Ein Mann von Ehre
Enttäuschung darüber, dass du nicht gewartet und ihn geheiratet hast, die Besinnung geraubt?“
Damians Miene drückte starke Verbitterung aus.
„Wie kannst du so etwas sagen?“ Rosalyn starrte ihn an, und Tränen brannten ihr in den Augen. Er kam ihr wie ein Fremder vor. „Der Comte war mit seiner Schwester zu Besuch“, erklärte sie und schilderte ihm, was danach vorgefallen war. „Ich wollte nicht, dass du Kenntnis davon bekommst, weil ich befürchtete, du könntest dich mit ihm duellieren.“
„Hattest du Angst um sein Leben?“
„Mach dich nicht lächerlich!“Verärgert stand Rosalyn auf. „Ich fasse es nicht, dass du so schlecht von mir denkst. Hast du den Verstand verloren? Der Comte hat mich beleidigt und mir gesagt, er wisse, ich sei deine Geliebte gewesen. Dann hat er mir sein Vermögen angeboten, falls ich dich verlasse. Natürlich habe ich sein Ansinnen zurückgewiesen. Daraufhin wurde er wütend und küsste mich. Ich wehrte mich, und dann drohte er mir damit, er werde mich bekommen, selbst wenn er mich entführen und dich töten müsste. Danach bin ich in Ohnmacht gefallen.“
Damians Miene drückte jetzt Beschämung aus. Er war außer sich gewesen, als er gehört hatte, dass Nessa von der Gattin aufgefordert wurde, Schweigen zu bewahren. Schon bei der Ankunft hatte er von Rajib gehört, seine Frau sei in Ohnmacht gefallen und der Comte Devere befinde sich bei ihr. Nun begriff er, dass sie ihm nicht untreu gewesen war. Sie hatte lediglich vermeiden wollen, dass er sich mit dem Comte duellierte. Ihm wurde klar, dass er schuld an dieser Situation war. Dadurch dass Rosalyn schon vor der Hochzeit seine Geliebten gewesen war, hatte er der Möglichkeit erst Raum gegeben, sie solchermaßen zu beleidigen.
„Verzeih mir“, bat er. „Ich hätte nicht so schreckliche Dinge zu dir sagen dürfen. Das alles ist meine Schuld. Ich allein bin schuldig. Dich trifft keine Schuld.“
„Nein“, stimmte Rosalyn zu. Ihr war so schwindlig, dass sie ihn kaum richtig erkennen konnte. Sie fühlte sich sehr krank und wusste nicht, was sie sagte. „Wenn du jedes Mal, wenn ein Mann mich ansieht, solche Eifersuchtsanfälle bekommst und so wütend wirst, dann kann ich das nicht ertragen.“
„Verzeihst du mir?“
Rosalyn seufzte leise und wurde wieder ohnmächtig. Rasch fing Damian sie auf und bekam es mit der Angst. Alles vorher Geschehene war nicht mehr von Bedeutung, weil er befürchtete, die Gattin sei krank.
Er trug sie aus dem Salon, rief laut um Hilfe, und schickte einen Lakai zum Arzt ins Dorf. Zwei Hausmädchen richteten Rosalyns Bett her. Sacht legte er sie darauf ab. Stöhnend öffnete sie die Augen. Er strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn und verwünschte sich, weil er mit ihr gestritten hatte, obwohl sie so krank war. Er war ein gedankenloser Unmensch. Aber er hatte sich nur so verhalten, weil er sich davor fürchtete, sie zu verlieren.
„Meine liebste Rosalyn“, flüsterte er, setzte sich zu ihr und kühlte ihr die Stirn mit einem feuchten Tuch. „Ich bin ein Ungeheuer, weil ich dich so aufgeregt habe, mein Schatz. Es tut mir so leid. Es tut mir sehr leid.“
Sie ergriff die Hand des Gatten. „Du wirst den Comte doch nicht zum Duell fordern, Damian? Bitte nicht, Damian! Mir ist ja nichts passiert. Und er hat geschworen, dich zu töten. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du …“
Damian erkannte, dass er ihre Liebe zu ihm noch nicht getötet hatte, und war ungemein erleichtert. Er hatte zugelassen, dass durch seine Befürchtungen ein Bruch zwischen Rosalyn und ihm entstanden war. Aber noch war es nicht zu spät. Sie liebte ihn immer noch.
„Ich werde nicht ums Leben kommen“, versicherte er ihr. „Sei unbesorgt, mein Liebling. Mir wird nichts passieren. Jetzt ist nur noch von Bedeutung, dass es dir rasch besser ergeht. Ich habe den Arzt holen lassen. Er wird bald hier sein.“
Endlich bekam Rosalyn wieder einen klaren Kopf. Sie sah dem Gatten an, dass er sich um sie ängstigte und seines ungehörigen Benehmens wegen schuldbewusst fühlte. Sie lächelte ihn an und verschränkte liebevoll die Finger mit seinen.
„Ich glaube zu wissen, was mit mir nicht in Ordnung ist“, erwiderte sie leise. „Ich vermute, ich bin guter Hoffnung, Damian.“
„Du trägst ein Kind unter dem Herzen?“ Er starrte die Gattin an, zunächst noch ungläubig, dann staunend. Wenn ihre Vermutung stimmte, war das mehr, als er zu hoffen gewagt hatte! „Meinst du das wirklich, Rosalyn? Bist du guter
Weitere Kostenlose Bücher