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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weg.«
    »Doktor.« Bob befreite sich aus den Armen Marions, die ihn zurückhalten wollte. »Mein letztes Wort: Ich bestimme über mein Leben, nicht mein Onkel. Man kann mir eine Sehnsucht nach dem elterlichen Herd nicht aufzwingen. Entweder wir kehren um, oder ich öffne die Tür und laß mich fallen. Ich habe Übung darin, Doktor … als Rallyefahrer muß man aussteigen können.«
    »Das haben Sie bewiesen!« sagte Dr. Dorlach anzüglich.
    »Also, wie haben wir's?«
    Bobs Stimme wurde hart. Dr. Dorlach blickte ihn kurz an, hob die Schultern und nickte dem unschlüssigen Chauffeur zu. Der Wagen fuhr in die nächste Querstraße, umfuhr den Häuserblock und kehrte dann auf der Hauptstraße nach Essen zurück.
    »Wann dürfen wir Sie in Vredenhausen erwarten?« fragte Dorlach voll Hohn.
    »Vierundzwanzig Stunden muß man mir schon zugestehen, mich auf meine Familie vorzubereiten. Ich habe dabei auch noch eine Bitte: Entfernen Sie Hellmut, bevor ich komme. Mein zweifacher Lebensretter wird mir zum Alptraum. Und ich träume sehr wüst, wenn ich einmal träume …«
    Vor dem Apartmenthaus in der Holtenkampener Straße stiegen Bob und Marion aus. Dr. Dorlach blieb sitzen, selbst der Chauffeur öffnete dem jungen Herrn nicht die Tür. »Komm –«, sagte Bob rauh und faßte Marion unter. Den Rosenstrauß legte er über die linke Schulter wie ein Gewehr. »Wir brauchen diese Bande von Klugscheißern nicht. Du und ich allein … das könnte eine neue Welt sein. Schaff mir diese Welt, Marion …«
    Ohne sich umzusehen, gingen sie in das Haus.
    Sie hatte gebadet und lag nun in herrlicher, duftender Nacktheit auf dem Bett. Die Jalousien waren heruntergelassen, auf dem Nachttisch brannte nur eine einzige Lampe, überzogen mit einem roten Seidenschirm. Ein diffuses, im Raum verschwimmendes Licht, das die Dunkelheit mit seinem rötlichen Hauch kaum durchdrang. Die Beleuchtung einer Grabkammer … Bob Barreis empfand es sofort, prickelnd überzog das geheimnisvolle Gefühl seine Haut, drang von innen heraus aus den Poren.
    Er saß neben Marion auf der Bettkante, hatte seine linke Hand auf ihren schwarzgekräuselten Schamberg gelegt und streichelte mit der rechten ihre ihm sich entgegenwölbenden harten, wie in Blut getauchten Brüste. Sie lag ganz steif, mit weiten, offenen Augen, die schwarzen Haare aufgelöst, zerzaust, den Mund halb geöffnet wie nach einem erstickten Schrei … eine Totenpantomime, erschreckend in ihrer Natürlichkeit.
    »Ich liebe dich …«, sagte Bob leise. Er atmete stoßweise, sie spürte das Zittern seiner Hände und starrte ihn an. Jedesmal überfiel sie atemlose Angst, wenn das Vorspiel ihrer Liebe hinüberzugleiten begann in eine tobende Erfüllung. »Ich will nicht mehr zurück in dieses andere Leben. Du bist der einzige Mensch, der mich versteht. Wie kommt das bloß? Eine Welt kann aus nur einem Menschen bestehen … ist das nicht schrecklich, wie einsam wir sind? Marion – sieh mich an.«
    »Ich sehe dich, Bob …«, sagte sie kaum hörbar.
    »Bin ich verrückt?«
    »Aber Bob!«
    »Sei ehrlich. Sieh mich genau an! Bin ich ein Irrer?« Er nahm die Hände von ihrem glatten, durch das Bad kalten Körper und strich sich über das Gesicht. Da erst merkte er, daß er schwitzte, daß sein Gesicht naß war von Schweiß. Er wischte ihn ab und roch dabei in seinen Handflächen den Duft von Marions Parfüm. »Ich … ich weiß manchmal nicht, was ich tue. Das heißt, ich weiß es genau, aber ich kann die Bremse in mir nicht mehr ziehen, sie packt nicht mehr … und der Karren rollt und rollt und reißt alles mit, was ihm im Weg steht. Das alles sehe ich mit klarem Blick und kann nichts dagegen tun. Verstehst du das?«
    »Nicht so ganz«, Sie bewegte sich nicht dabei, nur ihre Augen wurden ruhiger. Ihr langgestreckter Körper in dem roten Schimmer verlor die innere Verkrampfung. Die Muskeln entspannten sich. Er wurde weich, zerfloß, ein Zauber von Schönheit.
    »Was verstehst du nicht?«
    »Daß du jetzt reden mußt. Ich liebe dich, Bob –«
    Er beugte sich vor, küßte die Spitzen ihrer Brüste, hörte ihr leises Seufzen und hob wieder den Kopf. Neuer Schweiß drang aus seinen Poren.
    »Habe ich Renate Peters umgebracht?« fragte er dumpf.
    In ihre Augen sprang wieder die Angst. »Ich weiß es nicht.«
    »Traust du mir das zu?«
    »Ich liebe dich, Bob.«
    »Wenn ich es wirklich war? Wenn ich sie die Brücke hinuntergestoßen hätte?!«
    »Komm zu mir, Bob. Ganz nahe zu mir.« Ihre Hände umfingen seinen

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