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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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wirkte seidenweich und sahnig, akzentuiert vom satten Grünton des Kleides. Ihre goldenen Locken waren hoch gesteckt, sodass ihr Nacken entblößt war, verletzlich und verzaubernd. Wenn er seinen Kopf nur ein wenig neigte, könnte er sie genau da küssen. Der schwache Duft ihres Parfüms stieg ihm neckend in die Nase. Er sehnte sich danach, seinen Mund auf diese süße Wölbung zu pressen, sein Gesicht an der köstlichen Vertiefung zu bergen, ihre Haut zu kosten ...
    Wieder musste er schlucken.
    „Oh, passen Sie doch auf! Sie verknittern ja den neuen Umhang!“ Die Stimme der Anstandsdame drang unangenehm schrill in seine Gedanken. Sie zog ihm den Umhang aus den Fingern und drängte sich an ihm vorbei zum Kleiderhaken.
    Über Miss Hopes Alabasterschulter hinweg grinste Giles ihn an. „Ich wusste doch, dass dir die Oper gefällt, Bastian.“ Er schlenderte zur Logenbrüstung und spähte in das Publikum unten. „Wie läuft es? Sind schon viele da? Irgendjemand Interessantes?“
    „Pst! “, zischte Lady Elinore wieder. „Manche von uns sind wegen der Musik hier!“ Während sie sprach, wandte sie den Blick nur flüchtig von der Bühne ab, nickte den anderen kurz zu, ließ aber keinen Zweifel daran, dass sie sich erst in der Pause unterhalten würde. Miss Faith schien das gutzuheißen.
    Giles zwinkerte Sebastian zu und erklärte in normal lauter Stimme: „Ich denke, die Dame möchte, dass wir uns hinsetzen und zuschauen, Bastian, daher lass uns einen Platz finden. Wo wäre es Ihnen am liebsten, Miss Hope, Mrs. Jenner?“
    Lady Elinore drehte sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem strafenden Blick. „Mr. Bemerton!“, zischte sie vorwurfsvoll.
    „Guten Abend, Lady Elinore. Meiner Seel, steht Ihnen diese Farbe aber gut. Sie sollten sie viel öfter tragen“, sagte Sebastians unverbesserlicher Freund. Als ihr Blick grimmiger wurde, fügte er in beschwichtigendem Ton hinzu: „Ja, ja, wir setzen uns ja hin. Regen Sie sich nicht auf, liebe Dame. Es gibt genug Platz für alle.“
    Lady Elinore wandte sich wieder der Bühne zu. Wenn sie nicht so eine rationale junge Dame wäre, hätte man sagen können, dass sie eingeschnappt aussah.
    Die Anstandsdame Mrs. Jenner nahm den Stuhl neben Miss Faith. Sie warf Sebastian einen warnenden Blick zu, dann deutete sie auf den leeren Platz zwischen Miss Faith und Lady Elinore und rief fordernd: „Hope, Liebes.“ Es war unverkennbar geplant, dass Miss Hope so weit entfernt wie nur möglich von Mr. Reyne sitzen sollte.
    Hope schaute Sebastian in komischem Bedauern an und wollte gerade gehorchen, als Giles erklärte: „Himmel! Da ist mein alter Freund Bertie Glossington! He, Bertie! Bertie!“ Er trat an die Brüstung und beugte sich darüber, schwenkte sein Taschentuch, dann hörte er auf und richtete sich auf. „Nein, das ist er doch nicht. Schade.“
    „Mr. Bemerton“, fuhr ihn Lady Elinore an. „Setzen Sie sich, und seien Sie still.“
    „Nur zu glücklich, Ihnen zu Diensten zu sein“, sagte Giles und ließ sich auf den leeren Stuhl neben ihr fallen, bevor er in einem lauten Flüstern hinzufügte: „Schande über Glossington. Sie hätten ihn gemocht, Lady Elinore. Ein gutmütiger Kerl, Bertie. Immer zu Späßen aufgelegt.“
    Lady Elinore setzte sich aufrechter und richtete ihren Blick fest auf die Bühne, ihr Kinn kämpferisch vorgeschoben, was dem Verursacher der nächsten Unterbrechung nichts Gutes verhieß. Grinsend lehnte Giles sich zurück. Er drehte sich um und zwinkerte Sebastian zu.
    Sebastian hätte über seine Unverschämtheit gelacht, wäre er nicht so abgelenkt gewesen. Er nahm auf dem letzten freien Stuhl Platz - dem neben Hope Merridew.
    Jetzt konnte er ihr Parfüm riechen. Der Duft verwirrte ihm die Sinne, er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Oder was er sagen könnte.
    Ihre Schultern schimmerten sahnig im Licht der Bühne, ihr grünes Seidenkleid schien fast schwarz.
    Konversation treiben? Wie konnte so etwas von einem Mann erwartet werden, wenn Miss Hope ihm nahe war? Er konnte sich auf nichts konzentrieren. Nicht auf die Musik, nicht auf die unverständliche Handlung - ja, noch nicht einmal auf Mrs. Jenners Bemühungen, mit ihrem Schützling den Platz zu tauschen, was Hope sich zu tun weigerte unter Verweis auf Lady Elinores Wunsch, nicht gestört zu werden.
    Ihr Kleid war über dem Busen tief ausgeschnitten, sodass er kaum den Blick abwenden konnte. Er wurde zum Lüstling. Sie war Gast in seiner Opernloge. Und er war der Gastgeber des Abends.

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