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Ein Mensch namens Jesus

Ein Mensch namens Jesus

Titel: Ein Mensch namens Jesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Messadié
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er sich einer Gruppe von etwa zwölf Zuhörern zu. »Aus vier Elementen: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Jedes dieser Elemente erzeugt unterschiedliche Schwingungen, die ineinander übergehen und die Luft erfüllen. Du, Damis«, sprach er einen ungefähr dreißigjährigen Zuhörer an, »du glaubst, daß ein Stein leblos ist, nicht wahr?«
    »Stimmt das etwa nicht?«
    »Nein! Presse ihn in deiner Hand, dann spürst du seine Kraft. Er leistet dir Widerstand. In ihm steckt folglich eine größere Energie als in dir.« Sein Blick glitt über die Zuhörerschar hinweg und blieb an Jesus hängen. Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich heiße Jesus und komme aus Galiläa. Darf ich dir zuhören?«
    »Aber bitte, tritt näher! Die Schwingungen der vier Elemente, von denen das Universum erfüllt ist, erzeugen eine fünfte Schwingung, die wir Äther nennen und die das Weltall nicht nur erfüllt, sondern durchdringt. Der Äther ist eine für unsere Ohren nicht wahrnehmbare Musik, aus der Götter hervorgehen können, eine Musik, die nie verklingt. Feuer erlischt, Wasser verdunstet, Erde zerfällt zu Staub, und Luft verbraucht sich, aber der Äther besteht in seiner Vollkommenheit ewig. Er verwandelt sich nie und wird auch nicht weniger oder mehr.«
    »Aber in welcher Beziehung steht der Äther zu einem Sterblichen?« wollte eine junge Frau mit kehligem Akzent wissen. »Welchen Einfluß übt er zum Beispiel auf mich aus?«
    »Dein Körper ist vom Äther beseelt, ohne ihn wärst du nicht am Leben. Nichts auf der Erde entspricht dem Äther so wie der menschliche Körper.«
    »Und der der Tiere?« fragte Jesus.
    »Der kommt gleich nach dem des Menschen«, antwortete Apollonios.
    »Also ißt man Äther, wenn man ein Hühnchen verzehrt?«
    »Aus ebendiesem Grund sollen wir kein tierisches Fleisch essen«, entgegnete Apollonios ernst. »Alle meine Schüler wissen das.«
    »Was soll man dann essen?« fragte Jesus weiter.
    »Pflanzliche Kost.«
    »Aber leben die Pflanzen nicht auch? Stirbt eine Palme, deren Krone man abschneidet, nicht ebenso wie ein Mensch, wenn man ihn köpft?«
    »Die Pflanzen sind die dem Menschen unähnlichsten Lebewesen«, erklärte Apollonios, »deshalb dürfen wir sie essen.«
    »Wenn man Brot ißt, nimmt man auch Äther zu sich«, fuhr Jesus fort, »da es aus Pflanzlichem hergestellt wird. Warum sollte es dann verboten sein, den Äther von Hühnern oder Fischen zu essen?«
    »Worauf willst du hinaus?« fragte Apollonios und besah sich Jesus genauer.
    »Ich folge nur deinen Gedankengängen. Aber ich habe noch eine andere Frage: Wird jemand, wenn er eine Verfehlung begeht, vom Äther dazu angeregt oder nicht?«
    »Was nennst du eine Verfehlung?«
    »Die Lüge, zum Beispiel.«
    »Nein, der Äther inspiriert keine Verfehlungen.«
    »Wer dann?«
    »Die niederen Schwingungen der Erde.«
    »Nicht die des Feuers, der Luft oder des Wassers?«
    »Nein«, entgegnete Apollonios.
    »Die Erde ist also das am wenigsten erhabene Element?«
    »Ja«, bestätigte Apollonios, wobei er den Fremden mit unverhohlener Neugier musterte.
    »Wie erklärt sich dann, daß die Erde Lebewesen nährt, die wiederum dem Menschen Nahrung spenden, der, wie du meinst, dem vollkommenen Äther am nächsten steht?«
    »Worauf willst du hinaus? Sag es mir!« entgegnete Apollonios.
    »Ich dachte, du führst hier das Wort.«
    »Die Pflanzen reinigen die Schwingungen der Erde, und der Mensch reinigt seinerseits die Schwingungen der Pflanzen. Bist du nun zufrieden? Oder kannst du uns eine bessere Philosophie anbieten?«
    »Ich lehre keine Philosophie«, erwiderte Jesus, der die bohrenden Blicke der Zuhörer auf sich spürte.
    »Dann beschäftige dich mit ihr!« meinte einer der Anwesenden. »Ein Philosoph ist wie ein Kind, das mit einer Muschel das Meer ausschöpfen möchte. Alle Worte der Erde ersetzen nicht einen einzigen Wassertropfen für einen Fisch«, sagte Jesus.
    »Schickt man dich von einer uns feindlich gesinnten Sekte zu uns?«
    »Ich bin nur gekommen, um den berühmten Apollonios zu hören.«
    »Wie ich schon sagte«, fuhr Apollonios fort, »in jedem von uns ist ein kleiner Teil Äther. Manche Menschen können dieses höchste Gut durch Disziplin in sich mehren.«
    »Und was geschieht, wenn man stirbt?« wollte ein Zuhörer wissen. »Der dem Körper innewohnende Anteil Äther kehrt zu seinem Ursprung zurück. Nimmt doch, wie ich schon sagte, der Äther des Universums an Volumen weder zu noch ab.« Und zu Jesus gewandt, sagte er: »Bist du

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