Ein Mann für alle Fälle
hätte …
Ungeduldig sah sie sich nach ihm um. „Ich habe nicht unbegrenzt Zeit, Mr. Peatwick. Hätten Sie vielleicht die Güte, sich ein wenig zu beeilen?“
Die prickelnden Fantasien, die er angesichts ihrer Rückansicht entwickelt hatte, lösten sich in Luft auf, und die Realität hatte ihn wieder. Er seufzte tief und folgte ihr zur Tür.
2. KAPITEL
P eatwicks Wagen hatte etwa die Größe eines Flugzeugträgers. Obwohl Mae Mitchell Peatwick nicht gerade als einen Volvo-Typ eingeschätzt hatte, hatte sie doch ein etwas zeitgemäßeres Auto erwartet. „Das also ist Ihr fahrbarer Untersatz?“
„Ein Klassiker.“ Liebevoll strich er über die Fahrertür. „69er Catalinas sieht man heutzutage nicht mehr allzu oft.“
„Ja. Und das hat seinen guten Grund.“ Mae deutete auf den Lack. „Was soll denn das für eine Farbe sein?“
„Rostrot. Steigen Sie nun ein, oder nicht?“
„Selbstverständlich.“ Mae blickte auf die Beifahrertür.
Er grinste. „Machen Sie schon, steigen Sie ein, die Tür ist offen.“
Mae schüttelte missbilligend den Kopf. „Da nennt der Mann einen Sammlertraum sein eigen und schließt ihn nicht mal ab. Was denken Sie sich Eigentlich dabei?“
„Ich setze eben Vertrauen in meine Mitmenschen“, entgegnete er gelassen.
„Dann werden Sie meinen Cousin Carlo bestimmt ganz besonders mögen.“ Sie rüttelte an der Tür, doch ohne Erfolg. „Scheint mir aber doch zu zu sein.“
„Nein - Sie müssen einfach nur ein bisschen mehr ziehen.“ Er öffnete die Fahrertür, stieg ein und knallte sie hinter sich zu, während Mae mit allen Kräften an der Beifahrertür zerrte. Mitch kam ihr zur Hilfe.
„Danke.“ Mae glitt auf ihren Sitz. „Das ist ja der reinste Ballsaal.“
Mit geradezu enervierendem Besitzerstolz ließ er seine Blicke durchs Wageninnere schweifen. „Bestimmt fragen Sie sich, warum man hier Schalensitze eingebaut hat, stimmt’s?“
Mae hatte bereits die Federung angetestet, die praktisch nicht existierte. „Nein.“
Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss. „Es ist doch immer wieder dasselbe. Reiche Leute wissen die einfachen Dinge des Lebens nicht zu schätzen.“
„Ich bin nicht reich.“ Mae musterte die luxuriöse Innenausstattung. „Und das hier würde ich nicht gerade als einfach bezeichnen.“
„Sie sind nicht reich?“
„Nein.“ Mae zerrte an dem Sicherheitsgurt. „Meine Eltern haben mir zwar einen Vermögensfonds hinterlassen, aber der hat sich leider aus unerfindlichen Gründen in Luft aufgelöst. Erst wenn mit dem Erbe von Onkel Armand alles geklärt ist, bin ich reich. Bis dahin allerdings sieht es finster aus. Ich habe soeben mein Konto für Sie leer geräumt.“ Frustriert stellte sie ihren Kampf mit dem Sicherheitsgurt ein. „Mr. Peatwick, ich glaube nicht, dass dieser Sicherheitsgurt funktioniert.“
Als er sich zu ihr hinüberlehnte und ihr den Gurt aus der Hand nahm, um nun seinerseits daran zu zerren, strömte ihr aus seinem Haar der Duft nach Shampoo entgegen. Er zog, und als der Gurt nicht nachgeben wollte, rutschte Mitch noch ein wenig näher an sie heran. Ihr wurde plötzlich ganz heiß, und sie hielt den Atem an.
Mitch zog mit aller Kraft, bis der Gurt schließlich nachgab. Mitch ließ ihn einschnappen. „Sehen Sie. Nicht anders als bei einem dieser modernen Schlitten - nur besser.“
Mae riss sich zusammen, und sie versuchte sich wieder auf ihr eigentliches Anliegen zu konzentrieren.
Er legte einen Gang ein und fuhr aus der Parklücke. „Wo muss ich hin?“
Mae beschrieb ihm den Weg und beantwortete anschließend etwas geistesabwesend Mitchs Armand betreffende Fragen, wobei sie immer wieder versuchte, seine Aufmerksamkeit auf das Tagebuch zu lenken, wenn er zu weit abschweifte. Seine großen, geschmeidigen Hände lagen locker auf dem Lenkrad und zogen ihren Blick magisch an. Dass Hände etwas Erotisches haben konnten, war ihr bisher noch nicht aufgefallen, aber da hatte sie auch Mitch Peatwick noch nicht gekannt. Er ist ein Trottel, sagte sie sich. Und außerdem einer von diesen Ich- mach-das-schon-Typen, die genau der Grund dafür waren, weshalb ihr sämtliche Männer gestohlen bleiben konnten.
Sie hatte ihn dafür bezahlt, dass er das Tagebuch fand, und fertig. Nun schien er das dringende Bedürfnis zu haben, Onkel Gio kennenzulernen, also würde sie ihm Onkel Gio eben vorstellen. Er würde bekommen, was er wollte. Solange er nur das wollte, was sie auch wollte.
Sie starrte ihn an.
Er hielt mitten im Satz
Weitere Kostenlose Bücher