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Ein Magier im Monsterland

Ein Magier im Monsterland

Titel: Ein Magier im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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gezwungen, Euer mühseliges Leben in einer elendigen Welt zu führen!«
    »Einfacher Sterblicher?« Was würde mein Meister in dieser Situation tun? Ich hatte schon viel zu lange tatenlos hier herumgestanden und mir angehört, was dieses Wesen da zu sagen hatte! Um hier zu bestehen, müßte ich mich wie ein richtiger Zauberer benehmen! »Sir, ich sagte bereits, daß ich der magischen Kunst nicht unkundig bin!«
    »Verzeihung. Ihr seht um so vieles geeigneter aus, Lasten zu schleppen und Kuhställe auszumisten. Dieser ältere Mann dagegen…«
    Ich wollte gerade meine Einwände erheben, mußte jedoch feststellen, daß die Löwenklaue sich in meinem Hemd verfangen hatte. Der Greif sprach betont ruhig:
    »Ich akzeptiere die Tatsache, daß Ihr kein Gold habt. Aber Lügen sind eine andere Sache…«
    Der Greif wandte sich an die Versammlung.
    »Brüder, Schwestern, liebe M.I.S.T.-Mitglieder! Wir haben uns heute hier versammelt, um eine neue Seite in der Geschichte der Mythologie zu beschreiben. Zu lange schon haben wir uns von Drachen und Einhörnern, von Riesen und Elfen den Rang ablaufen lassen! Von diesem Tag an werden Greifen und Zentauren, Harpyien und Satyren in aller Mund sein, ihren Platz in jedem Herzen finden!«
    »Und was ist mit uns Chimären? Vergiß die Chimären nicht!«
    »Und was ist mit uns Kelpies?«
    »Warum sagst du nichts über uns Nixen?«
    »Ja, ja!« brüllte der Greif gegen die Menge an. »Chimären, Kelpies, Nixen, was ihr wollt. Wir werden ihnen die Mythologie schon einimpfen, ob sie wollen oder nicht!«
    Die Menge wurde wild. Sie skandierten immer wieder ein Wort, das ich mich bemühte herauszufinden.
    Eine Stimme, die wesentlich lauter als die der übrigen war, erscholl vom Rande der Lichtung:
    »Kein einziges gutes Wort für Sumpfblubberer?«
    Der Greif blieb einen Augenblick sprachlos, den Mund weit geöffnet.
    »Sumpfblubberer?«
    Ein großes, graues Ding, das am Flußufer hockte, ergriff das Wort. »Ja. Jeder vergißt die Sumpfblubberer.«
    »O natürlich«, entgegnete der Greif, der sich anscheinend schnell wieder im Griff hatte. »Und – und Pookas und Sphinxen und Sumpfblubberer auch!«
    Der Mob überschlug sich förmlich.
    »Ähm, Papa?« räusperte sich der Hippogreif vorsichtig.
    Das andere Wesen blickte irritiert zurück. »Ja, was ist denn jetzt schon wieder?«
    Der Jüngere wies in Richtung der entfernten Seite der Lichtung, über den Sumpfblubberer hinaus, wo eine Reihe halbnackter Frauen Karren in Richtung der Versammlung schoben.
    »Es ist nur – die Erfrischungen sind da.«
    »Ist es schon soweit?« Der Greif schüttelte verärgert seinen Kopf. »Ich habe viel zuviel Zeit mit diesem – diesem Menschen hier vergeudet. Und ich kam gerade so gut in Fahrt!«
    Er drehte sich zu dem Monster-Verein um. »Liebe Kameraden aus der Mythologie! Ich weiß, wie dringend wir alle das vor uns liegende Problem erledigen möchten. Doch unser Geist wird nicht auf der vollen Höhe sein, wenn unsere Mägen vor Hunger knurren, ist es nicht so?«
    Diese Ausführungen des Greifen führten zu einem erneuten Ausbruch von Geschrei in der Menge. Eine Reihe der größeren Lebewesen grinste anzüglich in meine Richtung. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ihr breites, zahniges Grinsen und das wiederholte Lippengelecke als Zeichen guter Kameradschaft auslegen sollte.
    »Nymphen!« befahl der Greif. »Bringt die Erfrischungen unters Volk!«
    Einen Augenblick war ich überrascht. Die Biester unterbrachen ihr merkwürdiges Versammlungsritual, um sich ganz den Erfrischungen zu widmen. Das konnte die Chance sein, auf die ich gewartet hatte. Vielleicht konnte ich nun herausfinden, um was es hier eigentlich ging und was in aller Welt man von mir erwartete. Möglicherweise würde es mir gelingen, zu entkommen und Ebenezum mitzunehmen. Ich ließ meinen Blick über das Podium schweifen, konnte jedoch nirgends eine Lücke entdecken, durch die ich hätte entkommen können.
    Auf muskulösen Katzenpfoten näherte sich mir der Greif. »Mensch. Du hast jetzt ein paar Minuten für dich allein. Geh herunter und lern einige von uns kennen, wenn du willst. Wir wollen, daß du dich wohl fühlst.«
    Wohl fühlen? Nun, vielleicht machte ich mir ja unnötige Sorgen. Vielleicht war dieser Greif ja nur eine etwas autoritäre Vaterfigur, und ich war lediglich hier, um die Neuigkeiten über diese rituelle Versammlung unter den Menschen zu verbreiten. Vielleicht hatte ich ja nur eine zu lebhafte Phantasie, die mir vorgaukelte,

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