Ein Mann von Welt

bei Dr. Rosenkleig wollte ich nicht darüber sprechen, was in meinem Kopf los war, die ganzen Gedanken, die die Grenzen der klinischen Studie überschritten, die ich durchzuführen versuchte, also fragte ich ihn danach. Dr. Rosenkleig sagte, die Leuchtturmgemeinde wäre ein kleines Pflaster, aber Jay-Bees Wunden, seine emotionalen Wunden, müssten genäht werden, brauchten rund um die Uhr Pflege. Jay-Bees Zeit bei der Leuchtturmgemeinde musste schlecht enden, immer wieder, denn er brauchte eine andere Art von Hilfe als die, die die Leuchtturmgemeinde bieten konnte. Es war ein guter Ort für mich, Dr. Rosenkleig konnte Tante Liz keine Vorwürfe machen, dass sie mich dorthin gebracht hatte, es war ein wunderbarer Ort für mich, um ein Gefühl von Gemeinschaft zu entwickeln, aber es war keine ausgereifte Methode, um Traumata aus der Vergangenheit zu behandeln. Jay-Bee trug zu viel Stolz in sich, und so machte er einfach immer weiter, flickte eine kleine Niederlage nach der anderen mit einer kleinen Unwahrheit nach der anderen, bis die kleinen Niederlagen und Unwahrheiten begannen, sich aufzutürmen, und zu dem führten, was Dr. Rosenkleig einen totalen Zusammenbruch nannte. Jay-Bee war einfach zu stolz, um mit gelegentlichen Niederlagen klarzukommen, er konnte sie nicht zuge
ben, er war so beschäftigt damit, wiedergeboren zu werden, und so brach er zusammen, was man dann ein abschreckendes Beispiel nannte, Dr. Rosenkleigs Worte. Er nahm einen großen Schluck Tee und schaute mich an, als ob mir sein Starren die Botschaft einhämmern könnte. Ich hatte wieder dieses komische Gefühl, also schon zum zweiten Mal, dass die Marionette ihre Fäden abgeschnitten hatte und zum Leben erwacht war, er hatte die professionellen Fäden durchgeschnitten und etwas Echtes zum Ausdruck gebracht. Dann redete er endlos davon, dass Jay-Bee eine Therapie bräuchte und wie es für ihn nur mit einer Therapie Hoffnung auf Fortschritte gäbe, statt immer wieder zu regredieren, in dem Moment schien es, als würden die Fäden wieder festgebunden, als hätte ich die nackte Wand hinter all diesen Diplomen und Tafeln gerade lange genug gesehen, um mich zu fragen, ob nicht tief in diesem katzenartigen Kopf von Dr. Rosenkleig, hinter dem professionell ausdruckslosen Gesicht, unter diesen gewellten Bergen von Salz-und-Pfeffer-Haaren, ein winziger Denker saß, der schrie, um gehört zu werden.

    Und dann, eines Abends bei einem Auflauf, einem italienischen Auflauf mit Nudeln und Gemüse und Hackfleisch, holte Tante Liz ein Ringbuch hervor. Wir saßen wie gewöhnlich am Küchentisch, die Kerze war aus. Ich hatte dieses Ringbuch noch nie gesehen, ich hatte keine Ahnung, dass es existierte. Vor dreißig Tagen war ich gekommen, sagte sie. Ich war nun schon einen Monat in Panorama City, und sie wollte mal checken, so nannte sie das, sie wollte mal darüber reden, wie gut ich mich hier eingelebt hatte. Ihre pragmati
schen Haare schimmerten unter der Küchenlampe. Mir war nicht klar, dass sie meine Fortschritte verfolgt hatte, ich sagte ihr, ich hatte das Gefühl, meine Reise hätte gerade erst begonnen. Sie runzelte die Stirn, setzte ihre Lesebrille auf, ihre Essbrille, leckte an ihrem Finger und blätterte. Zuallererst, ihr Wort, hatte ich deutliche Fortschritte mit Dr. Rosenkleig gemacht. Der sogenannte professionelle Sprecher und Zuhörer fand, dass ich mich gut anpassen würde, er fand, dass ich mir Mühe gab, nur wünschte er, ich würde mehr über meinen Vater, deinen Großvater, reden, er glaubte, dass ich zu gegebener Zeit meine Gefühle zeigen und ernsthaft mit der Trauerarbeit beginnen würde, seine Worte, berichtet von Tante Liz. Ich sollte erwähnen, Juan-George, dass ich während unserer zweiten Sitzung beschlossen hatte, mit Dr. Rosenkleig nicht über deinen Großvater zu sprechen, ich behielt diese Gefühle und Gedanken für mich, er hatte sich nicht als fähig erwiesen, so mein Gedankengang, er hatte sich nicht als fähig erwiesen, mit dieser Art von Gedanken und Gefühlen umzugehen, er hatte seinen Denker zu tief vergraben. Dann blätterte Tante Liz weiter und sagte, Scott Valdez hatte mir auch gute Noten gegeben. Die Entdeckung, dass Scott über meinen Fortschritt Bericht erstattete, meinen in Anführungszeichen religiösen Fortschritt, war rätselhaft, die ganze Botschaft der Leuchtturmgemeinde war doch, dass nur Gott wusste, was man im Herzen fühlte, nur Gott konnte richten. Und trotzdem berichtete Scott Tante Liz, wie beeindruckt er von