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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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soll sich nun ändern!«
    »Ich hatte schon direkten Kontakt mit Menschen!« rief eine Stimme aus dem Publikum. »Den Schlund hinunter direkt in meinen Magen!«
    Gelächter und Rufe antworteten ihm aus der Menge. Manche schienen seine Bemerkung zu verurteilen – sie schrien etwas in der Art von ›Gebt dem Menschen eine Chance!‹ –, andere widmeten sich der Frage, mit welchen Gaben von Salz und Oregano sich mein Geschmack am eindringlichsten verbessern ließe. Die Gruppe vor mir war das, was mein Meister mit seiner unnachahmlichen Redegewandtheit ein ›rauhes Publikum‹ genannt hätte. Zum ersten Mal wünschte ich mir, daß Ebenezum an meiner Seite wäre und mir einen Ratschlag erteilen könnte.
    »Sie benehmen sich ein bißchen rüpelhaft«, erklärte der Greif entschuldigend. »Lassen wir sie sich austoben. Das ist so Sitte hier, wißt Ihr.«
    »In der Tat«, pflichtete ich ihm bei. Wenn ich meine Atmung endlich unter Kontrolle bekäme, würde ich wenigstens nach außen hin einigermaßen ruhig wirken.
    »Ihr solltet Euch geehrt fühlen«, erklärte der Greif, »denn Ihr seid der erste Mensch, der an einer Sitzung des Vereins zur Förderung Mythischer, Imaginärer und Sagenhafter Tiere teilnehmen darf, oder, wie wir es kurz und bündig nennen: M.I.S.T. e.V.«
    Der Greif wandte sich mir zu, und seine durchdringenden Adleraugen senkten sich in die meinen. »Bevor wir uns jedoch dem versammelten Verein zuwenden, müssen Ihr und ich noch ein Wörtchen unter vier Augen sprechen.«
    »In der Tat?« Instinktiv zog ich mich in die Ecke der Plattform zurück. Es kostete mich meine ganze Willenskraft, meine Füße von weitergehenden Wanderungen abzuhalten.
    Alles oder nichts! Ich räusperte mich. Ebenezum war nicht hier, und ich mußte in seine Fußstapfen treten. Ich mußte durchhalten, für meinen Meister – und für Vushta.
    »Seht Euch vor, mein Herr!« stieß ich in der tiefsten mir möglichen Tonlage hervor. »Ihr habt es mit einem Magier zu tun!«
    »O ja, darüber wollte ich mich mit Euch unterhalten.« Die Löwenklauen des Greifen strichen an meinen Füßen entlang, sein Adlerodem blies mir heiß ins Gesicht. Er roch, als hätte es gerade Rattenragout gegeben.
    »Wir wissen, daß wir es mit einem Magier zu tun haben«, fuhr das Monster fort. »Doch es nimmt uns Wunder, warum er heute morgen nicht hier aufgekreuzt ist.«
    Also mußte ich das Ganze noch einmal von vorne durchmachen!
    »Oh«, begann ich lässig, »Ihr meint bestimmt den alten Mann. Er mag ja wie ein Magier aussehen, da habt Ihr recht, aber…« Mit einer eleganten Handbewegung wischte ich den unausgesprochenen Rest des Satzes hinweg. »Ich habe das alles bereits Eurem Sohn erklärt.«
    »Papa, das ist richtig«, kam mir der Hippogreif zu Hilfe. »Der Typ hier sagt, der alte Mummelgreis sei mal ein ganz passabler Zauberer gewesen, aber jetzt ist er ein bißchen weich im Kopf, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Aber«, protestierte der Greif, »er trug die Zaubererroben!«
    »Schon, aber ohne den Hut. Nur richtige Vollzeit-Magier haben einen Hut!«
    Der Greif wandte sich zu mir um. »Nun gut, wo ist dann Euer Hut, Magier?«
    »Bitte, Papa, du kennst doch unsern Rok. Er hat ihn während des Flugs verloren!«
    Der Greif nickte grimmig. »Ich muß mal ein Wörtchen mit dem Rok reden! Dauernd verliert er etwas. Also gut. Ihr werdet wenig später Gelegenheit erhalten, Eure magischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ich bin mir in bezug auf diesen alten Zauberer immer noch nicht ganz sicher. Würde ein Pensionär sich wirklich so hartnäckig an die Tracht seiner einstigen Arbeit klammern?«
    »Das will ich meinen!« erwiderte der Hippogreif spontan. »Ich weiß aus eigener Anschauung, wie stur alternde mythologische Wesen sein können!«
    »Verzeihung!« Kampfeslust loderte in den Augen des Greifen auf. »Junger Mann, erkläre mir doch bitte, was genau du mit deiner Äußerung gemeint hast!«
    »Papa…« Der Hippogreif deutete mit seinem Schnabel auf die Versammlung. »Der Verein!«
    »Ja, ähm, ich vergaß die Prioritäten.« Der Greif schoß mir einen letzten, prüfenden Blick zu. »Heute ist der wichtigste Tag Eures Lebens. Laßt uns hoffen, daß es nicht auch Euer letzter sein wird!«
    »Papa!«
    »Pardon! Alte Gewohnheiten sind zählebig. Wir werden hier die Geschichte neu schreiben, und Ihr werdet ein Teil davon sein.« Der Greif umfaßte mich kameradschaftlich mit einem Flügel. »Ihr werdet nicht länger ein einfacher Sterblicher sein,

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