Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
von der Autobahnbrücke stürzte, nicht bei mir war. Wegen Mangels an Beweisen müssen sie ihn freisprechen. Ich kann zu keiner Aussage gezwungen werden.«
    »Das ist meine Marschrichtung, ganz recht.«
    »Ich werde Sie nicht aus dem Tritt bringen. Bob wird von den Anklagen befreit werden.«
    »Und deshalb heiraten Sie ihn?« Dr. Dorlach trank einen tiefen Schluck. Ein Rotwein, samtig und hervorragend temperiert. Er küßte die Zunge, streichelte die Kehle … ein Wein für schönere Stunden als diese. »Und die Liebe?«
    »Ich liebe Bob und habe gleichzeitig Angst vor ihm.« Sie lehnte sich zurück, starrte an die Stuckdecke und verkrampfte die Finger ineinander. »Es ist schrecklich. Alles in mir drängt zu ihm hin, aber wenn er neben mir liegt, werde ich innerlich starr vor Angst. Was kann man dagegen tun?«
    »Bob nach der Hochzeit vergessen.«
    »Was heißt das?«
    »Sie heiraten morgen. Beim Prozeß pauken wir Bob heraus. Wenn das Urteil rechtskräftig geworden ist, leite ich die Scheidung ein. Eine absolute Formsache. Ihre Abfindung, das weiß ich jetzt schon, wird beträchtlich sein.«
    »Ich will kein Geld.«
    »Sie tragen den Namen Barreis. Der verpflichtet.«
    »Ich bin aber von dieser Familie nicht gekauft worden!«
    »Natürlich nicht. Es wäre aber keine Schande, Marion. Wenn Sie wüßten, was diese Familie alles kaufen kann und schon gekauft hat … In Vredenhausen laufen die Menschen ohne Hirn herum … alle Gehirne liegen bei Haferkamp im Lohnbüro im Panzerschrank. Seit Wochen versucht die Polizei, dieses Schweigen aufzureißen. Vergeblich.« Dr. Dorlach beugte sich vor. »Hat Ihnen Bob einmal etwas von dem alten Adams erzählt?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht …« Sie hob die Schultern.
    »Der alte Adams, Vater von Lutz Adams, der im Winter bei der Rallye in Bobs Wagen verbrannte, ist verschwunden. Es gelang ihm, den Männern, die ihn in eine Heil- und Pflegeanstalt bringen wollten, zu entkommen. Er rannte in die Wälder. Da ist er nicht wieder rausgekommen. Ein Auto muß ihn mitgenommen haben. Seitdem ist Herr Haferkamp auf der Suche.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Dieser alte Adams ist die größte Gefahr für Bob. Überall erzählt er, Bob habe seinen Sohn bewußt verbrennen lassen. Beweisbar ist das nicht – aber wer mit Dreck beworfen wird, wird schmutzig, ob er will oder nicht. Man hat durchgesetzt, daß Adams zunächst in psychiatrische Untersuchung genommen wird …«
    »Haferkamp hat es durchgesetzt, nicht wahr? Sie, Dr. Dorlach!«
    »Ja.«
    Marion kroch in sich zusammen. Plötzlich war es kalt in ihr. Die Macht des Geldes, hier wurde sie ganz deutlich. Und sie wußte in diesem Augenblick, daß auch sie nichts anderes war als eine Marionette im Spiel dieser Leute, denen die eigene weiße Weste wichtiger war als das Schicksal aller anderen Menschen um sie herum.
    »Soll … soll das eine Warnung sein?« fragte sie mit belegter Stimme.
    »Warnung? Wieso?«
    »Falls ich mich nicht scheiden lasse? Falls ich bei Bob bleibe, zu ihm halte, ihm eine richtige Ehefrau sein werde?«
    »Aber Marion!« Dr. Dorlach lachte herzhaft. »Welche Töne! Angenommen, Sie hätten wirklich den festen Willen, Bob in die Bekehrungsmühle Ihrer Seele und Liebe zu nehmen …«
    »Ich habe den Willen!«
    »Fabelhaft! Stürzen Sie sich in dieses Experiment. Nach spätestens einem halben Jahr schwenken Sie die weiße Fahne und ergeben sich. Was Bob fordert, hält ein einzelner Mensch nicht durch. Er ist in diese Welt gesetzt worden, um auf seine Art die Welt zu erschüttern. Ein Erdbeben à la Barreis … es werden genug Häuser dabei einstürzen – Sie dann eingeschlossen –, aber die meisten werden stehen bleiben. Ein örtliches Beben, um bei dem Bild zu bleiben. Wenn seine Energien verbraucht sind, bleibt ein Haufen Asche von ihm zurück.«
    »Und darauf warten Sie?«
    »Ja. Missionierend ist bei Bob nichts mehr zu erreichen. Er sieht aus wie ein Engel, er hat einen geistvollen Charme, der aber nur Blendung ist, dahinter steckt nichts, und er fasziniert durch die atemberaubende Verbindung von Satan und Kindhaftigkeit. Das macht die Frauen verrückt, ihr Verstand zerschmilzt, sie setzen mit aller in ihnen verborgenen mütterlichen Erotik auf ihn an … das ist das ganze Geheimnis von Bob Barreis' Erfolg bei Frauen. Eine Masche, wenn man so will, eine unbewußte, von der Natur geschenkte Masche: Engelsköpfchen mit Vampirneigung.«
    »Ich bleibe bei ihm!« sagte Marion laut.
    »Und wollen sich

Weitere Kostenlose Bücher