Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
sich, ob sie nicht etwas verpasst haben.“
Das war es . Claire gluckste mit erstickter Stimme. Simon wollte was nachholen. Er hatte seine Zwanziger damit verbracht, zu studieren und an Kursen teilzunehmen und sich zu bewerben. Er hatte nur mit einer einzigen anderen Frau Sex gehabt, das war seine langjährige Freundin gewesen. Er hatte sich selten um den Verstand gesoffen und nie geraucht (weder Zigaretten noch anderes) und auch nie so eine Jungs-Ballermanntour gemacht. Und jetzt dämmerte es Claire plötzlich. Nur ein einziges Mal war er ausgeflippt, nämlich, als er seine Abschlussnoten erfahren hatte. Jetzt ergab das alles einen Sinn. Simon hatte niemals wirklich gelebt. Es war also kein Wunder, dass es Anzeichen einer Midlife-Crisis gab .
Kapitel 19
Am Donnerstag wachte Anna um zehn Uhr auf. Sie räkelte sich träge im Bett und ließ sich dann wieder in die Kissen fallen.
Im Einzelhandel hatte man seinen freien Tag unter der Woche. Das war sehr angenehm, denn man konnte ohne das samstägliche Gedränge in Ruhe bummeln gehen.
Anna war eigentlich nicht aufs Shoppen versessen. Ihr reichte es, zweimal im Jahr einkaufen zu gehen – einmal im Herbst und einmal im Frühjahr. Sie verabscheute die vollen Umkleidekabinen mit ihren gnadenlosen Spiegeln und der widerlichen Klimaanlage. Es war grässlich, wenn die patzigen jungen Verkäuferinnen riefen: „Alles in Ordnung bei Ihnen da drin?“, während sie mit dem Reißverschluss der hippen Jeans kämpfte , die auf dem Kleiderbügel gar nicht so klein ausgesehen hatte. Am schlimmsten war es aber, wenn sie anboten, sie in Größe L oder zur Sicherheit in XL zu holen.
Ein wenig Schminke und etwas am Haar gezupft und fertig war sie für die Stadt. Sie schnappte sich ihre Tasche, rannte die Treppe runter und tänzelte zur Straße. Eine dunkle Wolke hing bedrohlich über ihr. Sie wollte schon böse zurückdrohen, entschied sich dann aber dagegen. Einen Streit würde die Wolke spielend gewinnen, und Anna wollte ungern nass werden. Ein Auto fuhr vorbei und hupte kurz. Frechheit! Anna schäumte. Sie sah doch schließlich nicht wie eine Schlampe aus. Eigentlich sah sie mit der grünen Wachsjacke und der soliden Cordhose eher aus wie ein Bauer. „Perversling“, murmelte sie. Ein paar Meter die Straße herunter blieb der Wagen ruckelnd stehen. Es war ein neuer Saab. Ein schwarzer. Sie ging langsamer, und ihr Herz schlug schneller. Wenn der Fahrer sie nun entführen wollte? Sollte sie vielleicht umkehren und wegrennen, solange noch Zeit dazu war? Ein Mann steckte seinen Kopf aus dem Fenster.
„Anna“, schrie er, „würdest du dich bitte endlich mal in Bewegung setzen. Lass mich hier nicht rumschleichen wie ein verdammter Freier auf dem Autostrich.“
Erleichtert rannte Anna zu ihm. Mark beugte sich herüber und öffnete ihr die Beifahrertür. In seinem cremefarbenen Poloshirt und de n Chino s sah er richtig süß aus.
„Wieso arbeitest du heute nicht? Schickes Auto übrigens.“
„Ich hab zwei Wochen Urlaub. Also du magst sie? Sie hat mich im Autohaus angefleht, sie mitzunehmen.“
„Und wie üblich, konntest du nicht Nein sagen.“ Anna kontrollierte ihr Aussehen im Seitenspiegel. „Ich verstehe allerdings nicht, warum man sich in der Stadt so ein teures schnelles Auto anschafft. Der Verkehr ist doch mörderisch.“
„Ach so, du bist wieder auf dem Charme-Trip. Du solltest wirklich mal damit aufhören, sonst wirst du noch zu nett.“
„Entschuldige“, sagte Anna lächelnd. “Sie ist wirklich eine Schönheit. Ich bin nur neidisch. Übrigens, wolltest du nicht verreisen?“
„Nächste Woche besuche ich jemanden in London.“
„Eine Freundin?“
„Ja, eine Frau, mit der ich befreundet bin, richtig“, sagte er schelmisch.
„Und es macht ihr vermutlich gar nichts aus, dich für ein paar Tage aufzunehmen?“
„Nein, sie hat kein Problem damit.“
„Toll. Und Sally ist wohl so beschäftigt, dass es sie gar nicht kümmert“, sagte Anna leichthin.
„Die weiß gar nichts davon.“
„Siehst du? Ich wusste doch, dass du ein Mistkerl bist.“
„Du bist ziemlich ungerecht. Zwischen Sally und mir ist es aus.“
Anna stöhnte. Kerle wie Mark waren unmöglich.
Er bohrte nach: „Warum hast du gestöhnt? Glaubst du nicht, dass jemand es fertig bringt, mich abzuservieren? Hältst du mich für so unwiderstehlich?“
„Ach, hör auf“, sagte sie lachend.
„Heute frei?“
„Hm.“
„Mittagessen?“
„Ähm ...“
„Keine faulen
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