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Ein Mann von Ehre

Ein Mann von Ehre

Titel: Ein Mann von Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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aufdringlich erscheinen, aber darf ich wissen, was für den Arzt der Grund Ihrer so plötzlich auftretenden Anfälle ist?“
    „Er meinte, das Mittel, das ich zur besseren Verdauung einnehme, sei wohl nicht mehr gut“, antwortete Mrs. Jenkins und sah Rosalyn sehr merkwürdig an. „Er hat es mitgenommen und mir ein anderes gegeben.“
    „Dann hoffe ich, dass Ihre Gesundheit sich mit der Zeit bessern wird“, erwiderte Rosalyn. „Es wäre schade, wenn Sie wieder erkrankten und die Hochzeit verschoben werden müsste.“
    „Seien Sie unbesorgt“, sagte Mrs. Jenkins überraschenderweise. „Nichts wird dem Glück meiner Nichte im Weg stehen.“ Sie bemerkte Miss Eastleighs Miene und lächelte eigenartig. „Wahrscheinlich finden Sie es schwer zu glauben, Madam, aber ich habe Beatrice sehr gern, ganz gleich, was sie oder sonst jemand denken mag.“
    „Ich bin sicher, sie weiß, dass Sie sie mögen.“
    „Nein, heucheln Sie nicht!“, entgegnete Mrs. Jenkins. „Ich habe gelernt, Ihre Ehrlichkeit zu schätzen. Ich weiß, ich bin ein schwieriger Mensch, aber ich habe Beatrice wirklich lieb und werde nichts tun, das für sie von Nachteil ist. Sie soll mit Ihrem Bruder glücklich werden. Mehr wünsche ich mir nicht für sie. Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe noch etwas zu erledigen.“
    Rosalyn verabschiedete sich von Mrs. Jenkins, ging nachdenklich in den Salon und fragte sich, was zu deren verändertem Verhalten geführt haben mochte. Zunächst hatte Mrs. Jenkins sehr verärgert gewirkt, doch dann war ihr Benehmen fast freundlich gewesen.
    Eins glaubte Rosalyn mit Sicherheit zu wissen. Mrs. Jenkins konnte unmöglich am Fenster des oberen Treppenabsatzes gestanden haben. Nein, das musste jemand anderer gewesen sein.
    Mr. Harrington hatte offenbar nicht einmal seiner Schwester gesagt, dass er abreiste. Beatrice und Sarah vertrauten Rosalyn an, sie seien froh, dass er nicht mehr im Haus war. Mrs. Jenkins erwähnte ihn nicht. Falls er sich also doch von ihr verabschiedet hatte, war dem Anschein nach zwischen ihnen nichts über den Zwischenfall im Park geäußert worden. Mit Mrs. Jenkins ging eine bemerkenswerte Veränderung vor, die sowohl ihr Befinden als auch ihr Verhalten betraf. Sie überschlug sich fast vor Freundlichkeit Rosalyn und deren Tante gegenüber und ließ einen Wesenszug erkennen, den ihr vorher niemand zugetraut hatte.
    „Man könnte sie beinahe für einen anderen Menschen halten“, bemerkte Mrs. Buckley zu der Nichte an, als sie mit ihr allein war. „Was glaubst du, was diese Veränderung herbeigeführt hat?“
    Rosalyn lachte. „Ich habe keine Ahnung. Aber natürlich freut mich das für Beatrice und Frederick.“
    Die nächsten Tage vergingen so angenehm, dass Rosalyn nicht mehr befürchtete, sie könne der Begegnung mit Damian wegen bloßgestellt werden. Sie genoss die Vorbereitungen für die Hochzeit und lachte, als die Tante nachmittags zu ihr sagte, sie solle sich endlich ein eigenes Heim schaffen.
    „Ich finde, du hättest Lord Marlowe hier heiraten sollen, meine Liebe“, fügte Mrs. Buckley hinzu. „Ich kann dich jedoch gut verstehen und hoffe, du hast nicht vor, für immer von uns zu scheiden. Du wirst uns doch von Zeit zu Zeit besuchen, nicht wahr?“
    „Selbstverständlich schreibe ich euch“, antwortete Rosalyn herzlich. „Ich bin jedoch nicht sicher, ob Damian und ich je wieder nach England kommen werden. Wenn überhaupt, kann das einige Jahre dauern.“
    Rosalyn behielt für sich, was sie dachte. Damian hatte ihr gesagt, sie solle vom Vorabend der Hochzeit im Park nach ihm Ausschau halten. Lange musste sie nun nicht mehr auf ihn warten. Sie würde bald wieder mit ihm zusammen sein und sich dann nie mehr von ihm trennen.
    „Cousin Frederick hat Besuch bekommen“, verkündete Sarah, als sie vor der Teestunde in den Salon kam. „Die Leute sahen sehr komisch aus, so ernst und grimmig, als sei etwas sehr Unangenehmes passiert.“
    „Oh je!“, äußerte Rosalyn. „Hoffentlich gibt es keine schlechten Neuigkeiten.“
    „Was sollte …“ Susan hielt inne, weil die Tür geöffnet wurde.
    Ein Blick auf das Gesicht des Bruders genügte Rosalyn, um sofort zu wissen, dass etwas nicht in Ordnung war. Klopfenden Herzens erhob sie sich. „Was ist geschehen, Freddie?“
    „Sei doch so nett und hol Mrs. Jenkins her, Sarah“, forderte er das Kind auf. „Ich glaube, sie ist im Rosengarten.“
    „Muss ich das tun?“ Sarah begriff, dass Onkel Frederick sie fortschickte, weil

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