Ein Mann von Ehre
stimmt“, bestätigte Damian. „Mir persönlich wäre es jedoch lieber, sie und Rajib wären nicht hier, weil sie meine Autorität nicht anerkennen wollen. Ständig kommt es vor, dass sie meine Befehle missachten. Der Einfluss, den sie auf den Prinzen haben, führt dazu, dass er nicht auf mich hören will.“
„Das muss Ihnen die Situation sehr erschweren“, meinte Rosalyn. „Warum schicken Sie die Diener nicht nach Indien zurück?“
„Das wäre nur mit dem Einverständnis Seiner Hoheit möglich. Falls die Lage im Reich seines Vaters sich beruhigt, könnte es sein, dass der Maharadscha ihn zu sich holt.“
„Werden Sie ihn dann begleiten?“, erkundigte Rosalyn sich in sprödem Ton. „Nach so vielen Jahren des Aufenthaltes werden Sie sich dort bestimmt heimischer fühlen als hier. Gewiss kennen Sie viele Leute, mit denen Sie etwas verbindet.“
Damian schaute Miss Eastleigh an und bemerkte, dass ihre Wangen leicht gerötet waren.
„Worauf wollen Sie hinaus, Miss Eastleigh? Möchten Sie wissen, ob ich verheiratet bin, oder ob es eine Frau gibt, die in Indien auf mich wartet?“
„Nein, natürlich will ich das nicht wissen“, antwortete Rosalyn hastig, war jedoch nicht fähig, den Earl anzusehen. „Es wäre sehr ungehörig von mir, Ihnen solche Fragen zu stellen. Dazu habe ich nicht das Recht.“
Er hielt sie am Arm fest und zog sie zu sich herum. Er wirkte sehr angespannt und ernst. Da sie nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, war sie überrascht.
„Sie glauben, nicht das Recht zu haben? Warum belügen Sie sich und mich, Miss Eastleigh?“
„Wie bitte?“
„Ich glaube, Sie belügen sich“, antwortete er und schaute sie hart an. „Nun, haben Sie die Sprache verloren? Warum fragen Sie mich nicht, weshalb ich glaube, dass Sie sich belügen?“
Rosalyn hatte einen trockenen Mund bekommen. Sie schluckte und sah den Earl heftig pochenden Herzens an.
„Ich …“
Ehe sie noch mehr äußern konnte, hatte er sie an sich gezogen und gab ihr einen weichen, betörenden Kuss. Sie schmiegte sich an ihn und genoss es, von ihm geküsst zu werden. Etwas derart Wunderbares hatte sie noch nie erlebt, und sie wünschte sich, der Kuss möge ewig dauern. Enttäuscht seufzte sie, als Seine Lordschaft sie plötzlich losließ.
Sacht strich er ihr über die Wange und sagte lächelnd: „Das gibt dir das Recht, mir jede Frage zu stellen, die du auf dem Herzen hast, mein Schatz. Die Antwort würde jedoch in allen Fällen Nein lauten. Nein, es gibt keine Frau in meinem Leben.“
„Oh, Damian!“, flüsterte Rosalyn. „Ich weiß nicht, was mit mir passiert ist. Nie im Leben habe ich mich so gefühlt … mir gewünscht …“ Verwirrt hielt sie inne und senkte den Blick. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie sich wünschte, von ihm geliebt zu werden. Das wäre skandalös gewesen.
„Was wünschst du dir?“, fragte er schmunzelnd. „Traust du dich nicht, mir zu sagen, dass ich mit dir intim werden soll?“
„Nein! Ja!“ Sie konnte ihr Sehnen nicht verleugnen und musste lachen, als sie den belustigten Ausdruck in Damians Augen sah. „Natürlich begehre ich dich, Damian! Sonst hätte ich dir bestimmt nicht erlaubt, mich zu küssen.“
„War das dein erster richtiger Kuss?“
„Nein, ich bin schon von anderen Männern geküsst worden, aber von niemandem, bei dem ich mir das gewünscht hatte. Und keiner hat vermocht, diese Gefühle in mir auszulösen, wie dir das gelungen ist.“
„Aber?“ Damian sah ihr tief in die Augen. „Es gibt doch ein Aber, nicht wahr, meine süße Rosalyn? Du bist nicht sicher, ob du dich einem so schlimmen Mann wie mir hingeben sollst, nicht wahr?“
„Du bist nicht schlimm“, entgegnete sie lachend. „Nein, darum geht es nicht, Damian. Ich halte mich zwar nicht für zimperlich, aber …“
„Aber noch bist du nicht bereit, dich der Liebe wegen gesellschaftlich zu ruinieren, nicht wahr? Du willst vor der Welt nicht als gefallenes Mädchen dastehen.“
„Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte Rosalyn. Sie sehnte sich von ganzem Herzen nach Damian und wäre bereit gewesen, alle Vorsicht fallen zu lassen, doch der Verstand sagte ihr, es sei ratsamer, zurückhaltend zu sein. Schließlich wusste sie nicht viel über ihn. „Ich weiß, es ist dumm von mir, unschlüssig zu sein. In meinem Alter müsste ich dankbar für die Möglichkeit sein, geliebt zu werden, und sei es auch nur für kurze Zeit. Ich stelle dir keine Bedingungen und erwarte nicht von dir, dass du
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