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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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deinem Stil! Hellmut wird nach meinem Tod die Tradition weiterführen.«
    »Hurra! Hurra! Hurra!« Bob sprang auf. »Da hat Mama ja auch noch ein Wort mitzureden.«
    »Deine Mutter hat auf ihren Anteil zugunsten der Firma bereits verzichtet. Die Erklärung liegt beim Notar.«
    »Du … du hast es fertiggebracht …« Bob ballte die Fäuste. Sein schönes Gesicht, in dem sich die Träume der Frauen badeten, verlor die Form und wurde erschreckend häßlich. »Du hast Mama betrogen? Du Schuft! Du grandioser Lump! Du hast Mama und mich um unseren Anteil gebracht …«
    »Ich erfülle meine Pflicht, die Werke zusammenzuhalten! Ich habe es deinem Vater auf dem Totenbett versprochen.«
    »Und ich erfülle eine Pflicht, wenn ich mein ganzes weiteres Leben darauf verwende, dir die Hölle so einzuheizen, daß dir die Lohe aus der Schnauze schlägt!« Bob lehnte sich an den Kamin. Er überlegte dabei, ob er Theodor Haferkamp das Whiskyglas an den Kopf werfen sollte. Es wäre eine Geste gewesen – mehr nicht. Hansen würde wieder mal den Retter spielen und Onkel Theo rächen. Eine Saalschlacht zum Polterabend … es war nicht der richtige Stil. Es gab bessere Möglichkeiten. »Zehntausend Mark im Monat sind immerhin ein Angebot. Anders als bei Keitell & Klotz in Essen – das war beschämend. Ich habe noch andere Forderungen.«
    »Wir hören –«
    Dieses ›Wir hören‹ war für Bob wie ein Schlag in die Magengrube. Da standen sie vor ihm … der Onkel, tüchtig, ein Manager härtester Schule, angereichert mit patriarchalischen Manieren und deutschnationalen Ideen, ein Mann wie ein Fels in der Brandung, der Petrus der Barreis' … und dann der Schulfreund, enorm tüchtig, enorm begabt, enorm fleißig, eigentlich überall enorm, ein Musterbild des Nachwuchses, Ideal einer neuen Unternehmergeneration, die voller Teamgeist war und doch, die Spitze einmal erklommen, genauso einsam regierte wie ihre kritisierten Vorgänger. Der Lebensretter. Der Moralpisser. Der Verlobte mit dem seelenvollen Blick. Der Liebhaber, der stramme Haltung annahm und vorher erst fragte: ›Gestatten Sie, Gnädigste, daß ich meine Hose öffne?‹ Und der hinterher, weniger stramm, fragte: ›Liebste, hat es dir gutgetan?‹ Der neue Erbe.
    Und hier stand er, der letzte Barreis, der eigentliche Erbe dieses Imperiums, dekadent, pervers, dumm bis auf gezüchtete Platitüden, systematisch verweichlicht, rückenmarkausgehöhlt, verhätschelt, dann, als er ausbrach aus dieser superheilen Welt, verachtet, herumgestoßen, allein gelassen mit allen Problemen, die er nicht allein bewältigen konnte, die ihn überrollten wie Wogen am Meer eine einsame Sandburg. Probleme, fressend wie Säure, bis er zerstört war und gesagt bekam: Du bist nicht wert, der Erbe der Barreis zu sein!
    O mein Gott, ist das alles zum Kotzen!
    »Ein standesgemäßes Haus im Tessin.«
    »Abgelehnt.«
    »Eine Wohnung.«
    »Genehmigt.«
    »Voll eingerichtet.«
    »Gutbürgerlich. Genehmigt.«
    »Was heißt gutbürgerlich? Ein Bidet ist zum Beispiel nicht gutbürgerlich. Ein guter Bürger wäscht sich seinen Arsch mit einem konventionellen Waschlappen!«
    »Kein Luxus: Das nenne ich bürgerlich. Hygiene ist kein Luxus.«
    »Mir quillt das Herz über.« Bob Barreis warf sein Glas weg. Aber nicht an Haferkamps Kopf, sondern in den Kamin. Dort zerschellte es mit einem in dieser plötzlichen Stille schrecklichen, aufschreienden Klang. »Merkt ihr eigentlich nicht, wie saublöd ihr seid? Abgelehnt – genehmigt – abgelehnt. Wie ein Papagei, der im Schlafzimmer einer Hure steht und immer ruft: Rein-raus-rein-raus! Was bildet ihr euch eigentlich ein?«
    »Es geht darum, eine klare Linie zu schaffen.« Theodor Haferkamp stützte sich auf die hohe Sessellehne. »Ein Werk mit über fünftausend Beschäftigten darf nicht von einem einzelnen zugrunde gerichtet werden. Das habe ich schon einmal gesagt. Dabei bleibe ich. Ich habe einen sozialen Auftrag als Werkchef.«
    »Vermeide bei mir bitte deine Lohntütensprüche.« Bob winkte mit beiden Händen ab. »Du siehst in mir nur den vernichtenden Idioten.«
    »Welch ein Lichtblick! Er sieht sein Spiegelbild!«
    »Vernichtung – in meinem Falle jedenfalls – ist aber total. Wenn ich schon geboren bin, um zu zerstören, dann richtig. Dann dich mit, Onkelchen.« Er fuhr herum zu Hellmut Hansen, seine sonst so sanften Augen, deren Blick streicheln konnte, daß sich den Frauen die Körperhaare vor Erregung sträubten, blitzten wie in Ekstase. »Und du sagst gar

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