Ein Mann von Ehre
hält.“
„Ich habe mich zu Onkel Bernard keineswegs so verhalten, dass er hätte denken können, ich würde seine Avancen gutheißen“, sagte Beatrice mit bebenden Lippen. „Niemals! Das musst du mir glauben, Rosalyn! Bitte, glaub mir!“
„Ich glaube dir“, erwiderte Rosalyn und lächelte Beatrice aufmunternd an. „Ich habe keine Ahnung, wohin mein Bruder gegangen ist, aber wenn er zurück ist, werde ich ihm etwas erzählen, das er wissen muss.“
Die Geschichte, die ihm von der Verlobten erzählt worden war, hatte Frederick schockiert. Wütend war er aus dem Haus gerannt und in scharfem Trab nach Orford Hall geritten. Er wusste, nur der Earl of Marlowe konnte ihm das sagen, was er wissen wollte.
„Großer Gott! Ich vermag kaum zu fassen, dass ich einen Vergewaltiger in meinem Haus habe! Niemand hat mir das bisher erzählt!“ Aufgebracht schlug Frederick mit der Faust auf den Tisch. „Das ist ungeheuerlich! Ich hatte das Recht, das zu wissen! Rosalyn hätte mir das nicht vorenthalten dürfen!“
„Sie haben keinen Grund, Ihrer Schwester die Schuld zu geben“, entgegnete Damian stirnrunzelnd. „Ich habe sie erst am Abend vor Ihrem Verlobungsball informiert. Sie war schockiert und sehr betroffen. Ich nehme an, sie wollte Sie informieren, hat sich aber wohl nicht getraut, weil sie nicht wusste, wie Sie reagieren würden.“
„Was soll das heißen?“ Erbost schaute Frederick den Earl an. „Glauben Sie, ich hätte des lieben Friedens willen mein Wissen für mich behalten? Verdammt, Sir! So ein Trottel bin ich nicht! Die Sache kann nicht unter den Teppich gekehrt werden. Dafür ist sie viel zu ernst. Außerdem wird Beatrice mich heiraten, ganz gleich, was ihre Tante tun sollte. Notfalls brenne ich mit Beatrice durch. Sie hat mir mehrmals gesagt, dass sie nichts dagegen hätte.“
„Das freut mich zu hören.“ Damian lächelte flüchtig. „Sie hätten bald festgestellt, dass Mrs. Jenkins, wenn Sie zu nachsichtig gewesen wären, viel zu großen Einfluss auf Ihre Ehe ausgeübt hätte.“
„Ich war Beatrices Erbe wegen besorgt“, gestand Frederick beschämt. „Aber meine Verlobte schert sich keinen Pfifferling darum, ob sie das Geld bekommt, und ich auch nicht. Ich will nur in Ruhe und Frieden mit ihr leben. Verdammt will ich sein, wenn ich ihren Onkel auch nur noch eine Nacht in meinem Haus dulde! Ginge es nach mir, würde ich ihn auspeitschen!“
„Sie können sicher sein, dass er seine Strafe bekommt, aber nicht in der Weise, die Ihnen vorschwebt.“
„Mir ist es gleich, was aus ihm wird, sobald er mein Haus verlassen hat!“
„Ich gestehe, dass auch ich beruhigter wäre, wenn er nicht mehr bei Ihnen ist“, gab Damian zu. „Ich habe vor, Rosalyn in ungefähr einer Stunde zu treffen. Danach kann ichsieeinige Tagelangnichtmehr sehen. Der Angriff auf Seine Hoheit macht es unabdingbar, dass ich den Prinzen an einen anderen Ort bringe. Sobald ich zurück bin, hole ich Rosalyn. Wir werden heiraten, doch erst dann, wenn wir am Ziel unserer Reise sind. Ich gebe Ihnen mein Wort, dass meine Absichten ehrbar sind, und verspreche, mein Möglichstes zu tun, damit Rosalyn ein so bequemes und glückliches Leben wie möglich hat.“
„Wo wollen Sie leben?“ Frederick setzte eine skeptische Miene auf. „Ich nehme an, irgendwo im Ausland. Warum wollen Sie meine Schwester nicht hier heiraten? Sie können nicht von ihr erwarten, dass sie Ihnen zuliebe alles aufgibt, was ihr lieb und teuer ist.“
„Ich glaube, sie ist sehr gut imstande, für sich zu entscheiden. Ich bin dem Prinzen verpflichtet, und es kann etliche Jahre dauern, bis ich nach England zurückkehre, um hier zu leben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihr recht wäre, so lange warten zu müssen. Im Gegenteil! Sie hat mir erzählt, sie sehne sich schon seit Langem danach, reisen zu können.“
„Nun, wenn die Dinge so liegen, dann haben Sie meinen Segen“, erwiderte Frederick und reichte widerstrebend dem Earl die Hand. „Aber die Sache gefällt mir nicht. Ich sage Ihnen ehrlich, Sir, dass es nicht das ist, was ich mir für meine Schwester gewünscht habe. Ihr Platz ist hier bei ihren Angehörigen und Freunden.“
Damian schüttelte dem Baronet die Hand. Natürlich hatte Sir Frederick recht. Ihm war klar, das, was er Rosalyn anzubieten hatte, war nicht gut genug für eine Frau wie sie. Er glaubte jedoch, sie glücklich machen zu können. Sie würde die Countess of Marlowe werden, über sein Vermögen verfügen können und
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