Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Sie konnte sehen, dass er lächelte. Sie starrte ihn schweigend an. Ihr Verstand befahl ihr, die Treppe hochzugehen. Ihr Herz flehte, zu bleiben.
„Hallo du“, sagte er schließlich.
Es tobte ein heftiger Kampf zwischen ihrem Verstand und ihrem Herzen. Die erste Runde gewann der Verstand, aber dann versetzte das Herz dem Verstand den finalen Schlag. Der Schiedsrichter zählte bis fünf. Die Schlussglocke klingelte. Die Menge jubelte.
„Hi“, sagte sie lächelnd und ging auf ihn zu.
Kapitel 15
„Da ist die Verrückte dran. Für dich“, sagte Simon und gab seiner Frau den Hörer.
„Anna?“, fragte Claire.
„Jaaa, hach Claire, ich hab was Schreckliches angestellt. Ich ... Claire, bist du noch dran?“
„Hm.“
„Ich hab mit Steve rumgeknutscht.“
„Steve?“ Claire verstand nicht sofort. „Ach Steve, der Student?“
„Ja und ich schwöre bei Gott, es war unglaublich – er ist einfach göttlich – aber weißt du, Sache ist, also ich habe kurz vorher mit Jake geknutscht und erinnerst du dich noch an Rich?“
„Rich? ... Äh ich glaub ja.“
„Also der hat mich heute Morgen angerufen, um mich zu einer Premiere einzuladen. Er hat Karten dafür. Er hat eine kleine Rolle in dem Stück.“
„Ja und wo liegt nun das Problem?“
„Es ist nur so, dass ich mir wie ein Miststück vorkomme. Ich mag ja alle drei, aber ich fühl mich schlecht dabei, sie so an der Nase herumzuführen.“
„Männer machen das immer“, erwiderte Claire schroff und merkte, dass Simon an seinem Computer zusammenzuckte.
„Na klar. Aber das hassen wir ja an ihnen“, hielt Anna dagegen.
„Wie lange bist du jetzt schon Single, Anna?“
„Eigentlich mein ganzes Leben lang.“
„Und worüber beschwerst du dich dann? Aller guten Dinge sind drei. Männer sind wie Busse. Da kommen immer drei auf einmal. Wenn du sie verpasst, musst du Ewigkeiten auf den nächsten warten. Genieß es einfach.
„Ich glaub, du hast recht.“
„Jetzt hast du für den Valentinstag drei Möglichkeiten – wenn das mal keine Belohnung ist“, sagte sie extra laut, damit ihr Ehemann es auch hören konnte.
„Ja sicher. Aber Steve kocht so gerne, und außerdem küsst er am besten von allen, deshalb bleib ich bei ihm.“
„Denk dran, das letzte Mal hat er dich fallen lassen wie ne heiße Kartoffel!“
„Ja.“ Daran wollte Anna eigentlich nicht erinnert werden. „Egal, ich hab es ausgetüftelt. Du musst Jake erzählen, dass ich die Grippe oder so was habe, wenn er dich anruft. Erzähl ihm, dass ich zu meiner Tante gefahren bin, um mich zu erholen, und dass du die Adresse aber nicht kennst. Klaro?“
„Ist klar.“ Claires Stimme klang nicht allzu glücklich.
„Wie geht‘s Andrew?“
„Prima“, antwortete Claire freudig. „Wir haben einen langen ...“
„Ach Claire, ich hab ja einen Kuchen im Ofen. Das hatte ich ganz vergessen. Bis bald.“
Sie legte auf.
„Was hat Anna erzählt?“, fragte Simon beiläufig und drehte sich mit seinem Bürostuhl zu seiner Frau.
„Dies und das. Du weißt doch, dass bei Anna alles immer gleich eine Katastrophe ist.“ Claire wollte nicht zu viel erzählen. Simon fand es nicht gut, wenn man über seine Freunde herzog. Wenn er es selbst tat, war es in Ordnung. Aber das war etwas ganz anderes. Simon würde stinkwütend werden, wenn er erfuhr, dass Anna Jake an der Nase herumführte.
„Trifft sie sich immer noch mit Jake?“, wollte Simon wissen.
„Irgendwie schon“, gab Claire zu. Wie viel wusste Simon? Hatte Jake ihn ins Vertrauen gezogen? Warum war Simon so verschlossen? Warum redeten Männer nie?
„Hat Jake irgendwas erzählt?“, fragte Claire betont beiläufig.
„Er findet sie attraktiv“, antwortete Simon und wandte sich wieder seinem Computer zu. Claire starrte bestürzt auf seinen Rücken. Für Simon war es reine Zeitverschwendung, sich über die Beziehungen anderer Gedanken zu machen.
„Hat er sonst noch was gesagt?“, bohrte sie vorsichtig nach.
„Natürlich nicht“, spöttelte Simon. „Er ist ein Macker. Er hat gar keine Zeit und Lust sich mit solchen Belanglosigkeiten zu beschäftigen.“
Andrew fing in seinem Laufstall an zu weinen.
Simon machte keine Anstalten, sich zu rühren.
Wie üblich ging Claire hin und nahm Andrew hoch.
K apitel 16
„Für dich“, sagte Elaine und reichte ihr das Telefon vom Kundenservice.
„Wer ist es denn?“ Anna konnte kaum sprechen. Die Flasche Wein, die sie gestern Abend mit Steve geleert hatte, musste billiger
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