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Ein Magier in Nöten

Ein Magier in Nöten

Titel: Ein Magier in Nöten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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hingeträllerten Liedchen ähnelte, die ich im Alter von drei Jahren bevorzugt hatte. Der Gesang war ein Zauberspruch, denn ein glühender orangefarbener Lichtball glomm über den Köpfen der drei Frauen, um dann blitzschnell in Richtung des Riesen zu zischen. Uxtal verließ uns so schnell, daß er die Unhöflichkeit beging, jegliche Abschiedsworte zu unterlassen.
    Mein Meister schneuzte sich.
    »Ihr seid in Sicherheit!« rief Norei zu uns herüber. »Könnten wir doch mit Tork so einfach wie mit Uxtal fertig werden!«
    »Ist er das?« fragte die alte Frau und zeigte auf Ebenezum. »Ich erinnere mich an ihn. Sieht aus, als hätte er sich eine Erkältung gefangen. Er ist bestimmt ansteckend! Denkt an meine Worte: Es würde mich nicht überraschen, wenn er uns die Pest einschleppt!«
    »Großmutter, bitte!« versuchte Solima sie zu beruhigen.
    »Wahrscheinlich hat er noch keinen einzigen Tag in seinem Leben richtig gearbeitet! Und seht euch diesen Bart an! Norei, besorg mir ein Molchauge und ein wenig Froschzehe! Wir werden ihn schon lehren, sich hier herumzudrücken!«
    »Großmutter ist ziemlich altmodisch!« flüsterte Norei mir ins Ohr, während sie sich dicht an mich lehnte. Mein Herz raste. »Sie konnte Zauberer noch nie ausstehen. Sie glaubt, daß sie böse Gerüchte über Hexen verbreiten!«
    »Noch eine Sekunde, und ich werde euch einen Satz Blitze um die Ohren braten!« erklärte die alte Frau und rieb sich die Hände. »Und dann puste ich euch dahin zurück, woher ihr gekommen seid!«
    »Großmutter!« Solimas Ton war leicht tadelnd. »Du weißt, daß wir Magie nur benutzen dürfen, wenn es absolut notwendig ist. Sonst wird Tork uns finden.«
    »Es ist notwendig!« schrie die alte Frau, die sich immer noch die Hände rieb. Ich hörte es zwischen ihren Handflächen leise knistern.
    »Großmutter, Ebenezum ist mein Freund. Ich werde es nicht zulassen, daß du ihn ›wegpustest‹!«
    »Freund! Nach dem, was er mir angetan hat! Ich werde ihm zeigen, was ich von seinem Hühnchenfeder-Spruch halte!«
    »Großmutter! Rauf in die Dachkammer!«
    Die Alte grummelte ein wenig vor sich hin, dann trat sie den Rückzug über die Leiter an. Ebenezum schneuzte sich.
    »Du hast diesmal große Nachsicht mit Großmutter gezeigt, Eb. Ich stimme jedoch mit ihr darin überein, daß der Spruch mit den Hühnchen zu weit ging, vor allem nach dem vielen toten Fisch! Mit deiner Erkältung lag sie aber richtig, nicht wahr?«
    Ebenezum sah erst mich, dann Solima und dann Norei an. Sein Gesicht wirkte müde und verbraucht. »Ach! Es ist noch weit schlimmer!« Es folgte die Geschichte seiner Erkrankung.
    »Du Armer!« sagte Solima mitfühlend, als er geendet hatte. »Du hast dich aber tapfer geschlagen. Ich wußte immer, daß du ein Mann mit Charakter bist, Eb.« Sie ging zu meinem Meister und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Gib mir eine Stunde, und ich werde meine Bücher durchgehen. Es gibt sicher ein paar Kräuter, die deine Lage zumindest kurzfristig erleichtern können, und wenn ich mich nicht irre, können wir Heilfeen herbeirufen, die deinen bedauernswerten Zustand beseitigen können. Gib’s zu, Alterchen, du bist noch nicht geheilt, weil du noch keiner guten Hexe begegnet bist!«
    Sie küßte ihn auf die Stirn. »Und jetzt möchte ich, daß ihr drei von hier verschwindet. Ich muß mich meinen Studien widmen!«
    Der Magier nahm mich sofort beiseite, als wir die Hütte verlassen hatten. »Verletzlich sein, Wunt, ist als letzte Möglichkeit nicht zu verachten. Das weckt ihre Mutterinstinkte. Hast du das rote Buch noch?«
    Ich zeigte meinem Meister, wo ich es unter mein Hemd gesteckt hatte. »Gut.« Er zwirbelte seinen Schnurrbart. »Wer weiß? Vielleicht kann ich es selbst bald wieder benutzen.«
    Norei trat aus der Eingangstür heraus. »Wuntvor? Kann ich dich einen Augenblick sprechen?«
    Ich sah meinen Meister fragend an, der nachdenklich seinen Bart bearbeitete.
    »In der Tat«, stieß er nach einem Moment des Überlegens hervor, »auch ich muß noch einige Dinge erledigen.« Er ging zu den Überresten unseres Verschlages, und seine Schritte waren stolzer als je zuvor.
    Dann wandte ich mich Norei zu. Meine Welt bestand nur noch aus Norei, aus ihrem von langem dunklen Haar gerahmten ovalen Gesicht. Und aus diesen großen grünen Augen. Augen, in denen man sich verlieren konnte.
    »Wuntvor? Was ist los?« fragte sie anteilnehmend. »Habe ich einen Pickel auf der Nase? Du guckst so komisch!«
    Ich räusperte mich und

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