich dort für immer leben möchte oder es lieber verkaufe.â
âEs wäre sicher in ihrem Sinn, wenn du dort wohnst. Sie hat es besonders geliebt, weil es ihrem Vater gehört und er es ihr zur Hochzeit geschenkt hat.â
âIch fühle mich in meiner jetzigen Bleibe wohl. Ich halte mich dort sowieso nie lange auf.â
âÃberstürze die Entscheidung nicht.â
Nachdem Rashid den Hörer aufgelegt hatte, dachte er über seinen Bruder nach. Das Schicksal hatte sie sehr unterschiedlich behandelt. Beide hatten dieselben Chancen gehabt. Doch das Feuer mit seinen verheerenden Folgen hatte alles verändert. Mehr noch als die äuÃerlichen Narben hatten die inneren Verletzungen Khalid geprägt. War es den Männern der al Harums vorherbestimmt, allein zu bleiben und diese Welt ohne Nachkommen zu verlassen?
Und wenn er nun einfach das Schicksal selbst in die Hand nahm und eine Frau wie Bethanne heiratete? Sie würde ihn immer wieder überraschen. Sie könnten wunderbare Kinder haben. Hatten sie nicht ähnliche
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