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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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„Ihre Mutter hat einiges zu verantworten.“ Sie wandte sich an Mr. Reyne. „Es tut mir leid, dass ich Lady Elinore aufgebracht habe, aber ich stehe zu meinen Ansichten. Und ich bin entschlossen, das Leben dieser Mädchen ein wenig aufzuheitern, Mr. Reyne, seien Sie gewarnt.“ Und nicht nur das Leben der Waisenmädchen, beschloss sie. Warum glaubten so viele Menschen, Spaß zu haben sei eine Sünde?
    Während des Gespräches der Schwestern hatte er geschwiegen, sie nur nachdenklich angesehen. „Ich nehme an, ein Ausflug mit Tee und Kuchen wird keinen großen Schaden anrichten.“ Sie nahm seine Hand. „Oh, danke, Mr. Reyne. Natürlich wird es keinen Schaden anrichten, sondern guttun, nicht nur den Mädchen. Allein der Gedanke daran macht mich schon froh. “ Er hielt ihre Hand einen Moment fest. „Ich werde Lady Elinore heute Nachmittag informieren. Sobald ich zu Hause bin, schicke ich ihr eine Nachricht.“
    „Ja, und ich werde mich bei ihr entschuldigen“, erklärte Hope. „Und Faith und ich werden Sie morgen besuchen. Ich hoffe, Sie erlauben Ihren Schwestern doch noch, zum Tee zu kommen.“
    Seine Miene wurde unerbittlich. „Nein. Ich werde ihnen keinen Umgang mit Mädchen aus der Anstalt gestatten! Das habe ich gesagt und meine es auch.“
    Giles winkte eine Droschke herbei und half Lady Elinore beim Einsteigen. Noch immer weinte sie, obwohl sie sich Mühe gab, es vor ihm zu verbergen. Sie kehrte ihm den Rücken zu und rieb sich mit einem kleinen rechteckigen Stück Leinen die Augen. Es war der Aufgabe nicht gewachsen. Die Tränen wollten einfach nicht versiegen, doch sie kämpfte tapfer dagegen an.
    Giles ließ sie einen Moment gewähren, dann sagte er brüsk: „Um Himmels willen, lassen Sie mich mal.“ Er setzte sich neben sie, nahm ihr das zerknüllte, feuchte Taschentuch ab und stopfte es sich in die Tasche. Dann zog er sein eigenes heraus, legte ihr den Arm um die Schultern und betupfte sachte ihre nassen Wangen.
    Unter seiner Berührung versteifte sie sich und erklärte, von Schluckauf unterbrochen: „I-ich - es t-tut mir l-leid ... ich ... weiß ... gar nicht ... was ... los ... ist... m-mit ... “
    „Sch“, sagte Giles fest. „Sie können so viel oder so wenig weinen, wie Sie wollen, aber entschuldigen Sie sich nicht dafür. Sie haben ein Recht auf Gefühle.“
    Sie war so erstaunt, dass sie unter Tränen zu ihm aufblinzelte.
    Er zog sie fester an seine Schulter.
    „Aber ...“, begann sie und versuchte sich von ihm zu lösen.
    „Lassen Sie das. Es ist nichts intim oder unanständig daran“, erklärte er gespielt ernst. „Sie sind eine Dame in Nöten. Da ich ein Gentleman bin, kann ich nicht anders, als die sprichwörtliche Schulter zum Ausweinen anzubieten. Ich würde dasselbe für jede Dame tun, darum denken Sie sich nichts dabei.“
    „Oh.“ Sie gab den Versuch auf, von ihm wegzurutschen, und lehnte sich an seine Schulter, steif wie ein Stück Holz.
    Giles fand ihr Unbehagen merkwürdig rührend. Er lehnte sich weiter zurück, brachte sie aus dem Gleichgewicht, sodass sie schließlich halb auf ihm lag. Einen Moment blieb sie steif, dann aber entspannte sie sich allmählich. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie anschmiegsamer wurde, und verkrampfte sich wieder, aber nach und nach wurde sie durch den Druck seiner Hand auf ihrer Schulter, das rhythmische Schaukeln der Kutsche und ihre eigene Erschöpfung nachgiebiger.
    Eine Weile fuhren sie in kameradschaftlichem Schweigen, Lady Elinore ruhte, von Giles’ Arm sanft, aber bestimmt gehalten, neben ihm. Als die Droschke Leicester Square erreichte, schien sie sich zu besinnen. Mit einer jähen Bewegung stieß sie sich von Giles fort und rutschte auf dem Sitz weg von ihm, bis sie ein guter Fuß trennte.
    Mit vor Verlegenheit heiserer Stimme sagte sie: „Danke, Mr. Bemerton, ich denke, ich habe mich erholt von meinen ... “ „Wallungen.“
    Sie setzte sich aufrechter hin. „Ich hatte keine Wallungen. Es war mir nur einen Augenblick alles etwas zu viel.“
    Giles zuckte die Achseln. „Wie auch immer Sie es nennen wollen.“
    „Es waren keine Wallungen! Meine Mutter verachtete Frauen mit Wallungen. Keine echte Dame erliegt in der Öffentlichkeit irgendwelchen starken Gefühlen.“
    „Oh, das war doch nicht viel Öffentlichkeit. Nur Sie und ich. Unser kleines Geheimnis.“ Er lächelte träge und lehnte sich in das Lederpolster zurück, musterte sie. Sie hob ihre Nase in die Luft, tat so, als merke sie es nicht. Je länger

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