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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist kein Grund, ihm die letzte Fahrt zu versauen. Kannst du in einer Stunde fertig sein?«
    »Natürlich. Aber vorher muß ich noch einen Sarg bestellen.«
    »Einen was?« Hansen blickte seinen Freund ungläubig an.
    »Einen Sarg für den Bauern Gaston Brillier. Ich war Zeuge, als er verunglückte.«
    »Und das rührt dein Herz so gewaltig, mein Engel?«
    Bob sprang auf und ging hinaus. Hansen sah ihm nachdenklich nach. Er hatte keinen blassen Schimmer von dem, was in der vergangenen Nacht geschehen war, wo sich Bob aufgehalten hatte, warum er Pia Cocconi wie eine Schlinge um seinen, Hellmuts Hals geworfen hatte. Von Adams' Tod an lag es wie Dämmerung um Bob Barreis.
    Einen Sarg. Wer war Gaston Brillier? Woher kannte Bob ihn? Wieso war er Zeuge dessen Todes? Gerade er?
    Es waren Fragen, auf die man in Vredenhausen schneller eine Antwort bekommen würde als hier in Monte Carlo.
    Nach zwei Stunden stiegen sie wirklich in die Luft. Hubert Meyer, der Pilot der Barreis-Werke, hatte einen neuen Kurs gemeldet. Über das Rhonetal zurück. Hier schien die Sonne. Wolkenhöhe 3.000 Meter.
    Schweigend saßen Hellmut und Bob nebeneinander in der schwingenden Maschine, bis Bob seinem Freund die Zeitung herunterdrückte.
    »Verdammt, lies nicht immer. Sag etwas!« knurrte er dabei.
    »Zeitungen sind sehr interessant.«
    »Das ist was Neues an dir.«
    »Sie sind höllisch interessant, wenn man sie liest und die Wahrheit ahnt gegenüber dem, was sie schreiben.«
    Bob Barreis atmete tief durch die Nase. »Was weißt du?«
    »Es gibt keine Situation, die das Gesetz der Fliehkraft aufhebt.«
    »Leck mich am Arsch mit deiner Fliehkraft.« Bob lehnte sich in den Polstersitz zurück. Unter ihnen glitten die ersten hohen Alpenspitzen vorbei. Schneeplastiken, von der Sonne vergoldet. Hätte man sie so gemalt, wie sie aussahen, wäre es Kitsch gewesen. Aber wie vieles im menschlichen Leben ist primitive Kunst!
    »Genau das ist es!« Hellmut Hansen faltete die Zeitung zusammen. »Mit dem Arsch wärst du an die Felsen gesaust, nicht rückwärts auf die Straße. Außerdem hast du rechts gesessen …«
    »Wieso?«
    »Wenn Lutz gefahren hat.«
    »Natürlich.«
    »Aber links bist du aus dem Wagen gefallen! Außer der Fliehkraft hat also auch die Schwerkraft ausgesetzt.« Hansen blickte aus dem Fenster, um Bob nicht ansehen zu müssen. »Ohne daß das Dach wegflog, hast du also einen Salto über Lutz hinweg geschlagen und links zur Tür hinaus. Eine reife artistische und physikalische Leistung. Vor allem bei einem so niedrigen Wagen wie einem Maserati …«
    Bob Barreis schwieg. Er starrte Hansen in den Nacken und knirschte leise mit den Zähnen.
    »Bist du mein Freund?« fragte er.
    Hansen nickte langsam. »Ja. Würde ich dich sonst zurückholen?«
    »Du hast mir einmal das Leben gerettet.«
    »Das ist lange her.«
    »Und trotzdem bist du schuld, daß ich lebe.«
    »So kann man es auch nennen.«
    »Was ich bin, ist deine Schuld! Hättest du mich damals ersaufen lassen …«
    »Hör doch mit dieser Idiotie auf, Bob!«
    »Du hast mit Pia geschlafen?« Hansen zögerte, dann sagte er hart: »Ja.«
    »Sie war meine Eroberung.«
    »Ich weiß es, Bob. Aber du hast sie mir aufgedrängt. Der Teufel soll wissen, warum!«
    »Vielleicht weiß er es wirklich? Wir sind jetzt quitt.«
    »Du hattest keine Schulden.«
    »Doch, die einzigen, dir gegenüber. Mein Leben! Du hast es mir gegeben … nun hast du dir etwas genommen, was mir gehörte. Das ist eine glatte Rechnung. Ich habe es nicht mehr nötig, dich zu bewundern.«
    »Wenn du das jemals getan hast, warst du ein Narr.«
    »Das ist vorbei. Jetzt stehen wir pari. Und ich schlage dir in die Fresse, wenn du weiter von deiner verfluchten Fliehkraft sprichst, ist das klar?«
    »Auf jeden Fall deutlich.« Hellmut Hansen drehte sich zu seinem Freund. Bobs Augen waren kalt und mörderisch. »Wir sollten wirklich einmal miteinander reden. Ganz allein. Vielleicht wird das die zweite Lebensrettung –«
    »Wie ein Pfarrer! Tatsächlich, wie ein Pfarrer!« Bob lachte schrill und sprang auf. »Ich gehe zu Meyer ins Cockpit. Mich kotzt dieser Kanzelton an! Ich muß kotzen! K-o-t-z-e-n! Wie ein Heiliger, der Moral onaniert …«
    Um 14 Uhr, genau wie durch Funk gemeldet, setzte die Cessna auf dem Werkflugplatz zur Landung an. Bob Barreis saß neben dem Piloten auf dem Notsitz und blickte der Erde entgegen. Zwei dunkle Punkte wurden größer und nahmen Formen an.
    »Onkel Theodor«, sagte Bob mit giftigem Sarkasmus. »Und

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