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Ein Mann wie ein Erdbeben

Ein Mann wie ein Erdbeben

Titel: Ein Mann wie ein Erdbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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meiner Würde, für Geld zu sprechen.« Den ersten und einzigen Anhaltspunkt erhielt Dr. Dorlach bei dem Chauffeur. Hier erfuhr er, daß Tschocky junior sich eine Karte von Sizilien besorgt hatte. Er blätterte darin herum, als der Chauffeur den alten Tschocky zu einer Aufsichtsratssitzung abholte.
    »Sizilien!« sagte Theodor Haferkamp ahnungsvoll. »Das gibt nie und nimmer etwas Gutes! Weiß der Teufel, was sie dort unten ausbrüten! Was kann man in Sizilien anstellen, Hellmut?«
    »Ein Mensch wie Bob kann überall die Welt anzünden. Seine Phantasie in Lustbarkeiten ist unerschöpflich und bizarr.«
    »Wenn er bloß zehn Prozent davon in ehrliche Arbeit investierte!« schrie Haferkamp. Er hob bewußt die Stimme, denn Mathilde Barreis kam in den Salon. Sie war blaß, eine zerbrechliche Erscheinung, porzellanhaft und wie mit gefalteten Händen geboren.
    »Eine Nachricht von Bob?« fragte sie.
    »Ja. Er soll in Sizilien sein.«
    »Sicherlich in einem Sanatorium.«
    »Ganz sicher. Eine Trinkkur. Er schlürft den Schweiß aus dem Nabel der Weiber!«
    Mathilde Barreis zuckte zusammen, aber sie ging auf diesen Ton nicht ein. Sie sah Hellmut an, mit diesem flehenden Blick mütterlicher Sorge, dem niemand widerstehen kann. »Du wirst ihn aufsuchen, Hellmut?«
    »Erst muß er ihn suchen!«
    »Ich will mein Bestes tun.« Hansen hob hilflos seine Hände. »Sizilien ist groß. Wie soll man da auf gut Glück zwei Männer finden?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit: Klappere alle bekannten Hotels in den Städten ab. In irgendeinem dieser Luxuskästen müssen sie übernachtet haben. Dann hast du wenigstens einen Anhaltspunkt.« Haferkamp sah seine Schwester herausfordernd an. Es war ein Blick, dem Mathilde immer auswich. Wenn es um Robert ging, war sie immer mit einem Schuldgefühl belastet. Was habe ich falsch gemacht, fragte sie sich oft. Er war doch als Kind ein so lieber, braver Junge. Sie wußte ja nicht, daß drei Dienstmädchen in diesen Jahren gekündigt hatten, weil der vierzehnjährige Bob ihnen im Personalflügel der Villa auflauerte und ihnen die Blusen aufriß.
    Hellmut Hansen war bis nach Catania gekommen. Hier verlor sich die Spur. Im Hotel Palazzo hatten Bob und Tschocky drei Stunden gerastet und einen Berg von Gefrierbeuteln in der Schnellkühlanlage des Hotels einfrieren lassen. Das hatte er auch schon in Messina gehört.
    Zwanzig Gefrierbeutel. Hansen suchte nach einem Sinn und fand ihn nicht. Aber wenn ein Bob Barreis mit so etwas durch Sizilien reist, mußte es eine absonderliche Bedeutung haben.
    Nun saß Hellmut Hansen in Catania und wartete auf den großen Helfer aller Ratlosen, den Zufall. Er wartete über eine Woche, fuhr mit einem Leihwagen die Küstenstraßen ab … nach Syracus und Licata, nach Marsala und Trapani, nach Palermo und Cefalu. Er umkreiste die Insel in der Hoffnung, irgendwo vor einem der Strandhotels den Kombiwagen aus Essen zu sehen. Denn nur an der Küste kann Bob sein, folgerte Hansen, nur wo Wasser und Mädchen sind, fühlt er sich wohl. Im Inneren des Landes, über das die Jahrhunderte hinweggeweht sind wie heiße Stürme, gab es für einen Barreis keinen Tummelplatz der Freude.
    Seine Suche mußte vergeblich sein, denn Tschocky und Bob hatten sich bereits getrennt und waren nach Deutschland zurückgekehrt. Tschocky fuhr nach München – ihm war plötzlich eine Idee gekommen, die ihn faszinierte. Er lieh Bob dreitausend Mark und gab ihm einen Blankoscheck der Essener Bank mit. »Limit zehntausend Mark«, sagte er, unruhig vor Ungeduld. »Wo treffen wir uns?«
    »In Cannes.« Bob Barreis schrieb einen Schuldschein aus und schob ihn Tschocky über den Tisch. Ordnung muß sein, auch unter Freunden. »Willst du mit der Kiste nach München?«
    »Ich stelle den Wagen in Rom in einer Garage unter und fliege. Und du?«
    »Ich weiß noch nicht.« Bob Barreis sah aus dem Fenster. Die Luft kochte. Es war ein ungewöhnlich heißer Mai. An der gegenüberliegenden Kirche verkrochen sich die Tauben in den Schatten der aus Stein gehauenen Heiligen. »Auf jeden Fall bin ich in Cannes! Wann treffen wir uns?«
    »Am Sonntag, dem 18. Mai.«
    »Vor dem Club Mediterrane.«
    »Okay.«
    Am Abend fuhren sie weiter nach Rom und flogen am nächsten Morgen in verschiedenen Maschinen nach Deutschland. Tschocky nach München, Bob Barreis nach Köln.
    Und während Hellmut Hansen um diese Zeit auf der Straße nach Marsala schwitzte und den Zufall herausforderte, klingelte es bei der Studentin Eva Kottmann an der

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