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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dem hellen Rot.
    »Über die Brüste«, flüsterte sie.
    Er beugte sich über sie und küßte heftig ihren Hals.
    Nach Monte Carlo zurückgekehrt, führte Bob Barreis ein kurzes Telefongespräch. Er war sofort auf sein Apartment gegangen und hatte sagen lassen, daß er nicht gestört zu werden wünsche.
    Die Begegnung mit Gaston Brillier hatte ihn sehr mitgenommen. Das Bewußtsein, daß ein Mensch ihn in der Hand hatte und ihn nach seinem Willen nun vernichten oder wie eine Marionette tanzen lassen konnte – und er mußte tanzen, um der Welt weiterhin das Gesicht eines glanzvollen Helden zu zeigen –, dieses Bewußtsein warf ihn zwischen Unsicherheit und Wut hin und her. Auf der Rückfahrt hatte er es zu spüren bekommen … er fuhr unkonzentriert und entging nur durch schnelles Reaktionsvermögen im letzten Augenblick zwei Unfällen. Er schnitt die Kurven und überholte an Stellen, wo zweibahniges Fahren glatter Selbstmord war.
    Als müsse er diesen Gaston Brillier von sich spülen, ging er erst einmal unter die Brause und ließ so lange das kalte Wasser über sich sprühen, bis er fror. Dann wickelte er sich in das große Badetuch ein, legte sich ins Bett und begann zu telefonieren.
    Überall, wo der Reichtum seine Burgen baut, gibt es Mädchen, die sich als Sklavinnen eignen. Man braucht sie nicht wie in früheren Zeiten in Nubien oder Nordafrika zu rauben oder um sie einen Krieg gegen die Sarazenen zu führen … sie kommen von selbst, bieten sich an wie Fisch und Südfrüchte, nennen ihren Preis und lassen sich wie ein lukullisches Gericht zubereiten. Ihr Leben ist wie das einer fleißigen roten Ameise … sie wimmeln durch die Welt und schleppen ab, was sie tragen können.
    Marietta Lucca, genannt Malu, gehörte zur Kategorie der kleinen, billigen Handlanger, der Vorspeisen auf den gedeckten Tischen, manchmal auch nur zu den Salatblättern der Tischgarnitur. Sie war dementsprechend hungrig, ehrgeizig, wenigstens ein Hauptgang zu werden, träumte von einer eigenen kleinen Wohnung und dem Aufstieg in das Bett eines mittleren Industriellen. Zur ganz großen Karriere fehlten ihr zwei Dinge: Klugheit und Kaltschnäuzigkeit. Aber das sind zwei Eigenschaften, die angeboren sind. Mitgifte des Teufels für seine auserwählten Töchter …
    »Hallo, Malu«, sagte Bob Barreis, als sich die Mädchenstimme meldete. Sie klang erwartungsvoll wie eine Verkäuferin, die einen Ladenhüter verkaufen kann. »Ein Glück, daß du zu Hause bist. Hier ist Bob.«
    »Hallo, Bob.« Die Mädchenstimme vibrierte. »Hast du was für mich? Ist Pia Cocconi wieder weg?«
    »Nein, sie ist hier.« Bob Barreis starrte an die Decke. Die Sonne malte Goldkringel wie ein Kopist von van Gogh. »Hast du Zeit?«
    »Für dich immer.«
    »Schlechtes Geschäft?«
    »Ganz mies, Bob. Die Saison hat noch nicht begonnen. Und deine Rallye-Brüder, die bringen ihre Freundinnen mit. In der ganzen Woche nur zwei Einladungen, und die waren noch fad. Zwei Engländer. Die halbe Nacht rauchten sie Pfeife, tranken Tee und erzählten von Pferderennen. Was hast du für mich? 'ne Party mit Hasch? Tanz der sieben Schleier? Oder 'ne tolle Gruppenpyramide?«
    »Nichts von alledem. Bist du angezogen?«
    »Nein. Aber ich kann …«
    »Zieh dich an und komm rüber in mein Hotel. Nimm warme Sachen mit. Lange Hose, Pullover, Pelzmantel.«
    »Wollen wir Schneeschmelzen spielen?«
    »Frag nicht soviel … komm rüber! In einer halben Stunde fahren wir ab.«
    »Und wieviel ist die Sache wert?«
    Das Geschäft. Das Banksafe im Schlüpfer. Bob Barreis kannte die Preise.
    »Zweitausend Francs im voraus. Wenn's klappt, eine Erfolgsprämie von viertausend.«
    »Das muß ein dicker Brocken sein, Bob.« Malus Stimme wurde etwas unsicher. »Nicht mit Peitsche und so … das mache ich nicht mit. Dafür ist Constanza zuständig.«
    »Es ist alles normal, Baby!« Bob Barreis lachte tröstend. »Er ist nur neunundsechzig Jahre alt.«
    »O Gott, wird er das überleben?«
    »Ich hoffe nicht.« Bob legte auf und dehnte sich wohlig. »Ich hoffe nicht …«, wiederholte er. »So kann man auch Steine aufweichen.«
    Gaston Brillier war es nicht gewöhnt, daß jemand bei Dunkelheit an seine Tür klopfte. Wenn die Nacht über Ludon lag, war die Welt versunken. Mensch und Tier schliefen. Vielleicht war dies das Geheimnis, daß in Ludon die Menschen durchschnittlich neunzig Jahre alt wurden und die Totenpredigten des Pfarrers zu den Seltenheiten, ja Feierlichkeiten gehörten.
    Im Innern der Steinhütte

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