Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Glück.“
„Danke“, sagte Anna lächelnd. Dann schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. „Wie viele habt ihr denn heute Abend eingeladen?“
„Ach ne ganze Meute.“
„Sorg dafür, dass keine deiner Freundinnen Steve abschleppt“, drohte Anna spielerisch und griff nach ihrem schwarzen Kaschmir Pulli.
Grainne blieb verwirrt in der Tür stehen. „Steve? Von unten? Was meinst du?“
„Ich weiß genau, wie wüst es an solchen Dienstagabenden zugehen kann.“
„Aber Steve ist doch wieder Single. Wusstest du das nicht? Er hat mit der Französin Schluss gemacht, als sie da war.“
Draußen hupte es wieder. Ungeduldig.
Kapitel 11
„Simon ist gerade nicht im Büro“, hörte sie Shelley in geschäftsmäßigem Sekretärinnen-Ton sagen. „Kann ich ihm etwas ausrichten?“
„Äh ... Nein danke“, antwortete Claire und bereute schon überhaupt im Büro angerufen zu haben. Simons Handy war ausgeschaltet, und Shelley wusste offensichtlich auch nicht, wo er war. Das war ungewöhnlich, dachte Claire besorgt. Normalerweise wusste Shelley alles.
„Ist da Claire?“, fragte Shelley schrill.
„Ja sicher.“ Claire bemühte sich, ruhig zu sprechen. Wer sollte es denn sonst sein? Sie hätte nicht anrufen sollen. Sie hatte es nur getan, weil ihr langweilig war. Bevor sie überhaupt begriffen hatte, was sie da machte, hatten ihre Finger die Nummer schon eingetippt.
„Soll ich ihm etwas ausrichten?“
„Nein, danke schön“, sagte Claire kraftlos und legte auf. Bilder von Shelley in unmöglich kurzen Röcken und Schuhen mit turmhohen Absätzen schossen ihr durch den Kopf. Was war denn nur los mit ihr? Wahrscheinlich kam sie auf dumme Gedanken, weil sie zu viele Soaps sah. Wenn Andrew schlief, hatte sie kaum etwas zu tun. Sie brauchte eine Arbeit, wenigstens Teilzeit. Es gab zur Zeit bestimmt jede Menge Jobs. Sie würde einfach irgendetwas anfangen. Sie hatte Andrew unendlich lieb. Aber es musste doch noch etwas anderes geben als die endlosen bizarren Unterhaltungen mit Damien der Ente und Freddy dem Frosch.
Sie langweilte sich und musste mal zu Hause rauskommen. Sie konnte ja vielleicht in der Stadt shoppen gehen. Das Geld zum Geburtstag hatte ihre Mutter ihr unter der Bedingung geschenkt, dass sie es ausschließlich für sich selbst verwendete. Nicht für die Küche. Nicht für den Garten. Und auch nicht für etwas Nettes für Andrew.
„Das ist nur für dich!“, hatte sie gesagt und ihre Ermahnungen gleich hinterhergeschickt: „Auch als verheiratete Frau musst du auf dich achten. Du darfst dich nicht gehen lassen. Dein Mann hat eine attraktive Frau geheiratet und erwartet, dass das auch weiter so bleibt. Frauen, die sich gehen lassen, bekommen manchmal schneller den Laufpass, als sie Piep sagen können.“ Claire hatte gelacht, weil sie fand, dass ihre Mutter fürchterlich übertrieb. Aber ihr war das Lachen seitdem vergangen. Sie dachte an Shelley und ihr glamouröses Chefsekretärinnen-Gehabe. Immer tipptopp zurechtgemacht mit zu Haaren und Make-up passenden pflaumenroten Lippen und Fingernägeln. Claire durchfuhr ein leichter Schauer. Vielleicht hatte ihre Mutter gar nicht so unrecht.
Sie konnte ja Mrs. Murphy fragen, ob sie eine Weile auf Andrew aufpassen würde. Mrs. Murphy war ein großmütterlicher Typ und ganz vernarrt in Andrew. Fiona stand nämlich nicht zur Verfügung. Die würde entweder bei einer Vorlesung in Belfield sein oder im Gebäude der Philosophischen Fakultät herumlungern und Kerle nach einer Skala von eins bis zehn benoten. Claire erinnerte sich noch gut an die unbeschwerten Zeiten, als sie das Gleiche mit Anna zusammen gemacht hatte, und es ihnen eigentlich nur darum ging, mit wie vielen Kerlen sie auf dem Suitcase Ball nach zehn Cocktails geknutscht hatten. Das war selbstverständlich vorbei, als sie mit Simon zusammenkam. Simon hatte Wirtschaftswissenschaften studiert und war sehr gewissenhaft gewesen. Man konnte ihn meistens im dritten Stock der Bibliothek antreffen, den Kopf unter Tonnen von Büchern vergraben. Er war Claires letzter fester Freund gewesen.
Leises Wimmern aus dem Kinderzimmer unterbrach ihre Gedanken. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Andrews kleines Gesicht begann zu strahlen, als er seine Mutter sah, und er gluckste vor Freude. Sie nahm ihn hoch und spürte seinen warmen weichen Babykörper durch den blauen Strampler.
„Hast du Hunger?“, gurrte sie.
Andrew gluckste.
„Hast du die Windeln voll?“, fragte Claire naserümpfend und trug ihn zum
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