Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
Männern wie Jake musste man in den Hintern treten. Claire lachte nun lauthals ins Telefon.
„Gut gemacht, Anna.“
„Danke. Jetzt bin ich diesen Schwachkopf los. Aber ich habe immer noch zwei, die ich vielleicht zu der Party mitnehmen kann.“
„Du meinst Rich oder Steve?“
„Ja ... die Sache ist nur. Ich glaub, keiner von beiden passt wirklich auf diese Party.“
„ Also fangen wir wieder bei n ull an?“
„Ja, leider.“
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, fragte sich Claire plötzlich, ob Simon über diese andere Frau Bescheid wusste. Und wenn er Bescheid wusste, warum hatte er dann nichts gesagt? Hatte er gedacht, es wäre für Anna besser, nichts zu wissen? Oder hatte er sich gedacht: „In Ordnung, Jake, es wird schon für was gut sein“? Sie wollte ihn fragen, wenn er nach Hause kam. Falls er überhaupt kam.
Sie rief ihn auf seinem Handy an und fluchte, als sie wieder die Ansage hörte: „Ihr Anruf wird weitergeleitet, bitte bleiben Sie am Apparat.“ Warum hatte man denn ein Handy, wenn man es nicht einschaltete. Aber vielleicht war er ja im Büro erreichbar.
Es klingelte immer weiter.
Gut, der konnte ihr gestohlen bleiben.
Soll er heute Nacht verhungern.
Sie konnte nicht einschlafen, und dann fing auch noch Andrew an zu weinen. Claire huschte ins Kinderzimmer, um ihn in den Schlaf zu wiegen. Danach war sie hellwach und hatte einen trockenen Hals. Sie schlich sich leise die Treppe hinunter und holte aus dem Kühlschrank eine Zweiliterflasche 7-Up. Dann sah sie eine halbvolle Flasche Wodka im Kühlschrank. Sie schien geradezu Trink mich bitte zu rufen . Nee, nur Alkis trinken alleine. Claire schlug die Tür zu. Sie dachte an Simon, der sich vielleicht gerade mit Jake einen hinter die Binde goss. War vielleicht noch jemand dabei? Vielleicht hatte Jakes Tussi ja noch eine Freundin? Puh, darüber nachzudenken, war kaum auszuhalten. Sie machte den Kühlschrank wieder auf und schnappte sich den Wodka. Ein Drink hat noch niemandem geschadet.
Sie schenkte sich einen kleinen Schluck ein, gab sechs Eiswürfel ins Glas und goss 7-Up dazu. Dann setzte sie das Glas an die Lippen. Das war noch nichts, sie konnte den Wodka nicht einmal riechen. Der nächste Schluck, den sie sich einschenkte, war etwas großzügiger. Sie zuckte zusammen, als sie davon trank und die Flüssigkeit ihre Kehle hinuntergluckerte. Herrlich. Sie schlenderte durch die Küche, trank noch ein wenig und versuchte wieder, Simon anzurufen. Ihr Anruf wird ... „Leck mich“, schrie sie, rügte sich dann aber gleich selbst, weil sie hier so rumschrie, während ihr Sohn oben schlief.
Sie schaltete verärgert das Radio ein und tanzte zu der Musik von JJ72. Als sie dann aber anfingen Steps zu spielen, zog sie vergrätzt den Stecker des Radios heraus. Als ob sie nach so einem Kitsch tanzen könnte. Unten im CD-Regal fand sie eine alte ABBA-Kassette. Die war okay.
Sie bemerkte unwillig, dass ihr Glas leer war. Eigentlich hatte sie sich versprochen, es bei dem einen Drink zu lassen. Aber so ein Vorsatz konnte ja auch gebrochen werden. Was würde Anna dazu sagen? Anna sagte ja immer, sie wäre so solide wie ein Fels. Aber Felsen erodierten im Lauf der Jahre. Das hatte sie in Erdkunde gelernt. Sie hatte die wachsamen Augen, Pudel-Löckchen und gespitzten Lippen der alten Erdkundelehrerin vor Augen und erschauerte unwillkürlich.
Das Telefon klingelte, und sie erschrak. Zögernd nahm sie den Hörer ab. „Hallo?“
„Claire?“
„Simon?“
„Claire, hör mal, ich hab vorhin versucht, dich anzurufen, aber es war dauernd besetzt. Ich bin mit ein paar Kunden ausgegangen.“
„Die Glücklichen“, sagte Claire dumpf.
„Es hat länger gedauert als gedacht. Ich glaube, ich bleibe heute besser bei Jake.“
„Hat Jake nicht schon Gesellschaft?“
„Wie bitte? Bist du noch dran, Claire? Die Verbindung ist ziemlich schlecht. Ich meld mich später noch mal. In Ordnung, Süße?“
Claire legte auf. Er war betrunken. Nur wenn er betrunken war, nannte er sie „Süße“. Warum war er jetzt noch am Trinken. So etwas hatte er früher nicht gemacht. Vermutlich wurde er durch irgendjemanden dazu verleitet. Es gab keinen anderen Grund. Aber wer war das?
Claire goss sich noch einen ein. Sie fühlte sich angenehm angesäuselt. Was würde ihre Mutter zu all dem sagen? „Bei Männern, die sich nicht ausgetobt haben, musst du vorsichtig sein“, hatte sie einmal gesagt, „denn eines Tages macht es plötzlich Klick bei ihnen, und sie fragen
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