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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wuchs ich auf.« Bob beugte sich über Marion. In ihren Augen erkannte er ihre furchtbare untergründige Angst. »Da wundert man sich noch, was aus mir geworden ist?« Er sank in sich zusammen, fiel mit dem Kopf zwischen ihre Brüste und atmete den Duft ihres Körpers wie ein Narkotikum ein. »Ich liebe dich«, stammelte er. »Aber wer kann mich lieben? Daran werde ich zugrunde gehen. Morgen ist unsere Hochzeit … tu etwas Großes, Marion: Wirf mich hinaus!«
    »Nein.« Sie schüttelte langsam den Kopf. Plötzlich weinte sie, lautlos, ohne Zittern des Körpers. Nur dicke Tränen rollten aus den Augenwinkeln über die Backen. »Ich stehe zu meinem Wort. Ich helfe dir …«
    Am Abend fuhren sie mit Marions kleinem Wagen nach Vredenhausen. Wie Einbrecher schlichen sie sich durch eine Hintertür in das Barreis-Schloß.
    Das Abendessen verlief in einer mehr als unterkühlten Atmosphäre. Theodor Haferkamp hatte Marion Cimbal begrüßt, als käme eine neue Putzfrau ins Haus … mit Handschlag und den Worten: »Erfreut, Sie zu sehen!« und kümmerte sich dann kaum noch um sie. Frostig war der Abend vor allem deswegen, weil auch Hellmut Hansen mit seiner von Haferkamp anerkannten Braut Eva Kottmann an der Tafel saß und Dr. Dorlach Anekdoten erzählte, als sei die Welt gerade bei den Barreis immer und ewig in Ordnung.
    Butler James servierte. Korrekt wie immer, bei Bob eine Nuance zu steif und zurückhaltend. Es gab eine einfache Bouillon mit Eierstich, Rouladen und Paprikagemüse. Als Nachtisch Weincreme. Fürwahr kein Festessen.
    »Welch ein rasanter Polterabend«, sagte Bob denn auch nach dem Dessert. »Man merkt, daß in diesem Haus die Hochzeiten fast ausgestorben sind. Soll ich für richtiges Poltern sorgen? Ich habe genug auf der Pfanne. Es genügt für zehn Hochzeiten.«
    »Jedes Genie ist einseitig begabt«, sagte Theodor Haferkamp bissig. »Aber verzichten wir auf deine Darbietungen. Wir haben noch jetzt genug wiederzukäuen. Hellmut, Robert, wenn ihr mir in die Bibliothek folgen würdet?«
    »Der Familienboß trompetet, die Elefantenherde kommt. Warum gibt es eigentlich noch keine soziologische Studie darüber, daß der Mensch sich innerlich noch immer nicht weit genug vom Tier entfernt hat? Er braucht immer noch seinen Leitbullen.« Bob erhob sich, küßte demonstrativ Marion auf die Augen und ging hinaus zur Bibliothek. Hellmut Hansen und Haferkamp sahen sich kurz an, ein Blick, den Marion sofort verstand.
    »Kann ich nachher auch mit Ihnen reden, Herr Haferkamp?« fragte sie.
    »Natürlich. Mit mir kann jeder reden. Nur in Bobs Augen bin ich ein Untier.« Er winkte Hansen und verließ mit ihm das Speisezimmer. Butler James servierte ab, Dr. Dorlach faßte Marion unter und zog sie hinüber in den Salon, dem Lieblingsort von Mathilde Barreis. Eva Kottmann blieb allein zurück … das war vorher so abgesprochen worden. »Kümmere dich später um Marion«, hatte Hellmut Hansen zu ihr gesagt. »Es kann sein, daß Bob dazu keine Zeit und keine Lust mehr hat. Das Mädchen tut mir leid … es liebt Bob mit einem verzweifelten Missionsdrang. Sie will einen guten Menschen aus ihm machen! Ich befürchte, auch ihr Körper und ihre Seele werden an ihm zerbrechen …«
    »Rauchen Sie?« fragte Dr. Dorlach. Er führte Marion Cimbal zu einem der herrlichen Gobelinsessel und nahm ihr gegenüber Platz. Auf der gläsernen Platte des Tisches zwischen ihnen standen eine Karaffe mit Rotwein, zwei Gläser und ein Silberteller mit über zwanzig Zigarettensorten. Marion schüttelte den Kopf.
    »Jetzt nicht.« Sie nickte zu den Weingläsern. »Alles vorbereitet, nicht wahr? Bis ins Detail inszeniert.«
    »Ja und nein.« Dr. Dorlach goß den Wein ein und rauchte eine englische Zigarette an. »Ich habe erwartet, daß Sie mir etwas zu sagen haben. Ist es so?«
    »Ja.«
    »Sehen Sie. Legen wir los. Keine Hemmungen, Marion.«
    »Kennen Sie eine Barfrau mit Hemmungen?«
    Das klang bitter. Dr. Dorlach schüttelte den Kopf. »Halten wir uns nicht damit auf, von den Ausnahmen zu reden, die die Regel – na, Sie wissen ja. Am Telefon deuteten Sie etwas an – da habe ich diese stille Stunde für uns sofort reservieren lassen.«
    »Zunächst: Ich werde Bob morgen heiraten.«
    »Das verwundert mich etwas.«
    »Ich kneife nicht.«
    »Eine Ehe ist keine Kraftprobe.«
    »Ich habe als seine Frau das Recht, vor dem Gericht die Aussage zu verweigern. Das sagten Sie mir. Damit kann das Gericht Bob nie nachweisen, daß er zu der Zeit, als Renate Peters

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