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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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würde. Wissen Sie, ich wollte immer reisen. Nach der Hochzeit meines Bruders habe ich die Freiheit, mein Leben so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle.“
    Aus Lord Marlowes Augen sprach glühendes Verlangen. Rosalyn meinte, seine Lippen auf ihren zu spüren. Falls er sie weiterhin so begierig anschaute, bekam sie gewiss vor Sehnsucht einen Schwächeanfall. „Bis zur Hochzeit Ihres Bruders kann noch so viel geschehen“, erwiderte Damian. „Auch ich könnte auf den Gedanken kommen, England den Rücken zu kehren.“
    Rosalyn merkte, dass er und sie sich wunderbar verstanden. Sie hatte ihm mitgeteilt, dass sie bereit war, mit ihm zu gehen, und konnte diesen Beschluss nicht mehr rückgängig machen. Das wollte sie auch nicht. Im Gegenteil, sie sehnte sich nach dem Moment, in dem sie zu Damian gehören würde.
    „Sind Sie zufällig mit dem verstorbenen Earl of Marlowe bekannt, Mr. Wrexham?“, schaltete Mrs. Jenkins sich ein und riss dadurch Rosalyn in die Gegenwart zurück.
    Er sah Mrs. Jenkins an und hatte sogleich das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. Frauen wie sie hatte er schon viele kennengelernt und wusste, was er von ihnen zu halten hatte. Unwillkürlich rückte er ein Stück von Miss Eastleigh ab.
    „Ja, Madam“, antwortete er kühl. „Lord Marlowe war mein Vater.“
    „Ihr Vater?“, schrie Mrs. Jenkins entsetzt auf. „Dann sind Sie der Teufel, der meinen jüngeren Bruder umgebracht hat! Wagen Sie nicht, das zu leugnen! Sie haben Roderick getötet, Sie Mörder!“
    Die Beschuldigung war in so lautem, schrillem Ton vorgebracht worden, dass plötzlich Totenstille im Raum herrschte. Schweigend warf Damian reglosen Gesichts Rosalyn einen entschuldigenden Blick zu und war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass Mrs. Jenkins’ Beschuldigung ihn aus der Ruhe gebracht hatte.
    „Leugnen Sie, dass Sie meinen Bruder umgebracht haben, Mylord?“
    „Ich leugne nicht, dass er an der ihm von mir in einem den Regeln entsprechenden Duell zugefügten Verletzung gestorben ist“, räumte Damian ein, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Sie haben ihn zu diesem Duell genötigt!“, warf Mrs. Jenkins ihm vor. „Ich weiß nicht, woher Sie die Frechheit nehmen, sich im Kreis anständiger Leute blicken zu lassen. Hätte ich gewusst, dass Sie hier ein gern gesehener Gast sind, wäre ich nicht mit meiner Nichte hergekommen.“ Vorwurfsvoll schaute sie Miss Eastleigh an. „Ich halte Ihnen zugute, dass Sie nichts von der furchtbaren Vergangenheit dieses Menschen gewusst haben, Miss Eastleigh!“
    Rosalyn war so wütend, dass sie der abscheulichen Person am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte. Wie konnte Mrs. Jenkins es wagen, eine so scheußliche Szene zu machen? Die bösartige Miene der Frau erzeugte ihr ein inneres Frösteln. Beatrices Erbtante war wirklich eine grässliche Person!
    „Nun, haben Sie die Sprache verloren, Miss Eastleigh?“, herrschte Patricia sie an. „Haben Sie die Güte, diesen Menschen zum Verlassen des Hauses aufzufordern! Oder bin ich gezwungen, mit meiner Nichte nach Huntingdon zurückzufahren?“
    „Mit deiner Nichte?“ Frederick schüttelte das ihn lähmende Gefühl der Überraschung ab, stellte sich schützend vor seine Verlobte und sah alarmiert deren Erbtante an. „Was hat das zu bedeuten? Ich begreife nichts. Rosalyn, Mr. … Mylord, treffen die von Mrs. Jenkins erhobenen Beschuldigungen zu?“
    „Damian!“, flüsterte Rosalyn, bleich vor Schreck. Schwankend zwischen der Liebe zu ihm und der Zuneigung zum Bruder war sie nicht fähig, mehr zu äußern. Ihr Blick drückte deutlich ihren inneren Zwiespalt aus.
    „Es stimmt, dass ich Roderick Harrington im Duell getötet habe“, bestätigte Damian und schaute verächtlich Sir Frederick Eastleigh an. Ihm war klar geworden, dass der Baronet sich nicht gegen die Tante seiner Verlobten stellen und seine Schwester in Schutz nehmen werde. „Für dieses Duell gab es indes Gründe, auf die ich jetzt jedoch nicht eingehen will.“
    „Der Tod meines Bruders war Mord!“, behauptete Mrs. Jenkins beharrlich. „Natürlich wurde keine Anklage erhoben! Lord Marlowe wurde nicht behelligt, weil sein Großvater noch lebte. Aber ich bin sicher, dass es Mord war. Entweder verlässt Seine Lordschaft jetzt das Haus, oder ich reise mit meiner Nichte ab! Dann findet die Hochzeit nicht statt!“
    Erschrocken sah Beatrice ihren Verlobten an.„Oh, bitte, Frederick! Lass nicht zu, dass meine Tante …“ Sie hielt inne, als sie deren wütenden Blick

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